BBC-Podcasts „World of Secrets“: Missbrauch bei Harrods
Mohamed Al-Fayed soll jahrzehntelang hunderte Frauen missbraucht haben. Viele von ihnen reden jetzt. Mächtige Täter scheinen zu Lebzeiten unantastbar.
Luxus und Glamour, dafür steht das Londoner Warenhaus Harrods. Viele Jahre war es Hoflieferant der Royals, seine grünen Einkaufstüten mit dem goldenen Schriftzug sind Ikonen des Geltungskonsums.
Derzeit macht Harrods aus anderen Gründen Schlagzeilen: Hunderte Frauen beschuldigen den ehemaligen Eigentümer Mohamed Al-Fayed, sie sexuell belästigt, missbraucht, sogar vergewaltigt zu haben.
Der Milliardär soll seine Machtposition genutzt haben, um junge, teilweise minderjährige Angestellte in Abhängigkeitsverhältnisse zu drängen und sie zu missbrauchen. Erst nach seinem Tod 2023 wurden die Vorwürfe öffentlich, zuerst in einer BBC-Dokumentation vom September.
Dutzende Frauen berichteten dort von Al-Fayeds Übergriffen. Seit der Veröffentlichung haben sich viele weitere Betroffene gemeldet: Ein Anwaltsteam, das einige der Frauen vertritt, nahm 200 neue Meldungen auf. Harrods erhielt nach eigenen Angaben etwa 250 Beschwerden.
bei allen Podcatchern.
Reiche, mächtige Täter
Al-Fayed war von 1985 bis 2010 Harrods-Eigentümer. Öffentlich trat er als schillernder und einflussreicher Geschäftsmann auf und brüstete sich mit seinen Verbindungen zu den Royals und in britische Regierungskreise. Sein Sohn Dodi wurde als der letzte Liebhaber von Prinzessin Diana bekannt. Das Paar starb bei einem Autounfall in Paris.
Die Recherche kann in der neuen Staffel des BBC-Podcasts „World of Secrets“ gehört werden. In fünf Folgen berichten Frauen von den Übergriffen. Das ist teilweise schwer zu ertragen, auch weil ihre Erfahrungen sich so sehr ähneln. Al-Fayed musste sich nicht für seine mutmaßlichen Taten verantworten, obwohl sie in seinem Umfeld laut BBC-Recherchen wohl ein offenes Geheimnis waren.
Damit ist dem ägyptischen Milliardär scheinbar doch gelungen, worum er sein Leben lang kämpfte: die Aufnahme in die britische High Society – also in ein System, das reiche mächtige Täter immer wieder schützt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken