Attentäter von Arizona: Todesschütze erstmals vor Gericht
Was trieb Jared Loughner an? Der Arizona-Attentäter erschien erstmals vor Gericht. Die Anklage wurde verlesen. Die Verhandlung beginnt am 24. Januar. Giffords Zustand ist weiter kritisch.
PHOENIX afp/dpa | Von mehr als einem Dutzend US-Marshalls bewacht ist zwei Tage nach dem Mordanschlag der mutmaßliche Attentäter Jared Lee Loughner erstmals vor Gericht in Phoenix erschienen. In der kurzen Anhörung verlas der Richter Michael Anderson die Anklage gegen den 22-jährigen Schützen Jared Loughner, dem zwei Morde und drei Mordversuche vorgeworfen werden.
Freunde oder Familienangehörige des Attentäters seien nicht in dem völlig von Medienleuten überfüllten Raum gewesen, so der Nachrichtensender CNN. Loughner, der nach dem Attentat zunächst als "geistig verwirrt" beschrieben worden war, habe den Eindruck vermittelt, alles verstanden zu haben, berichtete der Reporter. "Er war mental voll da, wusste genau, was vor sich ging." Er habe selbstbewusst gewirkt.
Der an Händen und Füßen gefesselte Todesschütze sei dem Richter gegenüber freundlich gewesen und habe sich gut ausgedrückt. Als nächster Gerichtstermin wurde für den 24. Januar eine Anhörung anberaumt.
Der Todesschütze wird von Anwältin Judy Clarke vertreten, die nach Angaben der New York Times bereits "Unabomber" Theodore Kaczynski und Zacarias Moussaoui, einen Komplizen der Anschläge vom 11. September 2001, verteidigte. Zunächst war unklar, ob die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe fordert. Der Attentäter ist des mehrfachen Mordes und versuchten Mordes angeklagt.
Ob das Attentat von Samstag, bei dem Loughner während einer politischen Veranstaltung in Tucson die demokratische Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords in den Kopf schoss, sechs andere tötete und 13 weitere verletzte, einen politischen Hintergrund hat, wird noch zu klären sein.
US-Präsident Barack Obama hielt am Montag gemeinsam mit seiner Frau Michelle vor dem Weißen Haus eine Schweigeminute für die Opfer ab. Wie sein Büro später mitteilte, wird Obama am Mittwoch an einer Gedenkfeier für die Opfer in Tucson teilnehmen.
Am Montag befand sich Giffords weiter in einem kritischen Zustand. Ärzte nannten es "ein Wunder", dass die 40-Jährige den glatten Kopfdurchschuss überhaupt überlebt habe. Sie könne hören, verstehen und befolge Anweisungen, sagte Mediziner Peter Rhee. Das zeige, dass Denkprozesse "auf einem ziemlich hohen Niveau" funktionierten. Die Politikerin gehöre zu einer "sehr kleinen Gruppe", die eine solche Verletzung überlebten, hieß es von den Ärzten. Giffords habe nach Aufforderung zwei Finger gehoben und die Hand gedrückt.
Mitglieder der Tea-Party-Bewegung beklagten unterdessen die gegen Palin erhobenen Vorwürfe. "All das ist skandalös", erklärte der "Tea Party Express" in einer Botschaft an seine Mitglieder. "Wir haben mit diesem tragischen und furchtbaren Ereignis nichts zu tun." Zahlreiche Demokraten und Kommentatoren hatten die aufgeheizte politische Rhetorik während des Wahlkampfs im November mitverantwortlich für das Attentat gemacht. Insbesondere kritisierten sie die aggressive Rhetorik und Symbolik Palins.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Türkei und Israel nach Assad-Sturz
Begehrlichkeiten von Norden und Süden
Katja Wolf über die Brombeer-Koalition
„Ich musste mich nicht gegen Sahra Wagenknecht durchsetzen“