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Aus für Radwanderweg Dann radelt doch woanders

Der BUND kritisiert das Einfrieren des Spree-Rad- und Wanderwegs durch die landeseigene infraVelo. Es fehlt das Geld für die letzten Kilometer.

Hier soll der Radweg eigentlich einmal enden: Mündung der Spree in die Havel Foto: IMAGO / Jürgen Ritter

BERLIN taz | Der Berliner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bemängelt, dass die Fertigstellung des Spreeradwegs in Charlottenburg und Spandau von der für die Planung zuständigen infraVelo GmbH auf Eis gelegt worden ist. „Der BUND kritisiert ausdrücklich, dass auch diese Maßnahme den Haushaltskürzungen zum Opfer fallen soll“, so Verkehrsreferent Martin Schlegel. „Wenn CDU-Verkehrssenatorin Ute Bonde die Bedeutung der Fertigstellung nicht erkennt, muss eben ihr Parteifreund, der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, die Sicherstellung der Finanzierung zur Chefsache machen.“

Der infraVelo-Chef Michael Fugel hatte vor einigen Wochen im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses mitgeteilt, dass die Umsetzung des Projekts „Spree-Rad- und Wanderweg (West)“ vorerst gestoppt werde. Grund seien fehlende Mittel für das 29 Millionen Euro teure Projekt, das den Bau von zwei Brücken für den Rad- und Fußverkehr einschließt – eine über die Spree sowie eine kleinere über den sogenannten Östlichen Abzugsgraben.

Es seien Gelder aus dem Fördertopf „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) eingeplant gewesen, dieser sei aber nun „überbucht“, erläuterte Fugel die Entscheidung. Auf der infraVelo-Website heißt es nur knapp: „Derzeit pausiert die Planung, da die Finanzierung des Projekts inklusive der Brücke am Sophienwerderweg nicht gesichert ist.“ Dabei handelt es sich um die Spreebrücke, die einen großen Teil der nötigen Investitionen ausmacht.

Peinlich für Berlin: Der Spreeradweg, der den Fluss auf den 360 Kilometern von der Quelle bis zur Mündung in die Havel für den Fahrradtourismus erschließen soll, ist eigentlich längst fertig – nur eben nicht auf den letzten sieben Kilometern. Es ist nicht nur weiteres Symbol dafür, dass die Hauptstadt knapp bei Kasse ist, sondern dass Infrastrukturprojekte hier besonders lange dauern. Der Beschluss des Abgeordnetenhauses zum Lückenschluss datiert schon von 2018.

Martin Schlegel kann nicht nachvollziehen, dass das Land nun diesen Lückenschluss auf die lange Bank schiebt, „obwohl die Planungen für weitere Radschnellwege zwischen Spandau und der Berliner Innenstadt bereits gestoppt worden sind“. Dabei handelt es sich um die ebenfalls von der infraVelo verantworteten Schnellverbindungen „Nonnen­damm­allee – Falken­seer Chaussee“ nördlich und „West-Route“ südlich der Spree. Zusammen mit den meisten anderen der unter Rot-Rot-Grün beschlossenen Radschnellwegen waren sie im vergangenen Jahr „entpriorisiert“ worden. Wann – und ob überhaupt – sie einmal gebaut werden, steht in den Sternen.

Kritik von NaturschützerInnen

Allerdings dürften auch manche aufatmen: Schon 2020 hatte ein Bündnis aus AnwohnerInnen und Umweltorganisationen – darunter der Naturschutzbund Nabu – gegen den Ausbau des bereits existierenden, aber unbefestigten Wegs vom Charlottenburger Schlosspark bis zum Wiesendamm protestiert. Der Weg zwischen Flussufer und Kleingärten sei „eine der letzten naturnahen Biotopverbindungen der westlichen Innenstadt“, hieß es. Ein vier Meter breites Asphaltband für den flüssigen Radverkehr werde diese Eigenschaften zerstören.

Die damals noch grün geführte Senatsverwaltung für Mobilität und Umwelt hielt dagegen, der geplante Weg sei nicht nur für den Fahrradtourismus wichtig, sondern erschließe das Ufer auch erstmals barrierefrei. Den GegnerInnen des Ausbaus ist allerdings seit dem Aus für die Radschnellverbindungen ein Argument weggebrochen: Sie hatten darauf verwiesen, dass diese ja eine gute Alternative für RadfahrerInnen darstellten.

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