piwik no script img

Ausschreitungen in St. LouisProteste gegen Polizeigewalt

Nach dem Freispruch für einen Polizisten, der einen Schwarzen erschoss, reißen die Proteste nicht ab. Am Sonntag eskalierte die Situation erneut.

Die Wut gegen rassistische Polizeigewalt manifestiert sich gerade in St. Louis Foto: dpa

St. Louis ap | Den dritten Tag in Folge sind in der US-Stadt St. Louis zunächst friedliche Proteste gegen Polizeigewalt in Gewalt umgeschlagen. Die Polizei nahm Dutzende Menschen fest, die sich der Aufforderung widersetzten, die Versammlung aufzulösen. Einsatzkräfte wurden mit Schutzanzügen und Schildern ins Zentrum der Stadt gebracht, wo es laut Polizei zu „bedeutenden Sachbeschädigungen“ gekommen war.

Die Proteste am Sonntag mit mehr als 1.000 Teilnehmern hatten friedlich begonnen. Unter anderem hielten Hunderte Demonstranten vor der Polizeibehörde der Stadt schweigend eine sechsminütige Zeremonie zum Gedenken an den schwarzen 24-Jährigen ab, der 2011 von einem weißen Polizisten erschossen worden war. Männer und Frauen demonstrierten gegen das aus ihrer Sicht ungerechte Urteil in dem Tötungsfall – ein Richter hatte den Polizisten am Freitag vom Vorwurf des Mordes freigesprochen.

Vor und nach der Gedenkzeremonie marschierten die Protestierenden mehrere Stunden lang durch die Straßen und riefen Slogans wie „So sieht Demokratie aus“. Bis zum Abend hatte sich die Kundgebung weitgehend aufgelöst, rund 100 Teilnehmer zogen jedoch weiter durch die Innenstadt, warfen Scheiben von Geschäften und Hotels ein und stürzten Pflanzkübel um.

Bereits am Freitag und Samstag hatte es tagsüber friedliche Proteste gegeben, nachts waren sie jedoch in Gewalt eskaliert. Es gab mehr als 40 Festnahmen.

„Jeder wird zur Rechenschaft gezogen“

Der Abgeordnete Bruce Franks, ebenfalls Teilnehmer der Demonstrationen, sagte, man müsse die gewaltbereiten Aktivisten von den Protestierenden unterscheiden. Erstere seien kein Teil derer, die organisiert ihre Meinung kundtäten. Der Gouverneur von Missouri, Eric Greitens, warnte am Sonntag, jeder, der dabei ertappt werde, fremdes Eigentum zu zerstören, werde zur Rechenschaft gezogen.

Bei den Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten waren allein am Samstagabend mindestens neun Menschen festgenommen worden. Mindestens die Hälfte aller Geschäfte in der zwei Straßenzüge umfassenden beliebten Ausgehmeile Delmar Loop waren beschädigt worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Daß das amerikanische Militär immer gerne einen Krieg beginnt, um Freude und Spaß an Job zu haben und die amerikanische Polizei immer händeringend nach dunkelhäutigen Menschen sucht, die man dort offenbar einfach erschiessen darf, ist bekannt und weiß eigentlich jeder, der es wissen will.

    Aber daß dann irgendwo in diesem friedfertigen Land 1000 Demonstranten demonstrierten und sogar Pflanzkübel umwarfen, klingt so ähnlich, wie die Nachricht, daß in Süd-Ostportugal vorgestern ein Spazierstock umgefallen sein soll. Genaueres weiß man noch nicht.

    Und Nachfrage: Wieviele der neun Festgenommenen sind Polizisten?

    Was? Keine? Aha. Interessant.