piwik no script img

BVG-Chefin Nikutta vor WechselZweite Vorstandsfrau bei der Bahn

Die Gütersparte der Bahn ist in den roten Zahlen. Sigrid Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, soll es richten. Sie hat auch Widersacher.

Nikutta in einem selbstfahrenden Kleinbus Foto: dpa

Berlin taz | Die Deutsche Bahn soll offenbar eine weitere Frau in den Vorstand berufen. Die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta, soll sich an diesem Mittwoch im Personalausschuss des Aufsichtsrats der Bahn als künftige Chefin der Güterverkehrs- und Logistiksparte präsentieren. So hieß es am Montag laut dpa in Kreisen des Kontrollgremiums der Bahn. Nikutta wäre neben Sabina Jeschke, im Vorstand zuständig für Technik und Digitalisierung, die zweite Frau im Leitungsgremium der Bahn.

Seit 2010 ist die 50-Jährige Nikutta Chefin von Deutschlands größtem kommunalen Nahverkehrsunternehmen. Die promovierte Psychologin und Mutter von fünf Kindern war von der damaligen DB Cargo zur BVG gewechselt. Nikutta wurde im polnischen Szczytno (Ortelsburg) geboren und wuchs in der Nähe von Herford auf.

Nikutta ist bei der Bahn umstritten. Dem Vernehmen nach hat sie sich bereits drei Mal um einen Vorstandsposten beworben. Und auch jetzt haben sich sowohl Vorstandschef Richard Lutz als auch Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla gegen sie ausgesprochen. Teile des DB-Aufsichtsrats wie die Eisenbahnergewerkschaft EVG unterstützen Nikutta jedoch.

Gütersparte soll aus den Miesen

Mit der Personalie würde der Bahnvorstand von sechs auf sieben Ressorts erweitert. Die Aufseher wollen mit der Berufung Nikuttas offenbar die Gütersparte der Bahn wiederbeleben, die seit Jahren Marktanteile verliert. In diesem Jahr soll DB Cargo laut Berichten fast 300 Millionen Euro Miese einfahren, 2018 waren es noch 190 Millionen Euro. Der Zustand der Güterbahn sei angesichts des Konjunkturabschwungs „dramatisch“, hieß es in einem Schreiben an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), eine dauerhafte Förderung des Bundes sei unabdingbar. Bahnchef Lutz hatte betont, über Nacht sei keine Verbesserung bei der Güterbahn zu erwarten: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, sagte er in einem Interview.

Nikutta soll deshalb den in der Kritik stehenden zuständigen Finanz- und Gütervorstand, Alexander Doll, beerben. Zunächst hatte Bahn-Chef Lutz offenbar Doll gebeten, das Finanzressort aufzugeben und sich ausschließlich um die auch zu seinem Geschäftsbereich gehörende Gütersparte zu kümmern. Doll habe das abgelehnt.

Nun soll offenbar Nikutta diesen Teil seiner Arbeit übernehmen. Wenn sie den Ausschuss überzeugt, könnte der Aufsichtsrat sie bereits bei einer Sondersitzung am 7. November in den Vorstand berufen. In der Sitzung soll es auch um den geplanten Teilverkauf der Tochtergesellschaft DB Arriva gehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Sie soll das so machen wie bei der BVG. Da hat sie ja Turnschuhe als Fahrkarte verkauft. Sie ist also in der Wirtschaft bekannt für Umsatzsteigerungen. Ihr wird bestimmt was einfallen, damit wieder eine Win-Win-Situation herauskommt. Der Bund kann ja später nachschießen.

  • Nun, ich drücke ihr beide Daumen. Wir brauchen die Bahn -- viel mehr davon -- wenn wir die ökologische Transformation hinkriegen wollen.

    Das Pofalla dagegen ist werte ich eher als positives Zeichen.