Ausschreitungen in US-Stadt Milwaukee: Polizei erschießt Verdächtigen
Folgenreicher Polizeieinsatz: Nach dem Tod eines bewaffneten Mannes herrscht in der US-Großstadt der Ausnahmezustand. Es kommt zu Demos und Krawallen.
Den Krawallen vorausgegangen war ein Einsatz, bei dem zwei Polizisten einen Wagen mit zwei Verdächtigen gestoppt hatten. Die Verdächtigen seien zu Fuß geflohen, teilte die Polizei mit. „Bei der Verfolgung zu Fuß hat ein Beamter auf einen mit einer halbautomatischen Handfeuerwaffe bewaffneten Verdächtigen geschossen“, hieß es weiter. Der Mann sei noch vor Ort seinen Verletzungen erlegen.
Bei ihm handelte es sich nach Angaben der Polizei um einen 23-Jährigen mit einem „langen Vorstrafenregister“. Die von ihm genutzte Waffe sei bei einem Einbruch im März zusammen mit rund 500 Schuss Munition gestohlen worden.
Die Ermittler gaben zunächst nicht bekannt, ob der Verdächtige auch Schüsse abgab oder mit seiner Pistole auf die Beamten zielte. Auch zur Hautfarbe des Polizisten und des Erschossenen gab es zunächst keine Angaben. Der Vorfall und die anschließenden Krawalle ereigneten sich aber in einem Viertel, in dem viele Schwarze leben.
Tom Barrett
Polizisten in Schutzausrüstung versuchten in der Nacht, eine Demonstration mit mehr als 100 Teilnehmern aufzulösen. Die Scheiben von mindestens zwei Streifenwagen wurden eingeworfen. In einem der Autos wurde ein Polizist von einem Stein am Kopf getroffen. Zudem ging ein Einsatzfahrzeug in Flammen auf.
Der Bürgermeister von Milwaukee, Tom Barrett, rief zur Ruhe auf. „Unsere Polizeibeamten tun gerade alles, was sie können, um die Ordnung wiederherzustellen“, sagte er vor Journalisten.
Seit zwei Jahren kommt es in den USA nach tödlichen Schüssen durch die Polizei auf Verdächtige immer wieder zu Unruhen, etwa in Baltimore oder Ferguson in Missouri. Kritiker werfen der Polizei vor, Schwarze zu benachteiligen. Die Vorfälle haben der internationalen Bewegung „Black Lives Matter“ zu Auftrieb verholfen und spielen im Wahlkampf eine Rolle.
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