Christoph Marthaler wäre lieber kein Diskursregisseur. An der Berliner Volksbühne hat er mit „Lieber nicht“ seine Version der Erzählung „Bartleby, der Schreiber“ inszeniert. Dem globalisierungskritischen Hype um Herman Melvilles Figur entzieht er sich
Zweiraumwohnung mit Zierfischen: Die junge Regisseurin Tina Lanik inszeniert im Münchner Haus der Kunst Fassbinders nachgelassenes Werk „Tropfen auf heiße Steine“
Die Theatermacher Stefan Kaegi, Bernd Ernst, Helgard Haug und Daniel Wetzel wollen eine ganze Bundestagssitzung nachstellen. Doch Wolfgang Thierse fürchtet Kratzer an der Würde seines Hauses
Keiner weiß, was Sache ist. Trotzdem fummelt jeder an einem tauglichen Feindbild. Bei Friederike Hellers Theaterabend „Bondage: Agent entfesselt“ in Dresden trifft James Bond auf die gegenwärtige Weltlage
Der Körper wird zum Interface, und selbst das Bier sucht im Fluss der Worte nach seiner Referenz: Albert Ostermaiers Stück „Es ist Zeit. Abriss“ wurde am Bochumer Schauspielhaus uraufgeführt
Eine Terrorismusfarce und andere Premieren mit tödlichem Ausgang: Martin McDonaghs „Der Leutnant von Inishmore“ unter der Regie von Jan Jochymski und Michael Thalheimers „Emilia Galotti“ eröffneten die Spielzeit am Deutschen Theater in Berlin
Das Düsseldorfer Schauspielhaus startet mit modischen Extremen: Melodramatisch, um nachgerade viktorianisches Theater wieder zu beleben, mit „Dancer in the Dark“. Minimalistisch mit Jon Fosses Beziehungsdrama „Da kommt noch wer“, in dem ein Paar am nächstbesten Dritten scheitert
Alles schon mal da gewesen, doch es funktioniert: Beim deutschen Gastspiel des „Woyzeck“ am Berliner Ensemble beeindruckt die Zusammenarbeit des Kältetechnikers Bob Wilson mit dem melancholischen Musiker Tom Waits durchaus ein weiteres Mal
Kant oder lieber Kannibalismus? Johan Simons und seine Gruppe Zuidelijk Toneel Hollandia sorgen zum Abschluss der Salzburger Festspiele mit „Der Fall der Götter“ für einen Schauspiel-Höhepunkt
„Pschitt“ – da ist noch Luft drin: Auf dem größten Theaterfestival der Welt in Avignon waren Stücke von Bernard Sobel, Jean-Luc Lagarce und Kristin Scott Thomas als stolpernder Schwan in Lambert Wilsons Inszenierung von Racines „Bérénice“ zu sehen
Mit künstlerischer Fantasie pointiert und realistisch bleiben: Bei den ersten Autorentheatertagen Hamburg waren vor allem Dramatikerinnen zu entdecken. Und das eine oder andere Monster auch
Kritische Merksätze zum 20. Jahrhundert aus dem Geiste Uschi Nerkes Beat-Club: Ray Bradburys Dramatisierung seines Sciencefiction-Klassikers „Fahrenheit 451“ lässt vermuten, dass der Mann nicht mehr ganz frisch ist. Hans-Ulrich Becker illustriert das mit seiner Stuttgarter Inszenierung
EU-Erweiterung goes Soap: Thomas Ostermeiers Uraufführung von Biljana Srbljanovics „Supermarket“ bei den Wiener Festwochen. Alles ist überholt und trotzdem lustig