Atomtransporte nach Russland: Anfahrt um einen Tag verzögert
Aus Deutschlands einziger Urananreicherungsanlage ist ein weiterer Transport nach Sibirien gestartet. Für Aktivisten ist das illegale Entsorgung.
Umweltschützer*innen aus Deutschland und Russland demonstrieren seit Monaten gegen die Transporte. Sie werfen dem UAA-Betreiber Urenco illegale Atommüllentsorgung vor: Die Urananreicherungsanlage ist mit einer unbefristeten Betriebsgenehmigung vom deutschen Atomausstieg ausgenommen und beliefert dutzende Atomkraftwerke weltweit. In Gronau häuft die UAA dadurch zehntausende Tonnen von radioaktivem und hochgiftigem Uranhexafluorid an, dessen sichere Entsorgung völlig ungeklärt ist.
Nach Aussagen russischer Atomkraftgegner rosten Atommüllbehälter aus Gronau am Ural weiter unter freiem Himmel vor sich hin. 2009 hatte Urenco die Transporte deshalb nach massiven Protesten eingestellt. In diesem Jahr wurden sie aber überraschend wieder aufgenommen: Geliefert werde kein Atommüll, sondern „Wertstoff“, der in Russland irgendwann wieder angereichert werden könne, argumentieren Urenco-Vertreter.
Erst am gestrigen Montag hatten hunderte Atomkraftgegner*innen an 13 Orten entlang der Zugstrecke demonstriert, etwa in Gronau, Münster, Hamm, Mönchengladbach – und in Amsterdam, wo das Uranhexafluorid aus das Transportschiff „Mikhail Dudin“ verladen wird.
Proteste machen Mut
Schon Mitte November hatten Aktivist*innen den vorhergehenden Uranzug mit einer Abseilaktion mehr als sieben Stunden lang blockiert. Auf Twitter berichteten Umweltschützer*innen am diesem Dienstag, rund um Gronau seien Hubschrauber in der Luft und viel Polizei vor Ort.
„Die Proteste hier in Deutschland machen uns Mut“, sagte der russische Atomkraftgegner Vladimir Slivyak von der Umweltschutzorganisation Ekodefense, der in Gronau vor Ort ist. In Russland haben bereits mehr als 53.000 Menschen eine Protest-Petition gegen die Urantransporte unterzeichnet – trotz massiver Repression: So drohen der Ekodefense-Aktivistin Alexandra Korolewa in Russland bis zu zwei Jahre Haft. Korolewa hat deshalb in Dresden einen Antrag auf politisches Asyl gestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Demokratieförderung nach Ende der Ampel
Die Lage ist dramatisch