Australien ändert Nationalhymne: Eins statt jung
Aus Respekt vor den Indigenen wird ein Wort der Hymne geändert. Die Geschichte Australiens sei nicht jung, sondern sehr alt, schreibt der Premier.
Nach Meinung vieler Australier verengte die bisherige Formulierung den Blick auf die moderne Geschichte des Landes, ließ dabei aber außer Acht, dass etwa die Aborigines schon lange vor der Ankunft weißer Siedler dort lebten.
„Als moderne Nation mag Australien relativ jung sein, aber die Geschichte unseres Landes stammt aus alter Zeit“, schrieb Premierminister Scott Morrison in einem Gastbeitrag für die Zeitung „The Age“. Die Textänderung nehme nichts weg, „aber ich glaube, sie fügt viel hinzu“. Die neue zweite Zeile der Hymne „Advance Australia Fair“ wählte Morrison dann auch demonstrativ für seinen Neujahrs-Tweet an alle Landsleute.
Die seit rund einem Jahr diskutierte Überarbeitung der Hymne ist aus Sicht vieler ein überfälliges Zeichen der Anerkennung für die indigenen Landesbewohner. Der Schritt von Morrison kam dennoch überraschend. Der konservative Regierungschef gilt als tiefgläubig, rücksichtslos und neoliberal, bis es kracht.
Australien hadert mit seiner kolonialen Vergangenheit und der Ungleichheit zwischen indigenen Einwohnern und dem Rest der Bevölkerung. In den vergangenen Monaten hatte es zahlreiche Proteste in mehreren Städten gegeben, bei denen die Demonstranten gegen die zahlreichen ungeklärten Todesfälle von Ureinwohnern in Haft protestierten. Sie sind seit der Kolonisierung zur Minderheit geworden und machen heute nur noch etwa drei Prozent der 25 Millionen Menschen in Australien aus.
Großbritannien hatte den Kontinent im Jahr 1788 zur Strafkolonie für aus der Heimat verbannte Verbrecher erkoren. Mit dem Zusammenschluss von Neusüdwales, Victoria, Queensland, Süd- und Westaustralien sowie Tasmanien zum Bundesstaat Australien folgte 1901 die Unabhängigkeit.
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