BVG-Chefin Nikutta vor Wechsel: Zweite Vorstandsfrau bei der Bahn
Die Gütersparte der Bahn ist in den roten Zahlen. Sigrid Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, soll es richten. Sie hat auch Widersacher.
Seit 2010 ist die 50-Jährige Nikutta Chefin von Deutschlands größtem kommunalen Nahverkehrsunternehmen. Die promovierte Psychologin und Mutter von fünf Kindern war von der damaligen DB Cargo zur BVG gewechselt. Nikutta wurde im polnischen Szczytno (Ortelsburg) geboren und wuchs in der Nähe von Herford auf.
Nikutta ist bei der Bahn umstritten. Dem Vernehmen nach hat sie sich bereits drei Mal um einen Vorstandsposten beworben. Und auch jetzt haben sich sowohl Vorstandschef Richard Lutz als auch Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla gegen sie ausgesprochen. Teile des DB-Aufsichtsrats wie die Eisenbahnergewerkschaft EVG unterstützen Nikutta jedoch.
Gütersparte soll aus den Miesen
Mit der Personalie würde der Bahnvorstand von sechs auf sieben Ressorts erweitert. Die Aufseher wollen mit der Berufung Nikuttas offenbar die Gütersparte der Bahn wiederbeleben, die seit Jahren Marktanteile verliert. In diesem Jahr soll DB Cargo laut Berichten fast 300 Millionen Euro Miese einfahren, 2018 waren es noch 190 Millionen Euro. Der Zustand der Güterbahn sei angesichts des Konjunkturabschwungs „dramatisch“, hieß es in einem Schreiben an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), eine dauerhafte Förderung des Bundes sei unabdingbar. Bahnchef Lutz hatte betont, über Nacht sei keine Verbesserung bei der Güterbahn zu erwarten: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, sagte er in einem Interview.
Nikutta soll deshalb den in der Kritik stehenden zuständigen Finanz- und Gütervorstand, Alexander Doll, beerben. Zunächst hatte Bahn-Chef Lutz offenbar Doll gebeten, das Finanzressort aufzugeben und sich ausschließlich um die auch zu seinem Geschäftsbereich gehörende Gütersparte zu kümmern. Doll habe das abgelehnt.
Nun soll offenbar Nikutta diesen Teil seiner Arbeit übernehmen. Wenn sie den Ausschuss überzeugt, könnte der Aufsichtsrat sie bereits bei einer Sondersitzung am 7. November in den Vorstand berufen. In der Sitzung soll es auch um den geplanten Teilverkauf der Tochtergesellschaft DB Arriva gehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen