Aufdeckung der „Shell Papers“: Konzerngeld für Klimawandelleugner
Der Niederländer Frits Böttcher soll unter anderem von Shell, ING und Bayer finanziert worden sein. Die Konzerne wissen angeblich von nichts.
Veröffentlicht wurden die „Shell Papers“ in der Zeitung De Volkskrant sowie auf dem niederländischen Investigativ-Portal „Follow the Money“. Demnach erhielt der inzwischen verstorbene Chemieprofessor Böttcher insgesamt mehr als eine Million niederländische Gulden (450.000 Euro) von den Firmen, die er zur Veröffentlichung klimawandelskeptischer Artikel und Meinungsbeiträge einsetzte.
Zu Böttchers namhaftesten Unterstützern zählten den Journalisten zufolge neben Shell und KLM die niederländische Bankengruppe ING. Aus Deutschland sollen der Industriekonzern ThyssenKrupp sowie der Chemie-Konzern Bayer beteiligt gewesen sein.
Böttcher war 1968 eines der Gründungsmitglieder der einflussreichen Expertengruppe Club of Rome. Der Chemieprofessor der Universität Leiden war bekannt dafür, den Treibhausgaseffekt, der zur Erderwärmung führt, für einen „Mythos“ zu halten. Seiner Einschätzung nach war CO2 sogar „gut für den Planeten“.
Mehrere der in den Recherchen genannten Unternehmen gaben an, die Vorwürfe nicht überprüfen zu können. Die angeblichen Finanzhilfen für Böttcher lägen zu lange zurück. „Das war vor 25, 30 Jahren. Wir können nicht darüber spekulieren, was genau passiert ist und in welchem Kontext“, erklärte Shell. KLM teilte mit, es gebe „keine Hinweise“, dass das Unternehmen Böttcher vor 30 Jahren unterstützt habe; ähnlich äußerte sich Bayer. Auch ThyssenKrupp erklärte, es könne die Vorwürfe nicht bestätigten, versicherte aber, das Unternehmen unterstütze keine „Klimawandel-Skeptiker“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Selenskyj bringt Nato-Schutz für Teil der Ukraine ins Gespräch
Überraschende Wende in Syrien
Stunde null in Aleppo