Attacke auf Polizisten in Frankreich: Pariser Angreifer wohnte in NRW
Der Attentäter von Paris hat in einem Flüchtlingsheim in Recklinghausen gewohnt. Dort fiel er bereits auf, als er die Flagge des IS an die Wand malte.

Nach Angaben des LKA ergaben sich bei der Durchsuchung keine Hinweise auf weitere mögliche Anschläge. Das LKA setzte demnach eine eigene Ermittlungskommission ein. Diese stimme sich eng mit den französischen Sicherheitsbehörden ab und stehe zudem im engen Informationsaustausch mit dem Bundeskriminalamt. Weitere Angaben wollte das LKA zunächst nicht machen, um „die laufenden Ermittlungen in Frankreich nicht zu gefährden“.
Der Angreifer hatte am Jahrestag des Anschlags auf die Satirezeitung Charlie Hebdo am vergangenen Donnerstag mit einem Metzgerbeil bewaffnet und „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) rufend Polizisten vor einem Kommissariat im Pariser Viertel Goutte d‘Or attackiert. Die wachhabenden Polizisten erschossen den Mann, der auch eine Sprengstoffgürtel-Attrappe trug.
Bei der Leiche wurde ein Bekennerschreiben mit einer aufgemalten Fahne der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gefunden, in dem der Mann IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi die Treue schwört. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete deswegen Terror-Ermittlungen ein. Aus französischen Ermittlerkreisen hieß es am Freitag, Verwandte hätten den Toten als einen Tunesier namens Tarek Belgacem identifiziert. Der Name stand demnach auch auf dem Bekennerschreiben.
Mal syrisch, mal georgisch
Am Freitag war auch eine erste Spur nach Deutschland bekannt geworden: Nach Angaben der französischen Behörden hatte der Mann ein Handy mit einer deutschen SIM-Karte dabei.
Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise berichtete, hatte der Mann in Deutschland unter dem Namen Walid Salihi Asyl beantragt. Insgesamt war er demnach unter vier Aliasnamen in der Bundesrepublik registriert. Als Staatsangehörigkeit habe er mal syrisch, mal marokkanisch, mal georgisch angegeben.
In Deutschland war der Mann dem Bericht zufolge schon mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten. In der Flüchtlingsunterkunft in Recklinghausen habe er im September das Zeichen des IS an die Wand gemalt. Eine LKA-Sprecherin wollte sich nicht zu dem Bericht äußern.
Ein tunesisches Paar, das sich als Tareks Eltern vorstellte, bestätigte am Samstag, dass sich ihr Sohn kürzlich in Deutschland aufgehalten habe. Ihr Sohn habe sie von dort aus gebeten, ihm Auszüge aus dem Geburtsregister zu schicken und sei nur wegen seines Passes auf dem Pariser Kommissariat gewesen, sagte die Frau dem tunesischen Radiosender Sabra FM.
Sie selbst habe ihren Sohn gebeten, nach Hause zu kommen, da sie sich einer Handoperation unterziehen müsse und ihn sehen wolle, sagte die Frau. „Er hat nichts getan“, sagte sie weiter und warf den französischen Behörden vor, ihren Sohn grundlos getötet zu haben. Sein Vater bekräftigte, sein Sohn Tarek habe keiner extremistischen Organisation angehört. Nach Angaben des Senders stammt die Familie aus Ouled Chemkh im Verwaltungsbezirk Mahdia.
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