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Aufsteiger Holstein KielDa staunt der Norden!

Kieler Woche? Handball? Pah! Wovon Holstein Kiel nach dem Aufstieg in die Bundesliga träumt. Und wie das Debütspiel für die Störche am Ende verlief.

Holstein Kiel am Samstag bei ihrem Bundesliga-Debüt in Hoffenheim Foto: Heiko Becker/dpa

G leich das erste Spiel, am besten gegen Bayern München, mit drei Toren Unterschied gewinnen – so ungefähr dürfte er ausgesehen haben, der Anfang des insgeheimen Bundesliga­traums von Aufsteiger Holstein Kiel. Und am nächsten Tag beim Spaziergang auf der Gorch-Fock-Mole die ehrfürchtigen Blicke und das Getuschel genießen: „Wow, guck mal, da kommen die Störche!“

Natürlich wäre es nicht beim Sieg gegen die Bayern geblieben. Und nachdem die Herbstmeisterschaft festgestanden hätte, wären sie ganz kleinlaut angekommen, die Zweifler und Zyniker, die prophezeit hatten, dass Holstein zur Lach­nummer werden würde. „Jetzt kann ich es ja sagen“, würden sie ein wenig beschämt erklären, „Segeln hat mich noch nie ­interessiert, und die Kieler ­Woche schon gar nicht.“ Diese seltsame andere Sportart namens Handball ­­übrigens auch nicht, „wo wir schon mal dabei sind“.

Ach ja, könnte man als langjähriger geheimer Fan vielleicht eine Freikarte fürs nächste Heimspiel bekommen? Gleichwohl würde die große Meisterfeier am Ende der ersten Bundesliga-Saison natürlich schon irgendwie am Meer stattfinden müssen, also wenigstens ein Teil, denn selbstverständlich müsste es auch eine große Segelyacht-Parade zu Ehren des neuen Champions geben. Diese Leute vom Verein THW dürften dann allerdings auch nicht fehlen. Vielleicht könnten sie auf irgendeinem Parkplatz am Rande des Festumzugs ein paar interessante Kunststückchen vorführen.

Bereit, aber noch nicht angekommen

Bloß die Meisterschale, die dürften sie nicht anfassen, mit ihren Handballerfingern, pah! So könnte das ein paar Jahre oder Jahrzehnte weitergehen, je nachdem wie schnell die ­Dauer­gewinnerei langweilig wird, weiß man ja jetzt noch nicht. Es war ein wirklich ganz besonders schöner Traum. Und die ersten sechs Minuten des Bundesligaspiels waren ­eigentlich auch schön, bis – na ja, immerhin hatte man ganz gut mitgehalten.

2:3 zu verlieren ist doch eigentlich ganz passabel und in der Tabelle vor Stuttgart zu rangieren ja auch nicht schlecht. Sahen auch die Kieler Nachrichten so. „Holstein Kiel ist bereit für die Bundesliga – muss aber noch in der Liga ankommen“, hieß es dort in einem Kommentar.

Enttäuschend dagegen, dass es in der Rubrik „Was den ­Norden bewegt“ an erster Stelle doch bloß wieder um den ­Handballverein ging. Aber nächste Woche, wenn daheim gegen den VfL Wolfsburg gespielt wird, wird sich der Norden noch umgucken. Holstein hat nämlich noch lange nicht fertig geträumt, das steht mal fest.

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Elke Wittich
Journalistin
Schreibt nicht nur über Sport, sondern auch über Verschwörungsideologien, skandinavische Politik und Königshäuser. *** Die ersten Artikel für den taz-Sport gestalteten sich allerdings etwas schwierig: Mit den Worten "Wie, die schicken uns heute eine Frau?" wurde ich beispielsweise vor Jahren von einem völlig entsetzten Vorsitzenden eines Westberliner Fünftligavereins begrüßt. Da war er also, der große Tag, an dem über seinen Club in der taz berichtet werden würde, und dann das: Eine Frau! Ich antwortete ja, ich sei die Strafe und sofort war die Stimmung super. *** Und eines Tages werde ich über diesen Tag und andere, sagen wir: interessante Begegnungen mal ein Buch schreiben.
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