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Aufgeschreckte CouchpotatoesUnter Armen in Südafrika

Edith Kresta
Kolumne
von Edith Kresta

Eine Fair-Trade-Reise nach Südafrika ist nicht als Schnäppchen zu haben. Die Unterkünfte sind zumeist nicht einfach und authentisch, sondern höchster Standard.

Kinder im Township beim fotoshooting für Touristen. Bild: Panoramic/Eddy Lemaistre/imago

N eulich in Südafrika. Vera, gut verdienende Gymnasiallehrerin, Attac-Mitglied, macht jedes Jahr mindestens eine sinnvolle Reise. Zum Beispiel eine Fair-Trade-Reise nach Südafrika inklusive Townshipbesuch. Unmengen Kugelschreiber, Plüschtiere und Schokolade hatte sie mitgebracht.

Sie kennt das von ihren zahlreichen Reisen in die Länder des Südens. Sie weiß Bescheid, vergleicht, bewertet und hat unendlich viele Geschichten von der ganzen Südhalbkugel auf Lager, die sie uns immer wieder gern und ausführlichst erzählt.

Großzügig verteilt sie Stift um Stift unter den „süßen schwarzen Kindern“, erklärt ihnen geduldig einen Vierfarbenkuli und auch, dass diese Schokolade fair gehandelt ist: „von Armen wie hier produziert“.

Sie spendiert an der Bar der Township Bier für die Männer, nicht ohne sie – trotz gelockerter Stimmung – mehrmals darauf hinzuweisen, wie sinnvoll es wäre, das Glas zu recyceln, statt es einfach in den Müll zu werfen. Vera ist unsere höchste moralische Instanz. Immer besser, gerechter, engagierter als alle anderen.

Bild: Wolfgang Borrs

Edith Kresta ist Reise-Redakteurin der taz.

Eine Fair-Trade-Tour nach Südafrika hat ihren Preis. Vera gibt viel Geld aus für ihre Reisen. Dabei legt sie großen Wert darauf, nicht ins Luxussegment zu geraten. Sie will es authentisch, nah, korrekt. Sie will organisierte Begegnung, Einsicht, Alltag. Luxus ist ihr ein Gräuel, sozial verdächtig, ungerecht.

Ein kleines bisschen Selbstkasteiung

„Fair Trade“, da schwingt ein kleines bisschen Selbstkasteiung, auf jeden Fall Gerechtigkeitssinn und Bescheidenheit mit. Dabei hatte Vera offensichtlich übersehen, dass gerade im Fair-Trade-Tourismus Südafrika die meisten Unterkünfte im oberen Segment liegen.

Schicke Lodges, geschmackvoll eingerichtet, in bester Lage und das Personal von fast kolonialzeitlicher Dienstbeflissenheit. Keine durchgelegenen Matratzen, keine schmuddeligen Teppichböden, sondern höchster Standard, beste Küche in der Sternehostellerie. Das hat sich Vera nicht unter Fair Trade vorgestellt.

Sie wünsche sich „keinen Pomp, keinen Luxus, sondern bescheidene Unterkünfte bei Einheimischen“, klagt sie. Doch diese Unterkünfte sind meistens nicht Fair-Trade-zertifiziert. Fair-Trade-Reisen sind ein Mittel- und Oberschichtskonsumprodukt mit einer sozialen Komponente, einem sozialen Accessoire. Mit deren Kauf hat Vera sich zwar politisch-moralisch positioniert, aber auch sozial verortet. Doch diese soziale Schranke verleugnet sie.

Kein köstliches Dinner, keine noch so freundliche Belegschaft, die von den fairen Arbeitsbedingungen schwärmt, kann sie umstimmen. Sie fühlt sich um Authentizität, die harte Realität betrogen. Wir, ihre Mitreisenden, um den Genuss. Das ist nicht fair.

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Edith Kresta
Redakteurin
Schwerpunkte: Reise und Interkulturelles. Alttazzlerin mit Gang durch die Institutionen als Nachrichtenredakteurin, Korrespondentin und Seitenverantwortliche. Politologin und Germanistin mit immer noch großer Lust am Reisen.
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3 Kommentare

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  • TT
    Tom Tom

    Ich verstehe den Artikel auch nicht?

     

    Wollt Ihr wirklich Touristen der Unterschicht anziehen die dann kein Geld ausgeben und einen billig Urlaub verbringen der dem Land und Leuten nicht hilft. Sich in dem hoeheren standard zu positionieren hat Sued Afrika geholfen die Umsaetze im Tourismus anzukurbeln und Arbeitsplaetze zu schaffen. Wir hat den da was dagegen.

     

    Da ist doch noch Mallorca fuer die preisguenstige Variante?

  • A
    Anne

    Also wer gerne so eine Reise machen möchte, sollte als Unterkunft beispielsweise auf die Bama Lodge in Kgautswane zurückgreifen.

  • CR
    Cap Reolus

    Was ist das für ein sinnfreier Artikel?

     

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