BBC-Dokumentation: Solides Katastrophen-Einmaleins
Eine neue BBC-Doku-Reihe erklärt „Katastrophen, die Geschichte schrieben“ in 10 großen Fehlern. Das funktioniert gut, wirkt aber gekünstelt.
Nicht neun oder elf, nein, diese neue Doku-Reihe von BBC macht doch tatsächlich mit der steilen These auf, dass immer exakt zehn Fehler ursächlich waren für diese fünf „Katastrophen, die Geschichte schrieben“. Als da wären, in chronologischer Folge: die Explosion des Zeppelins „Hindenburg“ bei seiner Landung am 6. Mai 1937 im amerikanischen Lakehurst; das Kennedy-Attentat am 22. November 1963; die Terroranschläge vom 11. September 2001; der Blowout unter der Bohrinsel Deepwater Horizon am 20. April 2010; die Abstürze zweier fabrikneuer Flugzeuge des Typs Boeing 737 MAX 8 am 29. Oktober 2018 und am 10. März 2019.
So ein multikausaler Ansatz ist natürlich immer vielversprechend – aber auch etwas gekünstelt. Fehler 8 (Mangelnder Brandschutz) und Fehler 9 (Mangelhafte Sicherheitsarchitektur) hätte man sicherlich auch unter einem Punkt zusammenfassen können. Nichts anderes gilt für „Fehler 6: Veraltete Luftabwehrsysteme“ und „Fehler 7: Verwirrung auf höchster Ebene“: George W. Bushs Befehl zum Abschuss der entführten Flugzeuge kam viel zu spät und konnte nicht mehr umgesetzt werden.
Auf die etwas reißerische „10 Fehler“-Marketing-Masche hätte man also gut verzichten können. Ansonsten fasst die Doku grundsolide zusammen und macht – auch in der Folge zum Kennedy-Attentat – um jegliche Verschwörungstheorien einen weiten Bogen. Was man hingegen vermisst: ein bisschen mehr Tiefgang.
In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht das infolge von 9/11 erlassene und den Abschuss eines entführten Flugzeugs ermöglichende Luftsicherheitsgesetz für mit der Menschenwürde unvereinbar erklärt und gekippt. Sollte der vom US-amerikanischen Präsidenten – wenn auch folgenlos – erteilte Abschussbefehl in angelsächsischen Ländern wirklich keinerlei ethisch-juristische Fragen aufgeworfen haben? Dazu erfährt man in der Doku: nichts.