Ausbildungsplätze in Berlin: Coronarezepte für die Berufswahl

Wegen der Pandemie ist die Zahl der Ausbildungsplätze gesunken. Optionen gebe es aber noch genug, sagen die Un­ter­neh­me­r*innen.

Zwei Köche bereiten Essen zu

Hart getroffen von der Pandemie: das Gaststättengewerbe Foto: Thomas Trutschel/photothek.net

BERLIN taz | Trotz teils drastischer Auswirkungen der Coronapandemie bewerten die Un­ter­neh­me­r*in­nen der Region die Lage auf dem Ausbildungsmarkt verhalten positiv. Anders formuliert: Sie sei „besser, als es viele junge Menschen vermuten“, sagte Alexander Schirp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), am Dienstag. Be­wer­be­r*in­nen stünden „alle Chancen offen“.

Allerdings nicht in allen Bereichen. Fast komplett weggebrochen sind Lehrstellen im in Berlin traditionell starken Hotelgewerbe. „Die Hotellerie hat in Spitzenzeiten 1.600 Ausbildungsplätze angeboten; jetzt sind es 200“, berichtete Schirp. Der Grund: natürlich die Pandemie, die die Branche durch das partielle Tourismusverbot besonders getroffen hat.

Auch insgesamt lassen sich die Auswirkungen messen. 2020 seien rund 12 Prozent weniger Ausbildungsverträge in Berlin abgeschlossen worden als im Vorjahr; in absoluten Zahlen waren es rund 12.800 gegenüber 14.600 im Jahr 2019. Ähnlich könnte es in diesem Jahr aussehen: Die Zahl der von der Bundesagentur für Arbeit genannten Ausbildungsstellen in Berlin lag im Mai 2021 noch mal um 500 niedriger als im Vorjahresmonat, als 12.300 gemeldet wurden. Dem gegenüber steht mit 16.300 eine fast gleich gebliebene Zahl an Bewerber*innen.

„Überall gibt es noch freie Stellen“, appellierte Schirp an die Schulabgänger*innen, die Ferienzeit bis zum Beginn des Ausbildungsjahres zu nutzen, sich zu bewerben, gerne auch initiativ. „Die Unternehmen schätzen dieses Engagement.“ Als Entscheidungshilfe sollten sie Beratungsangebote etwa der jetzt wieder geöffneten Jugendberufsagentur nutzen, auch um pandemiebedingte Ausfälle auszugleichen. Denn wegen Corona hätten berufsorientierende Maßnahmen in Schulen und Betrieben sowie Praktika oft nicht stattfinden können.

Der UVB warb insbesondere für die Branche Metall und Elektro; dort würden 25 Prozent mehr Stellen als im Vorjahr angeboten; die Vergütung sei sehr gut; die Berufe zukunftsorientiert. Schirp rief insbesondere junge Frauen auf, eine Ausbildung in dem Bereich anzustreben. Ein weiteres Zukunftsfeld seien Pflegeberufe. In Coronazeiten sei sichtbar geworden, dass hier riesiger Bedarf bestehe. Eine Folge: Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen in Berlin stieg um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 3.300. Und die Vergütung sei seit 2016 um 21 Prozent gestiegen. Im ersten Lehrjahr würden 1.165 Euro gezahlt.

Brandenburg als Vorbild

Schließlich riet Schirp Berliner Bewerber*innen, einen Blick auch nach Brandenburg zu werfen, wo das Angebot im Bereich Technologie und Industrie größer als in der Hauptstadt sei. „Viele Betriebe sind gut mit S- oder Regionalbahn zu erreichen.“ In Kürze werde es dort zudem mit Tesla einen Arbeitgeber geben, der auf andere Branchen ausstrahlen werde. In welchem Umfang Tesla ausbilden werde, konnte er allerdings nicht beantworten.

Der DGB unterstützt den Appell der Unternehmer*innen. „Wir hoffen auch, dass, wenn die Coronazahlen weiter sinken, der eine oder andere Unternehmer noch einen weiteren Ausbildungsplatz anbietet“, sagte Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Berlin-Brandenburg, der taz. Denn perspektivisch müsse das Angebot der Unternehmen in Berlin deutlich steigen. „In Brandenburg haben die Unternehmen das inzwischen kapiert.“ Das sehe man am großen Angebot dort, das eine Auswahl zulasse.

Datenbank mit Ausbildungsplätzen in Berlin und Brandenburg: www.ausbildung.berlin

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