BMW Guggenheim Lab II: "Das waren die falschen Leute"
Herbert Mondry, Vorsitzender des Berufsverbands bildender Künstler in Berlin, fordert Unternehmen zu einem subtileren Kulturengagement auf.
taz: Herr Mondry, was verbinden Sie mit dem BMW-Guggenheim-Lab in Berlin?
Herbert Mondry: Für mich ist das Lab ein Event. Ich finde das Verhalten der Projektpartner insofern sehr problematisch.
Was stört Sie genau?
Wir haben uns geärgert, dass BMW offenbar nur daran interessiert ist, über dieses Sponsoring seine Marke in die Öffentlichkeit zu tragen. Wenn Unternehmen sponsern, sollten sie das soziale und kulturelle Engagement ernst nehmen – also eben nicht nur ein Event veranstalten.
Ist es nicht auch positiv, wenn sich die Privatwirtschaft in der Kulturförderung engagiert?
Der Staat darf sich nicht aus der kulturellen Förderung zurückziehen – gerade jetzt, wo es kritisch wird, wäre das völlig falsch. Und man kann schon gar nicht darauf hoffen, dass staatliche Förderung, die immer auch gemeinnützig ist und sich an diesen Zielen orientiert, durch private Sponsoringmaßnahmen ersetzt werden kann.
72 Jahre, ist seit 1989 Vorsitzender des Berufsverbandes bildender Künstler Berlin, dem rund 2.000 Künstler angehören.
BMW-Kulturchef Thomas Girst sagte der taz: „Die Subtilität des Auftritts zeugt von der Souveränität des fördernden Unternehmens.“ Ist das Engagement von BMW subtil?
Thomas Girst ist ein sehr guter Mann, der ernsthaft Kultur fördert. Aber er scheint mit dem Lab gar nichts zu tun zu haben. Er hat Recht: Ein Unternehmen muss subtil auftreten. Aber das hat BMW hier überhaupt nicht hinbekommen. Man hat offensichtlich die falschen Leute beauftragt.
Was hätte man besser machen können?
Wenn man eine Veranstaltung zum Thema „Stadtentwicklung und Megastädte“ organisiert, dann macht man doch erst mal Feldforschung und stellt offene Fragen. Das ist beim Lab nicht passiert.
Die Lab-Gegner greifen vor allem BMW an, Kritik an der Guggenheim-Stiftung gibt es kaum. Wie beurteilen Sie die Kunstförderung von Guggenheim?
Ganz grundsätzlich: Ein Museum sollte sich immer überlegen, mit wem es kooperiert. Das Image des Museums ist wertvoll, das sollte man nicht für reines Marketing ausnutzen.
In Berlin gibt es seit Jahren verschiedene Kulturprojekte, die von Unternehmen gefördert werden. Lehnen Sie das generell ab?
Mit Philipp Morris hatten wir vor Jahren riesige Probleme, weil der Konzern inhaltliche Einfluss nehmen wollte. Daraus hat Philipp Morris aber gelernt und dann das Künstlerhaus Bethanien gesponsert. Es gibt also ordentliches Sponsoring – wenn das Unternehmen vorsichtig und zurückhaltend auftritt.
Glauben Sie, dass das Lab Impulse für die Berliner Kunst- und Kulturszene liefern kann?
Für die Kunst nicht, das Lab hat mit Kunst wenig zu tun. Ob es zu stadtentwicklungspolitischen Fragen konstruktive Beiträge leisten kann, muss man nun eher bezweifeln.
Werden die Diskussionen um das Lab künftig internationale Kunstförderer abschrecken?
Ich finde dieses Aufschaukeln nicht gut für die Stadt. Keine Seite sollte jetzt allzu sehr ihr Gesicht verlieren – auch nicht der Regierende Bürgermeister, der das Projekt haben will. Ich würde sagen: Neues Konzept, Denkpause, Neuanfang. Dann kann man auch tatsächlich die Öffentlichkeit beteiligen. Sonst wird das Lab irgendwo hin gesetzt und als Fremdkörper empfunden.
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