Auswärtssiege in der Bundesliga: Der ehemalige Heimvorteil
Im Profifußball gibt es keine uneinnehmbaren Festungen mehr, der „12. Mann“ übt keine Macht aus, und gewonnen wird halt irgendwo.
Samstagabend, 20 Uhr 23, guten Abend, meine Damen und Herren!, möchte man wie weiland Dieter Thomas Heck in der „ZDF-Hitparade“ ausrufen. Hallo und herzlich willkommen im … (schnell auf den Zettel gucken) … im Deutsche Bank Park zu Frankfurt am Main. Dort hat am Samstagabend nämlich die heimische Eintracht gegen den Fußballklub Bayer 04 Leverkusen verloren (1:4).
Von Heimvorteil war nichts zu erkennen. So wenig wie an diesem Spieltag in der Red Bull Arena zu Leipzig beim Spiel gegen den FSV Mainz (1:2). Oder im Bochumer Vonovia Ruhrstadion, wo die TSG Hoffenheim gewann (0:1). Und so weiter.
Bis zum Samstagabend hatte die Fußball-Bundesliga der Männer nur Auswärtssiege vorzuweisen. Vom guten alten Heimvorteil, den es noch zu Ernst Hubertys, Rudi Michels und Dieter Thomas Hecks Zeiten gab, war an diesem Wochenende nichts übrig geblieben.
Die Macht auf den Rängen, die den Gegner einschüchtert, die sich in jeder brenzligen Spielszene als „12. Mann“ einwechselt und auch noch den Schiedsrichter verängstigt (denn die Fans wissen ja, wo sein Auto steht), die gibt’s nicht mehr.
Der Fußball hat nicht mehr die uneinnehmbaren Festungen à la Betzenberg und Bökelberg, à la Wildpark und Parkstadion. Der Heimvorteil hat in Zeiten, in denen in Arenen mit Sponsorennamen und ähnlichem Gastronomiebereich performt wird, seine Macht eingebüßt. Nicht für die Fans auf den Rängen wird gekickt, sondern fürs Publikum, das sich aufs Samstagabendentertainment freut. Hallo und herzlich willkommen.
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