Asylbewerber in Dänemark: Kurse in Sexualmoral
Die Dänen verordnen den Neuankömmlingen einen speziellen Unterricht. Außerdem verlängert das Land Passkontrollen an der Grenze.

Solche Kurse hatte das Parlament bereits im vergangenen Herbst diskutiert. Nach den Silvester-Übergriffen in Köln und anderen Städten in Europa kam das Thema erneut auf den Tisch. In der Silvesternacht waren Frauen am Kölner Hauptbahnhof von Männergruppen umzingelt, sexuell misshandelt und bestohlen worden. Nach ersten Ermittlungsergebnissen waren es überwiegend Nordafrikaner.
Der Unterricht in Dänemark könnte die Behörden auch aufmerksamer auf diejenigen machen, die sich gegen die Regeln sträuben, meinte Bramsen. Rechtspopulisten, Konservative und Linksliberale unterstützen den Vorschlag nach dem Vorbild Norwegens.
Dort gibt es bereits seit 2011 Kurse für Asylbewerber, um sexueller Gewalt vorzubeugen. Eine Serie von Vergewaltigungen in der Stadt Stavanger hatte das Land dazu bewegt. Inzwischen werden die Kurse in ganz Norwegen angeboten. In fünf Stunden lernen Männer und Frauen aus anderen Kulturkreisen Grundlegendes über Norwegens Gesetze, kulturelle Codes und unausgesprochene Regeln zwischen den Geschlechtern.
Kontrollen bis zum 3. Februar
„Wir wissen, dass Situationen missverstanden werden können, und deshalb ist es sehr wichtig, zu erklären, was Norweger darüber denken, alleine in der Stadt unterwegs zu sein, kurze Röcke zu tragen und so weiter“, erläuterte Linda Hagen, Leiterin des Asylzentrums des Betreibers „Hero“ in Stavanger, auf der Webseite des Zentrums.
Zudem verlängert Dänemark verlängert die umstrittenen Passkontrollen an der Grenze zu Deutschland bis zum 3. Februar. „Ohne Grenzkontrollen an der dänisch-deutschen Grenze besteht immer noch ein ernstes Risiko, dass eine sehr große Zahl illegaler Ausländer in Dänemark stranden, wenn ihnen die Einreise nach Schweden untersagt wird“, erklärte das dänische Integrationsministerium am Mittwoch in Kopenhagen. Zuvor hatte Schweden die Kontrollen an seinen Grenzen in der vergangenen Woche um einen Monat verlängert.
Am 4. Januar hatte Schweden zudem systematische Kontrollen an der Grenze zu Dänemark eingeführt. Verkehrsunternehmen sind seitdem verpflichtet, alle Passagiere in Zügen, Bussen und Fähren aus Dänemark zu überprüfen. Die Maßnahme hatte das Land ergriffen, um die hohe Zahl der Flüchtlinge einzudämmen. Dänemark hatte noch am selben Tag mit eigenen Kontrollen an den deutschen Grenzübergängen reagiert.
Systematisch überprüft wie an der dänischen Grenze zu Schweden wird dort bislang nicht, auch wenn die Regierung die Mitarbeiter von Verkehrsgesellschaften laut Gesetz zu solchen Kontrollen verpflichten kann. Deren Einführung hatte Integrationsministerin Inger Støjberg bereits mehrfach angedroht und damit im deutsch-dänischen Grenzgebiet große Proteste ausgelöst. „Die Grenzkontrolle wird laufend überprüft und nach Bedarf intensiviert“, hieß es am Mittwoch.
Bisher 28.000 Menschen kontrolliert
Die stichprobenartigen Kontrollen hatte die liberale Regierung zunächst für zehn Tage eingeführt. Nun sollen sie noch einmal 20 Tage gelten. „Das ist nichts, das wir mit Freude machen, denn sowohl die schwedische als auch die dänische Grenzkontrolle schränken die freie Beweglichkeit ein, auf die wir in Europa gemeinsam viele Jahre lang hingearbeitet haben“, erklärte Støjberg. „Aber wir müssen als Regierung auf die außergewöhnliche Situation reagieren und das tun, wovon wir meinen, dass es nötig ist, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit in Dänemark zu gewährleisten.“
Bis Montag wurden laut dem dänischen Integrationsministerium rund 28 000 Menschen überprüft. Knapp 200 stoppten die Polizisten an der Grenze. Insgesamt sind seit Einführung der Grenzkontrollen rund 700 Asylbewerber in Dänemark registriert worden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links