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Ausstellung zum SpreebadenEin Projekt bleibt im Fluss

Mit einer Open-Air-Ausstellung wirbt der Verein „Flussbad Berlin“ für seine Idee einer Spree-Badestelle. Vom Tisch ist die Idee, am Lustgarten eine spektakuläre Badetreppe zu bauen.

Die Ausstellung ist schon mal real, das Flussbaden bleibt vorläufig virtuell Foto: dpa

Ganz schön tot hier: An einem sonnigen Junisamstag herrscht erstaunlich wenig Leben rund um den Friedrichswerder in Mitte. Dabei stehen gleich nebenan der Nachbau des Stadtschlosses, das Außenministerium, die Hochschule ESMT. Irgendwann wird das Humboldt-Forum Menschen anziehen, doch es gibt nur wenige und sehr exklusive Wohnungen, keine Läden, keine Gastronomie. Der Garten des ehemaligen DDR-Staatsratsgebäudes, in dem die ESMT residiert, ist öffentlich zugänglich, was aber kaum jemand weiß: Um hineinzugelangen, muss man das Gebäude durchqueren. Die zum Spreekanal offene Seite ist mit einem hohen Zaun abgeriegelt.

Dass dieser Zaun jetzt ein Tor erhalten hat, ist ein erfreulicher Nebenaspekt der Open-Air-Ausstellung zum Flussbad Berlin, die am Wochenende eröffnet wurde. Für das kleine Ensemble aus Infotafeln auf einer flachen Galerie aus rohen Balken hat die private Hochschule ein Stück ihres Gartens direkt zugänglich gemacht. Unter blühenden Linden kann man hier ein Getränk am silbernen Trailer-Café des Flussbad-Projekts holen und sich mit Blick auf den träge fließenden Spreekanal niederlassen.

Die hölzerne Galerie, das lernt man schnell, ist kein beliebiger Gestaltungseinfall. Vielmehr zeichnet sie die Umrisse eines historischen Flussbades nach, das sich an dieser Stelle bis 1925 befand. Geschlossen wurde es, weil das Spreewasser einfach zu schmutzig war. Heute ist die Qualität im Allgemeinen gar nicht übel, nur kommt es im Sommer immer wieder vor, dass starke Regengüsse die historische Mischwasserkanalisation überlaufen lassen. Dann schwappen tonnenweise Fäkalien unter den historischen Brücken entlang.

Der Verein Flussbad Berlin, der seit Jahren daran arbeitet, den Spreekanal in ein Freiluftschwimmbad zu verwandeln, will diese Problematik mit einer hunderte Meter langen Filteranlage aus Kies und Schilf lösen. Eine Anlage im Test-Maßstab wurde inzwischen auf einem historischen Frachtkahn installiert, der eigentlich flussaufwärts im „Historischen Hafen“ liegt, aber ab Ende des Monats neben der Ausstellungsfläche vertäut wird.

Das Flussbad-Projekt

1998 stellten die Brüder Jan und Tim Edler die Idee eines Flussbads vor der Museumsinsel vor, inklusive eines Natur-Filters.

Für den Holcim-Award für nachhaltiges Bauen 2011 erweiterten sie das Konzept um einen renaturierten Bereich an der Fischerinsel, noch vor der Filteranlage. Das Projekt wurde als bestes Europas ausgezeichnet.

Der Verein Flussbad wurde 2012 gegründet, 2014 erhielt er von Bund und Senat 4 Millionen Euro Fördermittel. Diese werden über vier Jahre zur Ausarbeitung des Konzeptes genutzt. Dazu gehört eine Machbarkeitsstudie, die seit Ende 2015 vorliegt. (taz)

Nicht mehr nur virtuell

„Bis jetzt waren wir immer nur ein virtuelles Projekt. Das ändert sich nun“, sagt Flussbad-Sprecherin Barbara Schindler. Das Open-Air-Erlebnis soll das vor mittlerweile fast 20 Jahren von den Architekten-Brüdern Jan und Tim Edler angestoßene Projekt greifbarer machen. Die BesucherInnen können auch Merchandise-Artikel mit dem Flussbadlogo (Berliner Bär mit Enten-Schwimmring) erwerben und für die Konkretisierung der ungewöhnlichen Idee spenden. Zwar arbeitet der Verein bis Ende 2018 mit einer Förderung durch Bund und Land in Höhe von 4 Millionen Euro. Aber richtig angebadet wird – wenn überhaupt – frühestens 2025.

Besonders freut sich Schindler auf die Veranstaltungen, die mehrmals im Monat auf der Ausstellungsfläche stattfinden sollen. Bald stelle der Soziologe Harald Welzer hier sein neues Buch vor. Mit der von Welzer mitgegründeten Initiative „Die offene Gesellschaft“ arbeitet das Flussbad Berlin eng zusammen. Es gehe ja nicht nur um ein Bad, so Schindler, sondern um einen „Vorschlag für einen zeitgemäßen öffentlichen Raum in Berlin“. So schwach genutzt, wie dieser Raum derzeit ist, erschließt sich das unmittelbar.

Das Podest der Ausstellung zeichnet die historische Flussbadeanstalt an dieser Stelle nach Foto: Claudius Prößer

Um so bedauerlicher, dass die Ursprungsidee einer Badetreppe vom Lustgarten in den Spreekanal praktisch tot ist – wegen des Weltkulturerbestatus' der Museumsinsel. Der Vorstand der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist strikt dagegen. Im Berliner Landesdenkmalamt drückt man sich diplomatisch aus: „Der Lustgarten ist und bleibt ein der Museumsinsel und dem Humboldt-Forum gewidmeter Freiraum“, sagt Welterbe-Referentin Ramona Dornbusch. „Ein Eingriff in die historische Ufermauer am Lustgarten in Form eines Zugangs ist nicht erforderlich, um die ökologischen Ziele und die Nachhaltigkeitszwecke des Flussbad-Projekts zu erreichen.“

Deshalb konzentriert sich der Verein jetzt auf „Zugangsoption B“: einen Einstieg am Staatsratsgarten – die ESMT gibt sich dem Projekt sehr zugeneigt – und einen vis-a-vis des Bodemuseums. Dort gibt es sogar Treppenanlagen, die für das Flussbad mit überschaubarem Aufwand umgebaut werden könnten.

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