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Auszeichnung für pakistanische AktivistinSacharow-Preis für Malala

Jetzt steht es fest: Die 16-jährige Malala Yousufzai bekommt den Sacharow-Menschrechtspreis 2013. Sie sei eine „mutige Anwältin für Erziehung“, hieß es.

Vor einem Jahr schossen die Taliban Malala auf dem Schulweg in den Kopf. Bild: ap

BRÜSSEL/ISLAMABAD rtr/afp/dpa | Die von den Taliban schwer verletzte pakistanische Schülerin Malala Yousufzai ist am Donnerstag vom Europäischen Parlament mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden.

Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) teilte dies am Donnerstag per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Malala sei eine „mutige Anwältin für Erziehung“, schrieb Schulz. „Sie erinnert uns an unsere Pflicht gegenüber Kindern, vor allem Mädchen“.

Über die Preisvergabe entscheiden die Chefs der sieben Fraktionen und der Präsident des Europaparlaments. Die Entscheidung für Malala fiel nach Angaben von Fraktionssprechern einstimmig. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis soll der Jugendlichen am 20. November in Straßburg überreicht werden.

Malala wurde wegen ihrer Kritik an den radikalen Islamisten in ihrer Heimat zu einem Symbol des Widerstandes und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Vor einem Jahr schossen ihr Taliban auf dem Weg von der Schule zum Bus in den Kopf. Sie begründeten das Attentat damit, dass die heute 16-Jährige pro-westlich sei, gegen die Taliban aufbegehre und US-Präsident Barack Obama als vorbildlichen Staatschef bezeichnet habe.

Pakistanische Aktivisten freuen sich

Die Jugendliche stammt aus dem Swat-Tal in Pakistan. Sie hatte schon als Elfjährige gegen die Taliban protestiert, die Mädchen und Frauen den Zugang zu Bildung verweigern. Sie schilderte in einem Dokumentarfilm und einem Blog ihren Wunsch, Ärztin zu werden – entgegen den Vorschriften der Taliban. Kürzlich erschien ihre Autobiografie in Deutschland.

Die Auszeichnung für Malala ermutigt die Bewegung für gerechte Bildung in Pakistan. Zahra Arshad, Koordinatorin der Dachorganisation Pakistanische Koalition für Bildung, begrüßte die Entscheidung am Donnerstag und sagte, Malala sei weltweit zum Symbol für das Recht auf Bildung geworden.

„Auf den Zug für mehr Bildung, den Malala in Gang gesetzt hat, wollen viele Mädchen aufspringen. Es liegt nun in der Verantwortung der Regierung, allen Kindern Zugang zu hochwertiger Bildung zu sichern“, sagte Arshad.

Für den Sacharow-Preis waren unter anderen auch der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und der inhaftierte russische Regierungskritiker Michail Chodorkowski nominiert. Der Preis ist nach dem russischen Physiker und Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow benannt. Seit 1988 wird der Preis jährlich vom Europaparlament an Aktivisten und Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen.

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6 Kommentare

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  • AU
    Andreas Urstadt

    ps

     

    aber Malala floh nicht, sie stellte sich den Taetern in den Weg mit ihren Aktivitaeten und davon gibts nicht viel Leute und insofern

     

    Es gibt in Kontrast Eltern, die ihre Kinder zum Mobben anstiften. Der Preis macht immerhin klar, was nicht geht.

    • @Andreas Urstadt:

      Ich finde ganz und gar nicht, dass der Preis klarmacht, was nicht geht - leider. Was nicht geht ist, dass auch in Deutschland Kinder - Fluechtlingskinder - vom Schulunterricht ausgeschlossen werden. Hier sollte man sich bei der eigenen Nase fassen, warum nicht ein Preis an ein Fluechtlingsmaedchen, dass sich trotz deutscher Buerokratie ihr Recht auf Bildung bei uns erkaempft?

  • AU
    Andreas Urstadt

    Der Vater steht uebrigens hinter allem und lenkte den Weg der Tochter fuer Maedchen u Frauenrechte (vgl Femen).

     

    Ein Preis ist immer vertikal und hierarchisch und natuerlich ist es ein Verlust, dass andere Malalas nicht bemerkt werden. Malala hat die Verleihung nicht initiiert. Preistraeger sagen oft, eigentlich seien sie befremdet ueber Preisverleihungen, es sind immer die, die sich selbst gar nicht beworben haben.

     

    Natuerlich sind solche Preise befremdlich und das Spotlight widerspricht oft genug der Haltung von Preistraegern, es sagt viel mehr ueber Juries und Verleiher aus. Die ersten Preise wurden in communities verliehen, in denen die andern Malalas viel bessere Chancen hatten bemerkt zu werden. Die Ausdehnung ueber bekannte communities hinaus reduziert paradoxerweise auf ein spotlight, die mentale Nussschale der Verleiher.

  • Ich finde das verlogen, und zwar dessen, weil hier eine junge Person im Rahmen der europäisch-amerikanischen militärischen "Menschenrechtsbemühungen" in Pakistan/Afghanistn instrumentalisiert und für ganz und gar nicht humanistische aussenpolitische Zwecke propagandistisch mißbraucht wird. Ich bin mir sicher, auch bei den vielen vielen Flüchtlingen, die jedes Jahr unter Lebensgefahr in überfüllten und seeuntüchtigen Booten überqueren, ist die ein oder andere bildungsbeflissene Malala dabei. Warum wird hier nicht mal ein Preis verliehen? Warum wird hier überhaupt nicht hingeschaut, um verborgenes Potential und starke Charaktere zu erkennen und zu fördern?

    • G
      gast
      @Irma Kreiten:

      Weil die westliche Welt Afrika nicht interessiert, nur wie man ihre Erdschätze ausplündern kann.

       

      Es gibt in Afrika viele die für Menschenrechte kämpfen, Opfer wurde der weltweit bekannte Menschenrechtler Chebeya aus Kongo, welchen die Regierung durch die Polizei ermorden ließ.

      Aber er ist nicht der Einzige gewesen, weitere Menschenrechtler wurden in Kongo gefoltert und verschleppt, tauchten nie wieder auf, auch viele Journalisten im Kongo wurden ermordet, weil sie in der Öffentlichkeit die enormen Missstände im Kongo bekannt gaben, was den Flüchtlingen aber als Humanflucht unterstellt wird, darum auch keine Chance auf Asyl bekommen.

    • @Irma Kreiten:

      "in überfüllten und seeuntüchtigen Booten das Mittelmeer überqueren..."