Ausbau der Schul-Ganztagsbetreuung: Fehlt nur noch das Personal

Gut, dass die Regierung in den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschüler:innen investiert. Trotzdem können Eltern nicht aufatmen.

Kinder essen ohne Hände Zeug von Papptellern

Da hat die zuständige Betreuungsperson wohl nicht so genau hingeschaut … Foto: Unsplash/Abigail Miller

Zugegeben: Die Richtung stimmt. Es ist gut und notwendig, dass die Bundesregierung in den Ausbau der Ganztagsbetreuung investiert. Bisher endet der Rechtsanspruch für Eltern auf einen Betreuungsplatz nämlich dann, wenn das Kind in die Grundschule kommt. Für Paare oder Alleinerziehende heißt das im Extremfall: Beruf und Familie sind nur so lange miteinander vereinbar, bis das Kind seine Schultüte bekommt.

Damit die Grundschule nicht zum Karriereknick wird, will die Regierung Eltern ab 2025, wie im Koalitionsvertrag versprochen, eine Ganztagsbetreuung auch für die Zeit nach der Kita garantieren. Zwei Milliarden Euro macht das Groko-Kabinett in den kommenden zwei Jahren locker, damit die Kommunen die notwendigen baulichen Maßnahmen vornehmen können. Doch damit allein ist noch keine Betreuung sichergestellt.

Für die „Betriebskosten“ sind weitere Milliarden notwendig. Geht man wie das Deutsche Jugendinstitut davon aus, dass derzeit bundesweit 665.000 Plätze fehlen (und richtet diese ein), würden bis 2025 noch mal 3,9 Milliarden Euro für Sachmittel und Personal fällig. Doch dass die Länder dafür aufkommen, wie die Groko sich das so vorstellt, dürfte wohl nicht klappen. Schon vor dem Kabinettsbeschluss am Mittwoch haben die Länder die Finanzierungspläne des Bunds für unzureichend erklärt. Und selbst wenn die Länder nun für die übrigen Kosten aufkommen, wird die Ganztagsbetreuung für alle scheitern, und zwar am Personal.

In fünf Jahren fehlen je nach Prognose zwischen 300.000 und 600.000 Er­zieher:innen. Wo die plötzlich für die zusätzliche Betreuung von Grund­schü­le­r:innen herkommen sollen, bleibt das große Groko-Geheimnis. Vor diesem Szenario muss es Eltern wie blanker Hohn vorkommen, wenn die Regierung demnächst einen Rechtsanspruch beschließt, den sie sehr sicher nicht wird einhalten können. Sondern der nur dazu führt, dass, ähnlich wie schon bei den Kitas, die Anforderungen ans Personal gesenkt werden.

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Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.

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