Australiens Hochsee-Segelklassiker: Revanche für „Comanche“

Zum 75. Jubiläum der Hochseeregatta von Sydney nach Hobart verzieht sich der Rauch der Buschfeuer rechtzeitig zum Start. Es siegt ein Favorit.

Ein Segelschiff

Die „Comanche“ beim Start in Sydney Foto: ap

BERLIN taz | Kurz vor dem Ziel wurde es noch einmal richtig spannend. Dabei hatte die Yacht „Comanche“ des australischen Windanlagenmilliardärs Jim Cooney und seiner Frau Samantha Grant noch bis kurz vor dem tasmanischen Hobart einen Vorsprung von 20 Seemeilen herausgesegelt. Doch dann blieb die unter Seglern als Flugzeugträger verspottete wuchtige Superyacht aus Carbon im Dermant River in einer Flaute hängen.

Die 18-köpfige Crew, neben Cooney, Grant und Sohn waren etliche Profisegler an Bord, zog ein Mitglied in den Mast, um nach Wind Ausschau zu halten. Der setzte erst ein, als die Verfolgeryacht „InfoTrack“ bereits auf 7 Seemeilen herangekommen war. So siegte „Comanche“ auf der 628 Meilen-Strecke am Samstagmorgen nach einem Tag, 18 Stunden, 30 Minuten und 24 Sekunden.

„Comanche“ hatte von den fünf Supermaxis (Yachten von 100 Fuß Länge) unter den 157 angetretenen Booten aus acht Nationen den mit Abstand schlechtesten Start. Doch räumte die Crew bald das Feld von hinten auf und setzte sich schnell an die Spitze. Dabei wählten die Navigatoren einen Umweg, der auf dem Kurs nach Süden in einem Bogen weit aufs offene Meer hinausführte, dort aber mehr Wind versprach. Erst bei höheren Windstärken und mehr achterlichem Wind kommt das große Potenzial dieser Yacht, die den Geschwindigkeitsweltrekord für Einrumpfkielboote hält und 2015 auch den Streckenrekord nach Hobart aufstellte, abgerufen werden.

Die Rechnung ging auf, auch wenn schnell klar wurde, dass diesmal kein Rekord zu erzielen war. Dafür waren die Verhältnisse insgesamt zu moderat und hätte die Yacht, die jetzt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14,8 Knoten unterwegs war, mindestens neun Stunden schneller sein müssen.

Vorregatta abgesagt

Vor einem Jahr war „Comanche“ bei der Kultregatta, die stets am zweiten Weihnachtstag („Boxing Day“) vor zehntausenden Zuschauern im Hafen von Sydney gestartet wird, noch zweite nach gesegelter Zeit geworden. In diesem Jahr hatte der Wind erst kurz vorher gedreht, so dass die Rauchwolken von den vielen Buschbränden um die australische Metropole ins Landesinnere geweht wurden und im Hafen schließlich eitel Sonnenschein herrschte. Einige Tage zuvor hatte die Vorregatta wegen schlechter Sichtverhältnisse noch abgesagt werden müssen.

2017 hatte sich „Comanache“ erst durch Protest gegen den bisherigen Seriensieger „Wild Oats XI“ der Weinhändlerfamilie Oatley durchgesetzt. Die schon mehrfach modifizierte „Wild Oats XI“ gilt in Australien als Ikone und hat bereits neunmal gewonnen, hatte 2017 aber „Comanche“ in der Hafenausfahrt von Sydney bei einer Wende die Vorfahrt genommen und zu Recht eine Zeitstrafe bekommen, die den Sieg kostete. 2015 hatte die nagelneue „Comanche“ unter ihrem damaligen Eigner, dem Netscape-Gründer Jim Clark und seiner australischen Frau Christy Hinze, souverän gewonnen.

Jetzt wurde „Wild Oats XI“, die zwischenzeitlich auf Platz elf zurückgefallen war, dritte mit nur ganzen 38 Sekunden vor „Scallywag“ aus Hongkong. Diese Yacht hatte zwischenzeitlich auch mal geführt, soll aber – was schon sehr an Seemannsgarn grenzt – mit einem Hai kollidiert sein, der sich im Ruder verfing und die Führung kostete.

In diesem Jahr gaben bei der für ihre harten Bedingungen bekannten Regatta nur drei Yachten auf. 1988 war es zur Katastrophe gekommen. 50 Segler hatten gerettet werden müssen, sechs ertranken. Jetzt werden die letzten Boote an Neujahr im Ziel erwartet. Neben den „Line honors“ für die schnellste Yacht nach gesegelter Zeit gibt es eine zweite sogenannte Handicap-Wertung nach berechneter Zeit. Bei denen haben auch die kleineren Yachten, die oft von Familiencrews gesegelt werden, gute Chancen gegen die Supermaxis der Milliardäre mit ihren Profiteams. Hier stehen die Ergebnisse noch nicht fest.

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