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Auswirkungen der InflationKaufkraftverlust trifft die Armen

Rentner haben unterdurchschnittlichen Kaufkraftverlust erlitten. Doch über ein Drittel hat keine Rücklagen, um höhere Preise auszugleichen.

Alles teurer: arme Rentner mit ohne Erspartes trifft es hart, die Reichen kommen hingegen gut durch die Inflation Foto: imago/Michael Gstettenbauer

Berlin taz | Die rund 12,4 Millionen Rentnerhaushalte sind etwas besser durch die Zeit mit hohen Preissteigerungen gekommen als durchschnittliche Haushalte. Ihr Kaufkraftverlust zwischen 2018 und 2023 sind mit 1,7 Prozent zwar auch schmerzlich. Doch die Haushalte von Erwerbstätigen büßten in dieser Zeit 2,2 Prozent an Kaufkraft ein. Das ergab eine Studie der Deutschen Rentenversicherung (DRV).

Allerdings gibt es bei beiden Gruppen eine große Gemeinsamkeit. „Haushalte mit niedrigen Einkommen waren im Jahr 2023 stärker inflationsbetroffen“, sagt Forscher Maximilian Stockhausen, „dies gilt auch für einkommensschwache Rentnerhaushalte“. Diese Woche soll das Rentenpaket II nach langem Streit um den Haushalt und die Schuldenbremse auch noch einmal im Thema im Kabinett der Bundesregierung sein.

Ein tieferer Blick in die Analyse zeigt einige Unterschiede im Konsumverhalten. Die Einbußen durch die Teuerung der vergangenen beiden Jahre liegt bei allen Bevölkerungsgruppen im Durchschnitt auf einem ähnlichen Niveau von gut 8 Prozent im Jahr 2022 und knapp 6 Prozent im letzten Jahr. Rentnerhaushalte sind vom Anstieg der Energiepreise und der Nahrungsmittel besonders stark getroffen. „Rentner bleiben eher zuhause und heizen mehr“, erklärt DRV-Experte Martin Beznoska den Unterschied. Bei den übrigen Haushalten schlugen dagegen auch Preissteigerungen bei der Mobilität stark zu Buche.

Im Vergleich zwischen 2018 und 2023 stehen die Rentnerhaushalte auch bei der Einkommensentwicklung etwas besser da als andere. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen stieg in dieser Zeit um 17,6 Prozent auf 2.962 Euro. Dieser Wert beinhaltet alle Einkünfte, also auch durch Kapitalerträge oder Wohngeld. Trotz der Steigerung liegen die Einkommen der Rentnerhaushalte aber deutlich unter denen von Vergleichsgruppen. Pensionäre konnten einen Zuwachs um gut 16 Prozent auf durchschnittlich 5.914 Euro verbuchen, alle sonstigen Haushalte nahmen 16,8 Prozent mehr und damit 4.674 Euro im Monat ein.

Soziale Ungleichheit auch bei Rentnern groß

Allerdings sind die Unterschiede zwischen den gesetzlich versicherten Rentnern beträchtlich. Die 20 Prozent mit dem geringsten Haushaltseinkommen konnten sich zwar über einen Einkommenssteigerung um fast 20 Prozent freuen. Doch mit 1.348 Euro Einkommen im Monat reicht es bei ihnen nur knapp zum Leben. Die reichsten 20 Prozent der Rentnerhaushalte verfügen aktuell über 5.594 Euro monatlich, 16,6 Prozent mehr als 2018.

Nach Einschätzung der Wissenschaftler haben auch staatliche Sozialprogramme dafür gesorgt, dass gerade Rentnerhaushalte von der Inflation weniger getroffen wurden als andere. Dazu zähle der Energiekostenzuschuss von 300 Euro im Dezember 2022. Da Haushalte mit höheren Einkommen den Zuschuss versteuern mussten, profitierten viele Rentner besonders stark davon. Auch die Erhöhung des Wohngelds kommt vor allem den Rentnern zugute. Sie stellen fast die Hälfte der Wohngeldbezieher. Die durchschnittliche Höhe des Wohngelds verdoppelte sich 2023 auf maximal 370 Euro.

Doch eine anhaltend hohe Inflation würde das Bild wohl deutlich eintrüben. Denn die finanziellen Spielräume vielen Rentnerhaushalte reichen zum Ausgleich von Preissteigerungen nicht aus. Vor fünf Jahren gaben sie knapp 95 Prozent ihres Einkommens für den Konsum aus. Mit der Inflation stieg der Anteil der Konsumausgaben von mehr als 96 Prozent. Zum sparen bleibt da kaum etwas übrig. Und der Anteil der Rentnerhaushalte, die mehr ausgeben als sie einnehmen, ist von fast 28 Prozent auf 30 Prozent angewachsen. Das heißt, hier wird vorhandenes Sparvermögen aufgebraucht. Bei den Haushalten von Erwerbstätigen muss nur jeder fünfte die Reserven anzapfen.

Bei den Vermögen stehen Rentnerhaushalte etwas besser da als die von Erwerbstätigen. 2018 konnte der durchschnittliche Haushalt von Rentnern auf 60.200 Euro zurückgreifen, rund 12.000 Euro mehr als der von Erwerbstätigen. Pensionäre verfügten im Mittel mit 265.100 Euro über deutlich höhere Besitztümer. Immobilien sind in diesen Werten enthalten, auch sie sich nicht ohne weiteres verkaufen lassen, wenn es an Geld mangelt.

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4 Kommentare

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  • Man kann es kaum noch verdauen: da werden Plattheiten wissenschaftlich bearbeitet, die eh klar sind: Arme sind von der Inflation stärker betroffen als Reiche. Wer einen Zuschuss bekommt, dem geht besser, als jenem, der nicht in den Genuss kommt ... und so geht das in einem fort.



    Folgt am Schluss (nicht hier im Beitrag): Steuern senken.

  • Das klingt freundlich, aber für die Rentner mit geringer Rente war das eine harte Zeit. Und sie ist nicht vorbei. Die Masse der Rentner sind ja noch Menschen, die praktisch ihr Leben lang beschäftigt waren. Das wird schon bei den Baby-Boomern anders sein. Dann werden die Verhältnisse sich auch ändern.

  • Die Inflation trifft durchaus auch die Wohlhabenden, aber in gänzlich anderer Art und Weise: Hier ist es z. B. die Finanzierbarkeit des Eigenheims durch hohe Zinsen oder die zusätzlichen Kosten für KFZ und Urlaube, Verluste in der Geldanlage ebenfalls aufgrund höherer Zinsen etc. Die Wohlhabenden haben jedoch i. d. R. genügend Rücklagen und bessere finanzielle Puffer, um solche Durststrecken zu überbrücken. Dort zapft man nicht die Rücklagen an, sondern verringert höchstens die Sparquote.

  • Alles lange bekannt und absehbar, wahrscheinlich werde ich das noch an meinem 100sten Geburtstag lesen.



    Wenn es um die Reichen oder gar die Beamten geht scheint man ja auch bei der taz mittlerweile keinerlei Fantasie mehr zu entwickeln wie man die Verhältnisse hin zu mehr Gerechtigkeit entwickeln könnte.