Auszeichnung für Shermin Langhoff: Großes und kleines Kreuz
Die Intendantin des Maxim Gorki Theaters erhält das Bundesverdienstkreuz. Sie ist längst eine Instanz im deutsch-türkischen Verhältnis geworden.
Intendantin Shermin Langhoff, die seit 2013 das Maxim Gorki Theater leitet, ist längst mehr als das. Sie ist mit ihrem Programm, die Geschichte von Deutschland als Einwanderungsland in Erzählungen zu übersetzen, zu einer Instanz im deutsch-türkischen Verhältnis geworden. Das ist in der Gegenwart, ein verdammt schweres Kreuz zu tragen.
Am heutigen Mittwoch bekommt Shermin Langhoff ein kleines Kreuz dazu. Ihr wird vom Bundespräsidenten Joachim Gauck ein sehr offizieller Orden verliehen, das Verdienstkreuz am Bande. 16 Bürgerinnen werden damit am Internationalen Frauentag für ihr Engagement ausgezeichnet. In der Begründung für die Theatermacherin heißt es: „Shermin Langhoff ist seit mehr als zehn Jahren eine im In- und Ausland viel beachtete Theatermacherin und wichtige Stimme zu Fragen der Integration.“
Die aktuelle Politik in Deutschland und in der Türkei gibt ihr viel zu tun. Langhoff beschränkt sich nicht auf die Theaterbühne, schreibt offene Briefe an Angela Merkel, etwa am 5. November 2016: „Sie […] müssen deutlicher werden und die neuerlichen Verhaftungen auf das Schärfste verurteilen.“ Oder sie schlägt im Tagesspiegel (Januar 2017) vor, dass „Regierungsverantwortliche aus dem Westen in der Türkei inhaftierte Journalisten oder Politiker besuchen, um den Dialog nicht abreißen zu lassen“.
An ihrem Haus docken viele Kulturschaffende aus der Türkei an. Das verschafft dem Theater große Aufmerksamkeit. Als müsste es jene politische Klarheit erlangen und darstellen können, die der Politik selbst nicht gelingt. Viel Verantwortung für ein kleines Theater. Nicht einfach, seinen Kurs zu finden.
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