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AusbeutungProfitables aus Kinderhand

Ein großer Bremer Baumwollhändler steht im Verdacht, an erzwungener Kinderarbeit in Usbekistan zu verdienen. Die Firma bestreitet jedoch alle Vorwürfe.

Knochenarbeit: Kinder müssen in der Baumwollernte in Usbekistan bis zu sieben Tage in der Woche schuften. Bild: Thomas Grabka

Einem der größten deutschen Baumwollhändler, der Otto Stadtlander GmbH (Osta) aus Bremen, wird vorgeworfen, von ausbeuterischer Kinderarbeit in Usbekistan zu profitieren. Die Firma bestreitet das. Sie räumt aber ein, zwei Prozent ihres Jahresumsatzes von rund 100.000 Tonnen aus Usbekistan zu beziehen. Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und das Deutsch-Usbekische Forum für Menschenrechte (UGF) haben in diesem Zusammenhang bei der OECD Beschwerde gegen sieben europäische Baumwollhändler eingereicht, darunter Osta. Davon hat die Firma jedoch keine Sanktionen zu befürchten. Die OECD kann schlimmstenfalls eine Rüge aussprechen.

Laut ECCHR ist davon auszugehen, dass zwischen einer und 2,7 Millionen Schulkindern im Jahr in der usbekischen Baumwollindustrie arbeiten. In der Saison 2006/07 sollen circa 57 Prozent der gesamten Baumwollernte des Landes von Kindern zwischen fünf und elf Jahren eingebracht worden sein. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO äußerte jüngst ihre "ernsthafte Besorgnis" über die Situation der Kinder im sehr autoritär regierten Usbekistan. Jedes Jahr würden diese bis zu drei Monate lang aus der Schule genommen und müssten dann unter "gefährlichen Bedingungen" in den Baumwollfeldern arbeiten. MenschenrechtlerInnen sprechen von einem anhaltenden, systematischen und erzwungenen Einsatz von Kinderarbeit in der usbekischen Baumwollindustrie - unter anderem UGF-Gründerin Umida Nyazova, die am Dienstag in Bremen auftrat und eine der bekanntesten MenschenrechtsaktivistInnen ihres Landes ist. Die Rede ist von schlimmsten hygienischen und gesundheitlichen Bedingungen, von sieben Tagen Arbeit pro Woche - von der weder die Kinder noch deren Familien profitierten.

Das zentralasiatische Land spielt in der Branche eine wichtige Rolle: 2008 wurden dort etwa 3,6 Millionen Tonnen Rohbaumwolle geerntet. Damit ist Usbekistan weltweit der fünftgrößte Produzent, zudem der zweitgrößte Exporteur von Baumwolle. Gut ein Fünftel davon landet nach Angaben der Vereinten Nationen in EU-Ländern.

Rainer Hammer, geschäftsführender Gesellschafter bei Osta in Bremen, hat nach eigenen Angaben in Usbekistan "keine Kinderarbeit gesehen". Ihm sei Entsprechendes auch "nicht bekannt", sagt er der taz. Er verurteile natürlich erzwungene Kinderarbeit, so Hammer zur taz. "Schlichtweg nicht richtig" sind laut dem von Osta beauftragten Rechtsanwalt Detlev Reichert Berichte des ARD-Magazins "Fakt", wonach die Bremer Firma "in großem Umfang" Baumwolle aus Usbekistan kauft. Die etwa 2.000 Tonnen usbekischer Baumwolle, die Osta nach eigenen Angaben im Jahr bezieht, würden über "private, internationale Händler" gekauft, so Reichert, nicht aber in Usbekistan selbst. Die Menge entspricht laut ECCHR einem Viertel des gesamten deutschen Baumwollimports aus Usbekistan.

Die dortige Regierung kontrolliert die Baumwollbranche des Landes über drei monopolistische, staatliche Unternehmen. Bei ihnen kaufe auch Osta ein, behauptete Fakt. Reichert sagt, der Bremer Großhändler unterhalte keine vertraglichen Beziehungen zu den staatlich-usbekischen Baumwollfirmen. Allerdings unterhält Osta seit 1996 eine Niederlassung in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Dort arbeitet Hammer zufolge eine Mitarbeiterin, die den gesamten zentralasiatischen Markt beobachtet.

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