Artenschutz auf dem Klimagipfel: Zwei Krisen mit einer Klappe
Der Klimagipfel nimmt den Verlust der Biodiversität ins Visier. Krisen müssen gemeinsam gelöst werden, sagt Umweltministerin Steffi Lemke.
Die Initiative verweist auf den nächsten großen UN-Gipfel, der die Krise des Verlusts der Biodiversität meistern soll. Anfang Dezember treffen sich die Mitgliedstaaten des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt“ im kanadischen Montreal, um ein neues Rahmenabkommen zu beschließen, das Maßnahmen und Ziele für den Erhalt der Biodiversität bis 2030 festschreibt. Dabei geht es unter anderem um den Schutz der biologischen Vielfalt und wer an ihr verdienen darf. Konkret wird verhandelt, ob 30 Prozent der Welt unter Schutz gestellt werden sollen, welche Ökosysteme dafür geeignet sind und welche Nutzung in diesen Gebieten möglich sein soll. Zudem wird über den freien Zugang zu Geninformationen von Tieren und Pflanzen verhandelt sowie über einen gerechten Vorteilsausgleich für Gewinne, die daraus geschöpft werden.
In Deutschland will Lemke naturbasierten Klimaschutz in den nächsten drei Jahren mit 4 Milliarden Euro fördern und etwa in die Wiedervernässung von Mooren investieren. Den Bedarf dafür unterstrich die Umweltorganisation Greenpeace mit einem Report zur bedrohten Artenvielfalt, den sie am Mittwoch vorstellte. Fallbeispiele aus 13 verschiedenen EU-Ländern zeigten, wie intensive Tierhaltung, Gasbohrungen und die Abholzung von Wäldern den Zustand von Ökosystemen verschlechterten.
So hätten zwar 67 Prozent der Wälder in Deutschland einen formellen Schutzstatus, aber nur 2,8 Prozent der gesamten Waldfläche sei streng vor forstwirtschaftlichen Eingriffen wie etwa Holzeinschlag geschützt, heißt es in dem Report. „Dies gilt auch für den etwa 7 prozentigen Anteil der deutschen Waldfläche, die als europäisches Schutzgebietsnetz Natura 2000 ausgewiesen ist“, schreibt Greenpeace. Es handele sich hierbei fast gänzlich um Buchenwälder. Fast alle der in Deutschland vorkommenden natürlichen Buchenwaldtypen seien als „stark gefährdet“ einzustufen und müssten streng geschützt werden, wenn sie erhalten werden sollen.
Insofern wird für die Buchenwälder der Vertragstext von Montreal bedeutsam. Bei den Verhandlungen im Dezember wird es nämlich auch darum gehen, ob die geschützten Gebiete weiter wirtschaftlich genutzt werden dürfen – und welche Gebiete überhaupt geschützt werden sollen. Zur Debatte steht bislang, entweder besonders schützenswerte, wichtige Ökosysteme einzubeziehen oder aber besonders gefährdete.
67 Prozent der Wälder in Deutschland haben einen formellen Schutzstatus, aber nur 2,8 Prozent der gesamten Waldfläche sind streng vor forstwirtschaftlichen Eingriffen geschützt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands