Auf dem Kiez ist es zu laut: St. Paulis erster Nachtbeauftragter
Lärm rund um die Hamburger Reeperbahn? Ist normal, aber da hier auch Menschen leben, braucht es wen, der für Ruhe sorgt. Der wurde jetzt gefunden.
![Sascha Bartz Sascha Bartz](https://taz.de/picture/6976373/14/460227685-1.jpeg)
Als er sich am Montag vorstellt, sagt er, er sei aufgeregt. Anzumerken ist es ihm nicht. Mit seinen weißen Sneakern wirkt er bodenständig und motiviert. Er hat sich mit seinem Träger „DeinQuartier“ auf die neue Stelle beworben und konnte sich gegen zwei Konkurrenten durchsetzen. Mit den Themen, die auf ihn zukommen vertraut. Bartz, der 1977 geborene Hamburger, war selbst schon von Lärm betroffen, wenn auch in anderen Stadtteilen. Heute wohnt er in Schleswig-Holstein, um mit seiner jungen Familie näher näher bei Eltern und Schwiegereltern zu sein.
Seit 20 Jahren arbeitet er im Quartiersmanagement unter anderem in der Hamburger Neustadt, einem Stadtteil zwischen Altstadt und St. Pauli. Seit 2019 leitet er die Geschäftsstelle des Quartiersbeirats Wohlwillstraße in St. Pauli. Dort gehe es um ganz ähnliche Konflikte, sagt Bartz zur taz, aber „nicht jeder reagiert gleich. Was im Portugiesenviertel funktioniert, muss ja nicht hier funktionieren.“
Entwickelt wurde die Idee des Nachtbeauftragter in den vergangenen zwei Monaten – in kleinen Workshops direkt vor Ort, in denen Lösungen für die Konflikte in der Straße gesucht wurden. Der Nachtbeauftragte soll eine neutrale Instanz sein.
Mehrere Städte mit Nachtbürgermeister
In mehreren deutschen Städten gibt es bereits Nachtbürgermeister, im Norden in Hannover und Delmenhorst. Im März hatte die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte dann beschlossen, das Pilotprojekt ein halbes Jahr lang mit 40.000 Euro zu finanzieren. Eine Ausweitung auf andere Stadtteile ist möglich, wenn es denn gut läuft.
Erreichbar wird der neue Nachtbeauftragte in den kommenden sechs Monaten in einem Büro in der Neustadt sein. Aber erst mal möchte er sich im Viertel bekannt machen. Gemeinsam mit dem Bezirksamt wird sich Bartz bei den Clubs und in der Gastronomie in St. Pauli persönlich vorstellen. An den Wochenenden und donnerstags will er dann abends und nachts im Viertel unterwegs sein.
Will kein „Stadtteil-Sheriff“ sein
Ganz allein ist er in seiner Funktion nicht. Im Rücken hat Bartz eine Lenkungsgruppe, in der neben AnwohnerInnen und VertreterInnen der Nachtkultur auch VertreterInnen von Polizei und Stadtreinigung sitzen.
Ein neuer „Stadtteil-Sheriff“ sei er übrigens nicht, betont Bartz. Eine Weisungsbefugnis hat er auch nicht. „Ich hoffe, dass wir ein Verständnis füreinander bekommen und den Leuten Wege aufzeigen können, wie man diese Konflikte löst“, sagt er. „Ohne immer gleich zu schreien: ‚Der muss jetzt weg‘ oder: ‚Der muss jetzt umziehen‘.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören