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Auf Schleichwegen

■ Im Dickicht der Wahrnehmung: Tortoise und ihre kontemplativen Klänge in der Fabrik

Unaufgeregt, zurückhaltend, konzentriert, mit anderen Worten: wie erwartet. So zeigten sich Tortoise in der Fabrik. Die Band aus Chicago scheint momentan der Konsens für Großstadtbewohner zu sein: Ob an Soft Machine, dem Indie-Rock der Achtziger oder neuerer elektronischer Musik geschult, fast alle können sich auf ihre kontemplative Musik einigen.

Am Donnerstag lieferten sie den Soundtrack zu urbanen Leitbildern: Farbige Projektionen von Hausfassaden, Straßenzügen und anderen Strukturen des Städtischen ergänzten eine Musik, die wie keine andere das Langatmige und zugleich Schnellebige des Molochs in sich vereinigt. Tortoise reißen Themen an, um sie zu beenden, bevor irgendetwas festgeschrieben ist. Spuren zum Orientieren werden ausgelegt, Schleichwege im Dickicht der Wahrnehmungen – zurechtfinden muß man sich dort allerdings selbst.

Die Musik gefällt. Trotzdem: Überall schimmert der Artrock der 70er durch, für neue Sichtweisen aber stehen die Sounds nicht. Was daran außergewöhnlich sein soll, will sich auch live nicht so recht erschließen. So präsentierte die Vorgruppe Die Anarchistische Abendunterhaltung – DAUU eine vitalere Form des Improvisierens. Das vielköpfige Ensemble aus Belgien spielte auf klassischem Grund, und Klezmer klang hier, als sei er eben gerade von ihnen erfunden worden. Da sprang der Funke.

Thomas Schulze

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