Asyl in Deutschland: Schutzquote von Frauen aus der Türkei sinkt deutlich
Mehr Frauen aus der Türkei suchen in Deutschland Schutz, doch die Zahl positiver Asylentscheide sinkt. Am schwersten haben es Kurdinnen.

Bis zum Jahr 2021 lag die Zahl der Asylanträge türkischer Frauen jährlich fast immer unter 4.000. Ab 2022 stieg die Zahl dann zunächst auf 6.000 und im darauffolgenden Jahr auf über 20.000. 2024 waren es 10.000. Der allergrößte Teil dieser Frauen waren Kurdinnen.
Grund für den massiven Anstieg dürfte zum einen die immer autoritärere Politik des Erdogan-Regimes sein, genauso wie die anhaltende Wirtschaftskrise und das massive Erdbeben Anfang 2023. Doch auch geschlechtsspezifische Gewalt dürfte eine Rolle spielen. Die Türkei ist 2021 aus der Istanbul Konvention zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt ausgetreten.
Doch während die Antragszahlen so deutlich stiegen, sanken die positiven Asylentscheide im gleichen Zeitraum. Lag deren Zahl 2018 und 2019 noch knapp über 1.000, sank der Wert 2021 auf nur mehr 400 und bewegt sich seitdem stets zwischen 400 und 800.
Frauen flüchten auch vor misogyner Gewalt
Nach wie vor entfallen zwischen einem Zehntel und einem Fünftel der Schutzgewährungen auf Fälle geschlechtsspezifischer Gewalt. Und: Kurd*innen bekommen noch seltener Schutz als Frauen „türkischer Volkszugehörigkeit“, wie es die Bundesregierung in ihrer Antwort formuliert.
Clara Bünger nennt es „nicht nachvollziehbar“, dass Kurd*innen so selten Asyl erhalten. „Das Erdoğan-Regime wird immer autoritärer und geht besonders brutal gegen Oppositionelle, Linke und Kurd:innen vor.“
Außerdem findet die Linken-Abgeordnete: „Geschlechtsspezifische Verfolgung ist politisch und muss vom BAMF als solche ernst genommen und anerkannt werden.“ Immer wieder machten betroffene Frauen die Erfahrung, dass ihnen Schutz verweigert werde. „Diese Praxis muss sich ändern.“
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