Aufstände in Bangladesch: Mehr Geld für Textilarbeit
Beschäftigte haben in Bangladesch für höhere Löhne demonstriert. Mit dem Ergebnis geben sich viele nicht zufrieden.
Der Entscheidung waren heftige Proteste vorausgegangen. Seit dem 23. Oktober waren Bekleidungsarbeitende auf die Straße gegangen, nachdem sich das Gerücht ausbreitete, die Erhöhung solle bei 10.400 Taka (88 Euro) haltmachen.
Bei neuen Protesten am Mittwoch starb die junge Näherin Anzuara Khatun in Gazipur. Sie wurde mutmaßlich von Sicherheitskräften getötet. Die Gewerkschaftsführerin Nazma Akter kritisierte am Mittwoch die Gewalt und fordert Gerechtigkeit für jene, die bei den Unruhen ums Leben kamen, verletzt und verhaftet wurden.
„Drei Arbeiter:innen verloren beim Protest ihr Leben, es wäre besser, den Mindestlohn zu verhandeln, anstatt Polizei und Schlägertrupps auf die Arbeiter:innen loszulassen“, schrieb sie im sozialen Netzwerk X, ehemals Twitter.
Gewerkschaften wollen weiter auf die Straße
Dabei dürften die Proteste noch nicht vorbei sein. Zufrieden sind die Gewerkschaften mit dem Ergebnis nämlich nicht. Noch vor der Verkündung des neuen Lohns marschierte Akter vor das Gebäude in der Hauptstadt Dhaka, in dem der Mindestlohnausschuss tagte. Ihre Mitsteikenden hatten Transparente dabei, die eine Erhöhung auf monatlich 23.000 Taka forderten, umgerechnet 195 Euro.
Für Akter und die Mitglieder der von ihr geführten Gewerkschaft SGSF ist der neue Mindestlohn angesichts der hohen Inflation „in keiner Weise akzeptabel“. Zudem werde er sich kaum positiv auf langjährige Beschäftigte auswirken, heißt es in ihrer Erklärung. Hungrige Arbeiter:innen seien nicht produktiv, betont sie. Immerhin hatten einige Marken und Arbeitgeberverbände einem Lohn „zur Deckung der Lebenshaltungskosten“ zugestimmt, wenige auch 23.000 Taka.
Auch weitere Gewerkschaftsführer erklärten, dass sie ihre Proteste stellvertretend für über die vier Millionen Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie fortsetzen wollen.
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