BBC-Serie „Hustle“ auf One: Vergnüglich auch auf der Metaebene
Elegant und stilbildend, aber mit einem musikalischen Fehler am Rande: die BBC-Serie „Hustle“ über Gauner mit moralischem Kodex.
Zu dieser Serie kann man tanzen. Sie groovt und pulsiert. Der einzige Fehler, den die britische BBC bei „Hustle – Unehrlich währt am längsten“ begangen hat: Den Soundtrack gibt es nicht zu kaufen. (Einige Fans haben versucht, da Abhilfe zu schaffen. Fragen Sie die Suchmaschine Ihres Vertrauens.)
Die musikalische Untermalung, größtenteils beigesteuert von Magnus Fiennes, passt ideal zum Serienentwurf. Erdacht wurde er 2004 von Bharat Nalluri. Und dann gemeinsam mit Tony Jordan entwickelt. Nalluri zeichnet zudem für das Regiekonzept verantwortlich. „Hustle“ erzählt von den Streichen einer Gruppe von Trickbetrügern, deren Coups sich ausschließlich gegen andere Strolche wenden.
Das hat moralische wie auch praktische Gründe: Wer selbst mächtige Scharten im Kerbholz hat, wird kaum die Polizei hinzuziehen. Bewusst knüpfen die Produzenten, die bereits mit Serien wie „Spooks“ und „Life on Mars“ innovativ hervorgetreten waren, an die 1960er und 1970er an – an Filme wie „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, an TV-Produktionen wie „Gauner gegen Gauner“ und „Mission: Impossible“.
In jeder Episode hecken Stratege Michael Stone (Adrian Lester) und seine Komplizen einen Fischzug aus, der auf Täuschung und Irreführung beruht. Meist läuft das Unternehmen nicht wie geplant. Aber da steckt immer noch ein Ass im Ärmel.
Die Serie ist ein Musterbeispiel an Eleganz und ein schierer Genuss. Die Regisseure arbeiten mit Splitscreens, Standbildern, ungewöhnlichen Kameraeinstellungen, Reißschwenks. Den Schauspielern ist ein augenzwinkernder Gestus aufgegeben. Sie werfen verschwörerische Blicke in die Kamera, richten sich auch mal direkt an das Publikum.
„Hustle – Unehrlich währt am längsten“, Sa., 1.40 Uhr, und Di., 21.45 Uhr, One
Dieses Durchbrechen der vierten Wand ist im Bereich der TV-Serie altbekannt, bei „Hustle“ aber technisch avanciert: Das Bild wird eingefroren, nur eine Person bewegt sich noch, teilt sich den Zuschauern mit und spaziert unterdessen zwischen den anderen umher. Ein Clou, der später für die US-Serie „House of Lies“ übernommen wurde.
Vergnüglich auch das Spiel mit der Metaebene. Wenn da der berühmte Hollywood-Schriftzug an einen Sammler von Kinomemorabilien veräußert werden soll, wird der Käufer – eine ziemlich miese Type – gespielt von Robert Wagner, der selbst in den 1960er Jahren bekannt wurde durch eine Gaunerserie namens „Ihr Auftritt, Al Mundy“.
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