Attacke in Neukölln: NPD-Politiker niedergeschlagen
Mutmaßlich Autonome haben den NPD-Bezirkspolitiker Jan Sturm angegriffen. Die Berliner NPD startet ihren Wahlkampf im Rathaus Treptow.
Mutmaßlich Autonome haben den NPD-Bezirkspolitiker Jan Sturm in der Nacht zu Donnerstag attackiert. Laut Polizei rissen gegen 23.15 Uhr fünf schwarz gekleidete Vermummte den 46-Jährigen in der Nähe seiner Wohnung in der Richardstraße (Neukölln) vom Fahrrad, schlugen mit Schlagstöcken und Flaschen auf ihn ein und beschimpften ihn als Nazi. Die NPD spricht auch von Tritten und Schlägen gegen den Kopf Sturms. Die Täter entkamen unerkannt. Sturm erlitt Platzwunden und Prellungen. Der Polizei sagte er, selbstständig einen Arzt aufsuchen zu wollen. Ein Anwohner hatte die Tat beobachtet, der Staatsschutz ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung.
Sturm sitzt seit 2006 für die NPD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Neukölln. Zuletzt beteiligte er sich an mehreren NPD-Kundgebungen. Bereits im August 2009 hatten Unbekannte die Eingangstür des Miethauses von Sturm eingeschlagen, einen Müllcontainer im Hinterhof angezündet und Parolen gegen Sturm an eine Wand gesprüht.
Am Samstag plant die NPD ab 15 Uhr ihren Wahlkampfauftakt zur Abgeordnetenhauswahl im Rathaus Treptow. Die rechtsextreme Partei sitzt mit drei Abgeordneten in der BVV, darunter NPD-Bundeschef Udo Voigt. Das Bezirksbündnis für Demokratie ruft ab 14 Uhr zu einer Mahnwache vor dem Rathaus unter dem Motto "Kein Ort für Neonazis" auf. "Es darf keine Gewöhnung an rechtsextreme Veranstaltungen und Positionen geben, jede von ihnen ist eine kalkulierte Provokation", heißt es in einem Aufruf. SPD, CDU und Linke unterstützen die Mahnwache, ebenso wie Bezirksbürgermeisterin Gabriele Schöttler (SPD). Auch Antifa-Gruppen rufen zu Gegenprotest auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen