Auftakt der Fußballsaison: Kaputte Liga
Wie abgeschmackt ist denn dieser Saisonstart! Schalke macht auf Hamburger SV, und die Bayern warten im Grunde nur noch auf die Super League.
S icher, so ein erster Spieltag bedeutet noch lange nichts. Nicht immer ist der erste Spitzenreiter auch am Ende ganz oben; selbst der ruhmreiche FC Bayern hat so einen Durchmarsch nur selten geschafft. Und überhaupt, auch ein 8:0 ließe sich noch toppen; dafür reicht doch schon ein 9:1. Das gab es durchaus schon mal.
Nach dem Saisonauftakt am Freitag vor 0 zahlenden Zuschauern in der Versicherungsarena und einer Bayern-Führungsriege, die sich gänzlich mundschutzlos auf der Tribune präsentierte, samt dem ausbeuterischen Leuteschinder, der einstmals Vorsitzender des FC Schalke 04 war, hagelte es in den sozialen Medien Häme und Kritik, nämlich über alle und alles: Schalke – der neue HSV; Tönnies’ Bärendienst an seinem Herzensklub; die Schalke-Chefs anstandslos; die Bayern-Bosse so arrogant, dass sie sich jeder pandemischen Gefahr enthoben fühlen; und das Spiel auf dem Niveau eines Pausenhofkicks, wo einfach alle Guten in einem Team sind und die anderen so lange fertigmachen, bis auch die letzten Okayen der anderen lieber bei den Guten spielen wollen. Aber mal ernsthaft, so geht das doch nicht!
Drei ehemalige Schalke-Spieler haben sich, wenn auch teilweise über Umwege, im Laufe der Zeit beim FC Bayern einstellen lassen, weil da die anderen Guten sind und man eben auch massig Geld am Fiskus vorbei verdienen will und irgendwas hochhalten am Ende der Saison. So ist er halt, der neoliberal ins Hyperabsurde getriebene Fußball. Der FC Schalke 04, der Anfang des Jahrtausends kurzzeitig eine ernsthafte Konkurrenz für den ruhmreichen Stern des Südens darstellte, samt 4-Minuten-Meisterschaft, ist ohne Neuer, Goretzka, Sané, ohne Özil, Kehrer, Matip, Draxler und andere dabei, die neue Lachnummer der Liga zu werden.
Der HSV dümpelt schließlich schon eine Weile im Unterhaus, und bei Werder, dem FC, dem VfB und der Hertha ist man derartige Teiluntergänge ja schon gewohnt. Clemens Tönnies spielt die Rolle, die der Unternehmer Kühne für die Hamburger gespielt hat, ein zwielichtiger Geschäftsmann wie aus einem schlechten „Tatort“, korrupt bis ins Mark, ohne Mitgefühl für nichts, ein Ein-Mann-Paralleluniversum, das so auch als Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner auflaufen könnte.
Trainingsspiele in der Liga
Wie abgeschmackt und kaputt nicht nur der sogenannte Branchenführer FCB, sondern die ganze Liga mittlerweile ist, lässt sich an dieser Mitteilung aufs Beste ablesen: „Clemens Tönnies war am Freitag im Stadion, weil er enge Freundschaften zum FCB-Präsidium pflegt. Selbstverständlich sitzt er lieber bei der Schalke-Delegation“, so der FC Schalke in einer offiziellen Stellungnahme.
Kann Konkurrenz durch Freundschaft entstehen? Oder ist eh schon alles egal, weil der FC Bayern die Bundesliga nur noch als Trainingslager braucht; weil man als deutscher Verein leider nicht für die Premier League melden kann und die europäische Superliga immer noch nicht da ist, oder erst, wenn die Bayern das zwölfte oder fünfzehnte Mal in Folge Meister werden? Oder sollte man vielleicht doch mal über Scheichs und das Kippen von 50+1 reden?
Ich meine, man hat in den letzten Jahren ja schon so einiges gesehen. Man musste 7:0-Auswärtssiege des FCB bei der ehemaligen Konkurrenz von Werder Bremen mitansehen, Spitzenspiele des „Deutschen Clásico“, die 5:0 und 4:0 ausgingen. Der ebenso einst mächtige HSV musste zweimal 8:0 in München verlieren, ehe sie sich endlich in Liga 2 retteten. Das Eröffnungsspiel der neuen Saison, Bayern München gegen Schalke 04, endet 8:0. Das ist alles schon reichlich pervers.
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