piwik no script img

Außenbeauftragter der Krimtataren„Die Abspaltung ist ein Mythos“

Seit dem Sieg der Maidan-Revolution heißt es oft, dass eine Sezession der Krim drohe. Das Gegenteil sei der Fall, sagt Krimtatar Ali Khamzin.

Proukrainische Krimtataren prügeln sich mit einem Polizisten in Simferopol. Bild: ap
Thomas Gerlach
Interview von Thomas Gerlach

taz: Herr Khamzin, in der Ukraine wurden bereits Dutzende Lenin-Statuen vom Sockel gestürzt. Und auf der Krim?

Ali Khamzin: Auf der Krim wurden bisher drei Lenins gestürzt. Das passierte aber immer in der Nacht. Tagsüber ist es schwierig. Es gibt noch viele Leute, die Lenin beschützen wollen.

Warum?

Nach der Deportation von uns Krimtataren 1944 wurde die Krim mit demobilisierten sowjetischen Dienstgraden bevölkert, von normalen Armeereservisten bis zu ausgemusterten KGB-Leuten. Deswegen ist die Halbinsel heute ein Sammelbecken von Chauvinisten, Sowjetnostalgikern und Leuten, die dem russischen Präsidenten Putin hörig sind. Für diese Kräfte sind sowjetische Symbole wie Lenin-Statuen nach wie vor etwas Heiliges.

Was passiert mit dem Lenin, der bei Ihnen in Simferopol, der Hauptstadt der Krim, steht?

Wir Krimtataren – auf der Krim sind wir insgesamt etwa 300.000 Menschen – haben der Stadtverwaltung von Simferopol ein Ultimatum gestellt: Wenn die Stadtoberen die Lenin-Statue nicht innerhalb von zehn Tagen selbst abräumen, wird sie von uns zu Fall gebracht. Sie wollen es hinauszögern und reden von einem Referendum über die Frage, was mit Lenin werden soll.

Das bedeutet, die Krimtataren unterstützen klar den demokratischen Umbruch in der Ukraine?

Wir Krimtataren haben eine europäische Mentalität. Wir bekennen uns zu europäischen Werten, zu den demokratischen Prinzipien, zu Menschenrechten und zum Schutz von Minderheiten. Daher unterstützen wir auch die europäische Ausrichtung der Ukraine und das Assoziierungsabkommen mit der EU. Und zu dieser europäischen Ukraine wird die Krim dazugehören.

Aber könnte die Ukraine nicht zerfallen?

Es ist ein Mythos, dass sich der Südosten der Ukraine, das Donbass, der Schwarzmeerraum und die Krim, abspalten wollen. Natürlich gibt es in Gebieten wie Luhansk, Charkiw, Donezk, chauvinistische Kräfte. Sie gibt es besonders wieder, seitdem Wladimir Putin in Russland an der Macht ist. Aber man darf eines nicht unterschätzen – die Jugend hat sich völlig verändert. Viele waren im Westen, haben gesehen, wie die Menschen leben, haben gesehen, wie eine Gesellschaft aufgebaut sein kann.

Bild: Infotext/P. Sobotta, S. Weber

Woran wird das deutlich?

Schauen Sie sich die Bilder von den Toten auf dem Maidan von Kiew an. Das sind alles junge Gesichter. Diese Leute wollten nicht mehr nach sowjetischen Prinzipien leben. Und das macht auch vor dem Osten nicht Halt. Der Gouverneur von Charkiw kommt nicht mehr in sein Büro, weil das Gebäude seit Tagen von jungen Leuten belagert wird.

Trotz allem Optimismus, ist nicht die Gefahr einer Sezession von der Ukraine auf der Krim besonders groß?

Am vergangenen Freitag wollte der Oberste Sowjet der Autonomen Republik Krim, der von der Janukowitsch-Partei dominiert ist, sich an Russlands Präsident Putin wenden, um Unterstützung zu erhalten. Es gibt sogar Stimmen, die behaupteten, dass Putin bereit war, die Unabhängigkeit der Krim anzuerkennen.

Warum ist es nicht zu dieser Anerkennung gekommen?

Wir Krimtataren haben den Abgeordneten ganz klar gesagt: Wenn das stattfindet, dann marschieren wir da rein in euren Saal, und dann bleiben wir dort und blockieren eure Arbeit. Das haben wir ganz ruhig gesagt, ohne irgendwelche Hysterie. Und es fand nichts dergleichen statt.

Also gibt es doch Sezessionsbestrebungen?

Das muss man den Leuten auf dem Maidan von Kiew ganz deutlich sagen: Ohne uns Tataren würde die Krim längst nicht mehr zur Ukraine gehören.

privat
Im Interview: Ali Khamzin

wurde 1958 in Usbekistan geboren, wohin sein Volk – die Krimtataren – 1944 deportiert worden waren. In den 1990er Jahren kehrt er zusammen mit vielen anderen Tataren zurück auf die Krim. Khamzin ist Mitglied des Milli Medschlis genannten Nationalrats der Krimtataren, der aus 33 Personen besteht und Organ der Selbstverwaltung der Minderheit ist. Dort ist Khamzin für Außenbeziehungen zuständig.

Welche Rolle spielt die russische Schwarzmeerflotte, die in Sewastopol auf der Krim stationiert ist?

Die Schwarzmeerflotte hat eine unselige Rolle im russisch-georgischen Krieg 2008 gespielt. Ich denke aber, dass die russische Marine jetzt keinen Einfluss auf die Geschehnisse haben wird. Russland wird sich das hundertmal überlegen, bevor es Militär einsetzt.

Warum?

Putin hat begriffen, dass er nichts mehr ausrichten kann. Die Menschen haben sich hier komplett verändert. Militärische Mittel einzusetzen, würde in einem Desaster enden. Außerdem gibt es noch das Budapester Memorandum von 1994 (siehe Seite 2), in dem die USA, Großbritannien und Russland der Ukraine wirtschaftliche und politische Sicherheit garantieren – als Gegenleistung dafür, dass das Land damals seine Atomwaffen abgegeben hat.

Welche Personen sehen Sie als politische Akteure in der Ukraine der Zukunft?

Es muss eine Mischung gehen aus den Kräften der Orangen Revolution von 2004 und Leuten des Euromaidan von heute.

Hat die Orange Revolution 2004 denn nicht versagt?

Sicher, damals mussten wir alle Hoffnungen beerdigen. Dennoch war die Orange Revolution nicht vergeblich. Denn ohne Orange Revolution gäbe es heute keinen Euromaidan. Zu seinen Akteuren gehören Vitali Klitschko, Arsenij Jazenjuk und auch Oleg Tjagnibok von der Partei Swoboda. Und Julia Timoschenko wird bestimmt auch einen Platz finden.

Was ist, wenn auch dieser Aufbruch scheitert?

Diese Menschen haben eine große Verantwortung. Denn wenn das diesmal wieder so ausgeht wie bei der Orangen Revolution, wird es die Ukraine in dieser Form nicht mehr lange geben.

Wie groß ist Ihr Vertrauen in die neuen politischen Führer?

Seit unserer Rückkehr auf die Krim vor über zwanzig Jahren kämpfen wir für unsere Rechte. Und ehrlich gesagt, misstraue ich tief im Inneren auch ein wenig den politischen Gewinnern des Euromaidan. Wir Krimtataren haben eine andere Kultur und eine andere Religion. Wir sind Muslime. Wir sind anders. Und ich habe Angst, dass uns der Euromaidan schließlich genauso schief anschaut, wie das die Präsidenten Wiktor Juschtschenko und Wiktor Janukowitsch auch immer getan haben.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

32 Kommentare

 / 
  • HS
    Hari Seldon

    @irma kreiten:

     

    Vielleicht sollten Sie darüber auch reden, dass der Nr. 2 in der neugewählten Krim_regierung ein Krimtatar ist --> augenscheinlich sind nicht alle Krimtataren so begeistert von Kiew.

    • G
      gastritis
      @Hari Seldon:

      Oh-oh! Mein Lieber, DAS kannst du so nicht herleiten. Der will vielleicht-was ja total legitim wäre- nur administrative Mitbestimmung für die Interessen seiner typischen Bevölkerungsgruppe sicher stellen.

      Ist doch okay:)

  • Die Reaktionen hier zeigen leider auf erschreckende Weise, daß allein die Tatsache, daß einem Minderheiten-Vertreter Raum gegeben wird, seine Sichtweise darzustellen, Wut, rassistischen Haß und Diffamierungsreflexe hervorruft. Demokratischer Diskurs ist etwas anderes, und nein, man muß eine bestimmte Perspektive nicht mögen, um sie als legitimen Ausdruck von Meinung zu respektieren.

    • T
      toddy
      @Irma Kreiten:

      Hier wird nicht eine „Meinung“ dargelegt sondern gelogen, gedroht und polemisiert. Die Behauptung „MYTHOS“ ist schlicht Unwahr daran wird keine ca. 250 000 Personen umfassende Minderheit etwas ändern. Auch ist dieser Herr nicht Sprachrohr aller Krimtataren Zitat“ im Meclis.. der bekam damals glaub ich 144 zu 114 Stimmen“. Außerdem ist das Interview so aufgebaut das jedem der mit Journalismus Kontakt hatte klar wird, hier wird nicht Meinung eingeholt sondern Bühne geboten. Bühne um all das herunterzubeten was der Auftraggeber hören will. Auch die Wahl der Headline verstärkt diese Vermutung. Und der „Außenbeauftragte“ (wer bezahlt den Eigentlich) polemisiert genau das wofür er von seinen Auftraggebern schließlich bezahlt wird. Und wer hat die Gekauften Demonstranten bezahlt? Zitat selbe Quelle „Also mein Schwager war heute in Simferopol.. der lächerliche Angriff mit Wasserflaschen auf die “pro Russen” wie er kamen von Tatarischer Seite, aber auch erst als sich die Kosaken aus dem Gedränge zurückzogen. Den Platz hatten die Tataren abgesperrt erzählte die Klassenkameradin meiner Frau, damit nicht noch mehr hinkommen..

      Ich habe auch Tatarische verwandte in Simferopol.. Für die Demo gab es 800 Griwna und 1000 Griwna wenn man in erster Reihe mitmacht. „ „Vor zwei Tagen puschte die antirussische Stimmung ein Sunnitischer Imam mit einem Priester des Kiewer Patriachats auf.

      Der Imam sprach bestes türkisch mit einem leichtem Landdialekt, aber kein Tatarischen Dialekt!“ So Frau Wissenschaftlerin Sie sind am Zuge und bitte keine Polemik, Ihnen sollte eigentlich bekannt sein - Wissenschaft in These/ Antithese...

      • @toddy:

        Ich sehe bei Ihnen leider keine Thesen, nur wirres Aneinanderreihen von Informationssprengseln und emotionale Äußerungen, die wohl Ihre Aufgebrachtheit widerspiegeln. Wo würde hier gedroht, gelogen und polemisiert? Wo stammen Ihre Zitate her, die angeblich aus dem vorliegenden Text entnommen, dort aber nicht zu finden sind?

        • G
          gastritis
          @Irma Kreiten:

          Wann hört endlich diese mechanisierte, mit hohen Overstressumdrehungen heraus pulsierende Anschreierei anderer Leute auf, die hier selbst verantwortlich ihre Beiträge beisteuern wollen.

    • G
      gastritis
      @Irma Kreiten:

      Danke gleichfalls.

  • T
    toddy

    Zunächst einmal wer hat das Interview übersetzt - oder kann der Islamistenprediger etwa „zufällig“ Deutsch. Und 300 000 Krim-Tataren (auch als Krimtürken bezeichnet) ist eine LÜGE es sind ungefähr 250 000 (einige z.zt. auf Dschihad in Syrien viele allerdings mittlerweile tot). Und es ist ein FAKT am 25. Mai 2014 dem Tage der Wahlfarce vor den Bajonetten der Faschisten, entscheidet die Krim über ihre Zukunft - es gibt 3 Optionen. Und das wird geschehen wenn die Junta keine militärischen Mittel einsetzen sollte, anderenfalls (auch wenn wieder Bandera-Leute meinen Krieg „spielen“ zu können) gibt diesmal richtig aufs Maul, denn wie wir ja Wissen ist „Berkut“ aufgerufen sich auf der Krim zu versammeln um das Volk zu verteidigen und keine taktierenden Oligarchen werden ihnen diesmal in den Rücken fallen. Das die Krimtataren 10 000 Mann mobilisieren konnten (wie man hört interessanterweise darunter „unechte“ Krimtataren) sollte man auch nicht überbewerten es gibt wohl weniger Krimbewohner russischer Nationalität die keiner Beschäftigung nachgehen und falls sie mal wieder stürmen wollen, sind da jetzt die, ach ja schwerbewaffneten Selbstverteidigungskräfte die sicherstellen das die Regionalregierung ohne Bedrohung arbeiten kann. Keine Überraschung da Tradition - Islamisten- Tataren und Faschisten Zitat“die krimtatarische Einheiten im Dienste der deutschen Besatzer auf etwa 15.000−20.000 Mann in den sogenannten Einheiten des Selbstschutzes.“ aber es gab auch immer Menschen dieser Minderheitsgruppe die ihren Verstand statt Religion gebrauchen. Bis Mai werden allerdings auch viele Ukrainer schmerzlich erfahren was von EU/US Verspreche®n und IWF Erpressung zu halten ist. Und der Rest ist MATHEMATIK 250.000 Krimtataren, 509. 000 „Ukrainer“, 1.21 Millionen „Russen“. Die Entscheidung wird also DEMOKRATIE eine Mehrheitsentscheidung. DAS ist REALITÄT nicht MYTHOS...

    • @toddy:

      Die Vorstellung, daß es nicht mal mehr 300 000 Krimtataren seien, scheint Ihnen ja zu gefallen. Und Minderheiten-Mathematik verträgt sich keineswegs mit Demokratie.

    • T
      toddy
      @toddy:

      neue FAKTEN Das für den 25. Mai geplante Referendum über den künftigen Status der Autonomen Republik Krim ist nach Angaben von Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow auf den 30. März vorverlegt worden.

  • HS
    Hari Seldon

    Nun, Anonimus konnte einige E-Mail-Boxen der "Maiden-Helden" hacken (die FSB mit hoher Wahrscheinlichkeit alle E-Mails). Bitte, hier ist ein schon veröffentlichten Teil eine E-Mails zwischen A. Tarasenko (ein "Maidan-Held") und Aslan Omer Kyrymly (Stellvertretender Präsident, Mejlis + eine der grössten lokalen Oligarchen im Krim):

     

    "Everything is going according to the plan. We are ready to proceed with the second part of the play. As agreed earlier last week, my guys together with people from the "Karpatskaya Sech" and UNA-UNSO will arrive wherever is needed and with the necessary weapons. You only need to let us know the addresses of the warehouses in Simferopol, Sevastopol, Kerch, Feodosia and Yalta, and the time of the meeting...Don't worry about the money, everything will be fine, just a little bit later. In the end, you know that if we succeed, you will get a lot more."

     

    Keine Kommentare dazu.

  • So sehen die Kräfte aus die einen 3. Weltkrieg heraufbeschwören können. Auch wenn Tataren Irma frohlockt, man sollte sich sehr genau durchlesen, was er sagt und was diese Worte bedeuten. Eine Minderheit kann nur gleichwertig geachtet werden wenn sie sich als Partner verhält. Und dieser Mensch bläst sich schon jetzt als Gegner auf. Weil er glaubt der Westen könne den Krimtataren im Bedrohungsfalle helfen. Das wird aber aus vielen Erwägungen heraus nicht geschehen. Die EU steht in ihrer tiefsten Wirtschaftskrise. Und in den USA sieht es nicht besser aus. Außerdem legt sich hier jeder Politiker der sich für Krieg einsetzt mit seinem eigenen Volk an. Afghanistan ist gescheitert, Irak und Libyen sind durch das Eingreifen des Westens völlig desolat geworden. Syrien steht vor der Explosion. Das sind Kriegsbilanzen die unsere Bevölkerungen müde gemacht haben. Gleichzeitig schwindet das Vertrauen in den Westen von Tag zu Tag.

  • S
    Stefan

    Wie kommt man von hier

     

    "Wenn die Stadtoberen die Lenin-Statue nicht innerhalb von zehn Tagen selbst abräumen, wird sie von uns zu Fall gebracht. Sie wollen es hinauszögern und reden von einem Referendum über die Frage, was mit Lenin werden soll."

     

    auf hier?

     

    "Das bedeutet, die Krimtataren unterstützen klar den demokratischen Umbruch in der Ukraine?"

     

    Die Krimtataren sind anscheinend eben keine Demokraten. Sonst würden sie ein Referendum unterstützen, in der die Mehrheit entscheiden kann und keine Demontage in Selbstjustiz fordern.

     

    So sind sie nur eine gewaltbereite Minderheit, die der Mehrheit ihren Willen aufzwängen will, wie in der gesamten Ukraine auch.

  • HS
    Hari Seldon

    Tja, die Tataren und Europe: Hauptsächlich Räuberfeldzüge, Verwüstungen und Morde. Neonazi-Schlägertruppen als "Revolution": Die TAZ blamiert sich gewaltig.

     

    @rasmus schad: Die Russen sind die Mehrheit und nicht die Minderheit im Krim. Gestern passierte das gleiche wie in Kiew. Nur in Kiew sind die Neonazis die "Gute Demonstranten" (wie in Syrien Al-Kaida), und in Simferopol demonstrieren "die Bösen". Übrigens, bitte, wo steht in der Verfassung von Ukraine, dass ein "Maidan-Rat" die Regierungsmitglieder zulassen muss? Liebe TAZ, bitte, ein bisschen Recherche machen und dann könnt auch Ihr rausfinden, dass die Tataren aus dem Krim schon seit langem Unterstützung von den Neonazis in West-Ukraine erhalten (ähnliche ziehen zu ähnlichen). Die Selbsverteidigung der russischen Bevölkerung auf der Krim ist wohl verständlich. Oder sollten wir die Situation so verstehen, dass die TAZ mit Neonazi-Gruppierungen und Al-Kaida Freunden kokettiert?

    • @Hari Seldon:

      Sie beklagen hier Neonazismus und verhalten sich hier doch nur selbst auf zutiefst rassistische Weise.

  • A
    Arne

    Wow!

     

    Lt. Wiki leben noch 1,9 Mio Menschen auf der Krim. Lt. Sicht dieses Krimtateren nur noch 3ooooo Menschen. Wo sind die 1,6 Mio geblieben?

    Ach so, "Menschen" sind bei dem nur die Krimtataren. Jetzt versteh' ich.

     

    Na, finde ich aber prima, dass eine islamische Minderheit auf

    der Ukraine mal alle europäischen Werte vertreten will. Wo ist denn bloß die Nachfrage, wann die schullesbische Ehe von den Krimtatren endlich legaiisiert wird? Oder das Recht der Minderheiten auf ihre eigene Sprache? (Wobei? Sind 1,6 Mio die Minderheit oder 0.3??? Naja, okay: Die Krtimtateren waren die urpsrüngliche Bevölkerung, sagt der Herr da. Frau Steinbach vom Bund der Vertriebenen, die ja immer schon das offizielle Sprachrohr der taz war, wird das bestätigen können.)

    • D
      D.J.
      @Arne:

      Ein überaus sonderbarer Beitrag. Er hat ganz sachlich gesagt, dass auf der Krim (wieder) 300000 Tataren leben. Wo ist gerade Ihr Problem? Übrigens gibt es neben der Mehrheit dort, den Russen, auch Ukrainer und kleinere Minderheit wie Griechen. Ein Islamismusproblem gibt es m.W. auf der Krim nicht (kann sich natürlich ändern, wenn das saudische Ölpack dort kräftig in den Wahhabismus investiert).

      Und was das Verbrechen der Vetreibung durch Stalin betrifft: Die Krimtataren haben seit der Frühneuzeit keine Angrisskriege geführt, nur Teile haben kollaboriert mit den Nazis (wie übrigens auch Teile anderer Sowjetvölker, selbst einige Russen).

      Recht gebe ich Ihnen, dass der Begriff der Ursprungsbevölkerung historischer Käse ist (jedes Volk ist irgendwann eingewandert, friedlich oder nach Kriegen; die Tataren eben im späteren Mittelater). Aber er ist hier überhaupt nicht gefallen.

  • Q
    Qualität

    Mindestens eine kritische Frage, wie er Oleg Tjagnibok oder dessen Partei Swoboda und den "Rechten Block" sieht, wäre auch nicht schlecht gewesen.

     

    Schlechtes Interview, er hätte bei etwas tieferen Fragen sicherlich noch ein paar interessantere Antworten gehabt.

     

    "Die Schwarzmeerflotte hat eine unselige Rolle im russisch-georgischen Krieg 2008 gespielt."

     

    Der Kaukasuskrieg ist DAS Beispiel für einseitige UND falsche Berichterstattung deutscher Medien gegenüber Russland.

    Wenn die russische Schwarmeerflotte eingegriffen hat, die georgischen Aggressoren zurückzuschlagen, ist das keine unselige Rolle. Ansonsten hätte ich gerne dazu mehr gewusst.

    Aber ich vermute, es ist einfach die Seeblockade gegen Waffenlieferungen für Georgien gemeint.

  • EG
    Ein Gast

    „Das bedeutet, die Krimtataren unterstützen klar den demokratischen Umbruch in der Ukraine?“

     

    Nichts gegen Herrn Khamzin und ein Dank an die taz für die Beleuchtung des Themas aus dieser Perspektive. Aber aus der Unterstützung des Abbaus von Lenin-Statuen wird hier die Unterstützung eines demokratischen Umbruchs (welcher?) gefolgert? Schonmal was davon gehört, dass Antikommunismus gerade charakteristisch ist für gewisse Strömungen, die mit Demokratie nun wirklich nichts am Hut haben? Und gerade von denen hört man auch bzgl. des Fällens der Statuen (ist das egtl. ein „demokratischer“ Akt, ein Ultimatum zu setzen, und dann eigenmächtig zu fällen? In einem bürgerlich-demokratischen Sinne jedenfalls nicht, aber das nur mal so am Rande…).

     

    Mag ja auf der Krim so sein mit den Nostalgikern, aber zumindest anderswo sollen es auch nicht nur Sowjet-Nostalgiker sein, die Lenin-Statuen verteidigen. Zwei Verteidiger sollen dabei getötet worden sein:

    https://linksunten.indymedia.org/de/node/106975

    https://www.freie-radios.net/62170

    • @Ein Gast:

      Die westeuropäische Linke müßte eben mal endlich realisieren, daß das, was sie mit nostalgischen Gefühlen belegen, ob nun Stalin-Zeit oder etwas differenzierter die Nachkriegs-Sowjetunion, für etliche der nichtrussischen Untertanen des Sowjetreichs eine Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mitteln war, samt ethnischen Säuberungen, kultureller Unterdrückung und Zwangsassimilation. Klar, daß das wenig Nostalgie aufkommt. Es könnte der Theorie nach ja auch die westeuropäische Linke bei dieser Gelegenheit demonstrieren, daß es auch anders geht - indem man sich auf den antikolonialen und antiimperialen Anteil an linken Bewegungen besinnt.

  • P
    Peter

    Zitat: "Wir bekennen uns zu europäischen Werten, zu den demokratischen Prinzipien, zu Menschenrechten und zum Schutz von Minderheiten." Na, und das sagt er als ein Moslem. So weit wie er sind viele Muslime in Deutschland nicht.

    Aber vorsicht! Zu den "demokratischen Prinzipien" gehört es auch, ein gewähltes Parlament in seiner Arbeit zu respektieren. Statt dessen will er es besetzen, wenn ihm die Beschlüsse des Parlaments nicht passen. Na toll. "Rechte von Minderheiten" bedeutet nicht, daß die Minderheit von ca. 300000 der Mehrheit von ca. 1,6 Millionen Vorschriften machen kann. Und wenn der für Mai anberaumte Volksentscheid eine Annäherung an Rußland vorsieht, was dann?

  • Danke TAZ, daß hier einem Minderheiten-Vertreter die Gelegenheit gegeben wurde, seine Perspektive - und noch dazu recht ausführlich - darzulegen. Sehr interessant!

    • G
      Gastritis
      @Irma Kreiten:

      Was soll denn dieses sibyllinische "seine Perspektive" und dieses "sehr interessant".

      Man hat es hier doch wohl ganz klar mit einem Öl ins Feuer gießen Wollenden zu tun. Auch wenn er so tun will, als sei seine zur Militanz bereite Gruppe "..ganz ruhig und ohne Hysterie" Im Übrigen klingt aus dem Interview doch auch so etwas wie eine lokale Dschihadmentalität hervor.

      • @Gastritis:

        Toll, wie vermeintlich Linke die Opfer von Kolonialismus, Ethnozid und zeitgenössischen Repressionen immer wieder zum Täter zu machen versuchen, notfalls eben mit wohlfeilen Unterstellungen und Terrorismus-Spekulationen. Letzteres zeigt sowieso nur, wie schrecklich uninformiert Sie über die Geschichte der Krimtataren und die tatarische Spielart des Islams sind. Typisch aber für die blasierte Haltung des weißen Europäers, ober er/sie sich nun links nennt oder parteipolitisch anders einordnet. Den Unterschied in Sachen Rassismus und Ethnozentrismus muß man heutzutage schon mit der Lupe suchen, wenn er denn überhaupt noch vorhanden ist.

        • T
          toddy
          @Irma Kreiten:

          Wer gefährdet aus Ihrer Perspektive denn die Tradition/ Kultur/ der Krimtataren aktuell (die, wie wir festgestellt haben mal zu einigen tausend als Eroberer/ Räuber und Sklavenhändler die Krim besetzt haben). Falls sie meinen die Religionsausübung in der Interpretation anderen vorschreiben zu wollen was, wie sie und ob sie zu denken haben ,das ist für mich keine Religion sondern Theokratischer Faschismus. Und Sie betreiben also "wissenschaftliche Arbeit"? In Ihrer Außenwirkung sind Sie eher ein Trumpf im Blatt des "Grünekarte Spiels" des Westens fragt sich nur ob bewusst oder unbewusst. Und Spielarten des Islam der Tataren ist unter anderem Hizbut Tahrir mit zwischen 2000 und 15.000 Mitglieder. Zitat "Gott ist groß", riefen die Männer mit den langen Bärten und den Kaftanen, die im Juni durch die Straßen von Simferopol zogen – mehr als 1500 radikal-islamische Aktivisten nahmen an dem Marsch teil. Mit Lautsprechern forderten sie die Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, und einen Kalifatsstaat.“ und „Radikale Krimtataren von Hizbut Tahrir sollen sich auch am Bürgerkrieg in Syrien beteiligen. Im April starb in Syrien der 20 Jahre alte Abdul Dscheparow. Er soll von Hizbut Tahrir nach Syrien entsandt worden sein, um dort auf der Seite von al-Qaida gegen das Assad-Regime zu kämpfen.“ Also welche Art „spielt“ denn da gerade. Und frech, dreist, pöbeln werden Sie bei mir nicht erleben das überlasse ich gerne anderen was ich erwarte sind (fundierte)Argumente...

          • @toddy:

            Es hat wohl keinen Zweck, mit rassistisch und totalitär eingestellten Menschen wie Ihnen, die hauptsächlich mit Diffamierungen und Unterstellungen arbeiten, eine sachliche Diskussion zu versuchen.

        • G
          Gastritis
          @Irma Kreiten:

          Wer diesen mit sympathisch-gutsituierter Aura Interviewten als "Opfer von Kolonialismus und Ethnozid" stilisieren möchte und dann auch noch die Interviewaussagen ignoriert, so jemand will das, was Du selber "uninformiert" nennst, unter einem Großteil der zeitungslesenden Öffentlichkeit seinerseits selber so belassen. Kurz gesagt, auch Deine Blendwerkversuche können über den Duktus des Interviews nicht hinwegtäuschen. "Die Geschichte der Krimtataren und die tatarische Spielart des Islams"

          können in der aktuellen Brisanz der Lage in überhaupt gar keiner Weise Relevanz zugestanden werden. Falls ein anderes Weltthema hier mal anstehen sollte, können wir darauf zurückkommen--, naja und auch da sieht es für Deine Argumente gar nicht so gut aus.

          Aber bleiben wir hier also beim Thema: absolute Friedenshaltung unter den zeitgenössischen Mitmenschen.

          • @Gastritis:

            Wenn Ihnen jemand nicht sympathisch ist, schließt das aus, daß er/sie einer Volksgruppe angehört, die Opfer von Kolonialismus und Ethozid geworden ist? Was ist das nur für eine Logik...Und das Duzen verbitte ich mir in diesem Fall.

            • G
              gastritis
              @Irma Kreiten:

              Da ist ja dann wohl die Selbst-entlarvung pur. Übrigens buchstabiert man (wenn schon denn schon) "Logik" so: "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie sich irren, aber warum auch durchaus Wahrheit"

              - Naja, manche müssen halt beim Denken Überanstrengungsverluste in Kauf nehmen und fangen dann an, auf Kinkerlitzchen- Nebenschauplätzen rum zu posieren. Erholsam bei sowas nicht mitmachen zu müssen.

    • @Irma Kreiten:

      Stimme ihnen definitiv zu, wie wär's aber mal mit einem Vertreter der russischen Minderheit? Oder ein Kommentar dazu, dass unter den ersten Aktionen der provisorischen Regierung der massive Abbau von Minderheitenschutz ist?

      Nicht weil ich besondere Sympathien für die Politik Russlands oder der Janukovitchregierung habe - sondern weil die Darstellung in den deutschen Medien kaum differenzierter ist als die Russische - nur unter anderen Vorzeichen.

      • D
        D.J.
        @Rasmus Schad:

        Interessante Info. Haben Sie dazu einen Link? Leider zeigt ja die Erfahrung seit Anfang der 90er oft, dass Emanzipation der Minderheiten oft meint Unterdrückung anderer Minderheiten. Nationalismus ist stets eine Pest (und damit meine ich eben nicht das Einfordern selbstverständlicher kulturell-sparchlicher Rechte, sondern das Leugnen der Rechte derer, die gerade nicht die relevanten politischen Karten in der Hand haben).

        • @D.J.:

          Natürlich wäre auch die Haltung der russischen Minderheit in der Ukraine eine Reportage wert, wäre auch insofern spannend, als ja Russe nicht gleich Putinfan ist. Ich glaube aber, unser Gesprächspartner Rasmus Schad hat hier nicht realisiert, daß es speziell um die Krim ging, und hier eben die russische Bevölkerung keine unterdrückte Minderheit, sondern die Mehrheit darstellt.