Atombehörde in der Ukraine: IAEA geht russischen Vorwürfen nach

In der Ukraine sollen IAEA-Inspektoren nach Anzeichen für den Bau einer schmutzigen Bombe suchen. Das wünsche die Regierung in Kyjiw selbst.

Eine Frau hält eine Kerze und blickt aus dem Fenster bei tiefster Nacht

Bewohnerin in Kyjiw nach der Stromabschaltung am Donnerstag Foto: Emilio Morenatti/ap

BERLIN taz | Hat Kyjiw Dreck am Stecken – oder nicht? Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat angekündigt, noch in dieser Woche Inspektoren in zwei Anlagen in der Ukrai­ne zu schicken. Sie folgten damit einer Bitte der Regierung in Kyjiw, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi.

Ziel der Besuche sei die Aufdeckung möglicher nicht deklarierter nuklearer Aktivitäten und Materialien im Zusammenhang mit der Entwicklung von „schmutzigen Bomben“, so Grossi. Bei der Inspektion solle nach bestimmten Isotopen, Cäsium und Strontium, gesucht werden. Es gelte festzustellen, ob Brennstoffe wiederaufbereitet worden seien, um etwas zu entnehmen.

Russland hatte mehrfach erklärt, die Ukraine entwickle eine „schmutzige Bombe“. Diese setzt bei einer Explosion radioaktives Material frei und verseucht die Umgebung. Beweise für diese Behauptungen waren nicht vorgelegt worden.

Unterdessen gingen die russischen Angriffe auch in der Nacht zu Freitag weiter. Ziele waren außer der Stadt Mykolajiw auch die Gebiete Dnipro, Charkiw, Saporischschja und der Großraum Kyjiw.

Kein Strom in Kyjiw

In der Metropole Kyjiw hatten rund eine Million Menschen zeitweise keinen Strom. Laut Plan soll Privathaushalten täglich fünf bis sechs Stunden der Strom abgestellt werden. Es gebe keinen anderen Weg, um die Situation in der Region zu stabilisieren, sagte der Direktor des Versorgers DTEK, Dmitri Sacharuk.

Der Chef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedjew, fühlte sich bemüßigt, die Gründe für die Luftschläge auf ukrainische Einrichtungen der kritischen Infrastruktur auf Telegram zu benennen. Es gehe darum, die Ukraine zur Kapitulation zu zwingen. Kyjiws Verhandlungen mit der Slowakei über den Ankauf von Energie werde nicht zur gewünschten Stabilität bei den Versorgungsstrukturen führen. Dafür gebe es einen anderen Weg: Die Legitimität der Forderungen Russlands im Rahmen der „Spezial-Militäroperation“ und ihrer Ergebnisse, „die sich in unserer Verfassung widerspiegeln, anzuerkennen. Dann wird das Licht besser.“

Unterdessen soll die „Evakuierung“ aller Zi­vi­lis­t*in­nen aus der Region Cherson abgeschlossen sein. Das teilte der von Moskau eingesetzte Vizechef der Gebietsverwaltung in Cherson, ­Kirill Stremousow, mit.

Angesichts der vorrückenden ukrainischen Streitkräfte und in Erwartung eines Angriffs, hatten die prorussischen Behörden des besetzten Gebiets die Be­woh­ne­r*in­nen der Region Cherson vor mehreren Tagen aufgefordert, auf die linke Seite des Flusses Dnipro überzusetzen. Die ukrai­ni­sche Armee hingegen erklärte am Freitag, die Evakuierung gehe weiter.

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