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Atomstrom in FrankreichTeuer und strahlend

Frankreich setzt weiter auf den Ausbau der Kernenergie. Doch das wird für den hoch verschuldeten staatlichen Stromkonzern EDF kostspielig.

Atomkraftwerk in Petit Caux, Frankreich: Dafür, dass das so teuer ist, sieht's selbst mit Sonne gar nicht mal so hübsch aus Foto: Vincent Isore/imago

Paris taz | Die französische Regierung möchte nicht mit einer erneuten Erhöhung der Strompreise die Wut in der Bevölkerung über die hohe Inflation weiter anheizen. Deshalb werden die steigenden Kosten der Produktion, der Anpassung an die Regeln des europäischen Strommarkts und der geplanten Investitionen in neue Atomkraftwerke und Offshore-Windanlagen nicht auf die Verbraucher umgelegt. Energieministerin Agnès Pannier-Runacher versprach im Fernsehen, dass es nach der Erhöhung um 10 Prozent im Januar vorerst keine größeren Erhöhungen geben werde.

Das kann der französische Staat so machen, weil er seit diesem Sommer Alleininhaber des Energiekonzerns EDF ist und so die Strompreise selber festlegt. Im Rahmen einer Preisdeckelung übernimmt der Staat rund 37 Prozent der Stromrechnung.

Mitte Oktober hatten sich Frankreich und Deutschland wegen ihrer Differenzen zur Frage der Atomstrompreise auf eine Reform des europäischen Strommarktes geeinigt, der beiden Seiten entgegenkommen soll. Das erlaubt es Frankreich einerseits, weiterhin die Strompreise für die Verbraucher zu subventionieren, zugleich aber muss EDF die Tarife für die in den AKWs produzierte Elektrizität um 67 Prozent von 42 auf 70 Euro pro Megawattstunde anheben.

Der staatliche Energie­konzern steht vor gigantischen Problemen. Im Katastrophenjahr 2022 musste Frankreich wegen Pannen und Wartungsarbeiten in zahlreichen AKWs aus den Nachbarländern Strom importieren. Zugleich war EDF gezwungen, einen noch höheren Teil seiner Atomstromproduktion an die Konkurrenten unter dem Marktpreis zu liefern. Damit stiegen die ohnehin schon enormen Schulden um rund 50 Prozent auf 64,5 Milliarden Euro.

Dessen ungeachtet soll EDF weiter massiv in die Kernenergie investieren und mindestens sechs neue ERP-2-Reaktoren an bereits existierenden AKW-Standorten bauen, die allerdings nicht vor 2035 Strom liefern werden. Auf der UN-Klimakonferenz in Dubai hat sich Frankreich folglich auch an der Seite anderer Staaten für eine Förderung der Kernenergie zur Erreichung der Klimaziele starkgemacht.

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3 Kommentare

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  • Die Franzosen sind mir ja die liebsten Nachbarn.



    Ihr Festhalten an Atomstrom ist mir unverständlich und stört mein positives Bild.



    Ein großes Problem war 2022 ja auch die Wasserknappheit als Kühlmittel für die AKWs.



    Mal ganz kühl aus betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet, würde eine Firma, auf dem freien Markt ,eine solche Investitionen, die mit derart hohen Risiken behaftet sind, nicht tätigen.



    Glücklicherweise zeigt sich diese Tatsache in den weltweiten Zahlen an Investitionen in die Regenerativen.



    Es scheint, als würde Frankreich von Merz regiert, der will ja auch zurück ins letzte Jahrtausend.



    Es bleibt zu hoffen, dass bei der überwiegenden Zahl der Regierenden die Vernunft entscheidet.



    Diese Entscheidung wird flankierend durch erheblich geringere Kosten motiviert.

    • @Philippo1000:

      Wasserknappheit ist das Problem der AKWs ja, aber Wind- und Sonnenkannpheit der Regenerativen Energien.

      Atomstrom ist sauber und billig. Das "teuer" Argument hat nur so lange gezogen, wie Strom nur 3-4 Cent kostete.

      Erneuerbare Energien kosten momentan 4-5 cent das KWh.



      Atomstrom zwischen 7-11 Cent KWh.

      Da der Preis am Markt aber zwischen 35-40 cent liegt, ist auch Atomstrom spottbillig.

      Die gründe gegen Atomstrom sind im Grunde nur Umwelttechnischer Natur. Ökonomisch sind sie Sinnvoll.

  • Der Artikel hinterlässt mich etwas ratlos. 7 Cent je kWh scheint mir nicht so super teuer. Selbst wenn das vor der 37-prozentigen Subvention ist, käme man nur auf gut 11 Cent. Teuer ist anders.