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Art forum in Berlin geschlossenEnde einer Nobel-Art-Shopping-Mall

Hoher Anspruch, schleppende Geschäfte: Nach 16 Jahren beerdigt die Messe Berlin die Kunstschau art forum. Ersatzveranstaltungen sind allerdings reichlich vorhanden.

Nicht mal Sex hat richtig gesellt: "Femme Femmme Femm Fem Fe" auf der art forum 2006. Bild: reuters

"Europe's leading galleries". Man muss sich den hochtrabenden Untertitel der Kunstmesse Berlin noch einmal auf der Zunge zergehen lassen, um die Tiefe des Falls zu ermessen.

1995 glaubten einige Galerien in der Hauptstadt die Drift der Nachwendezeit nutzen zu können, um der Art Cologne den Todesstoß zu geben: Der demokratische Jahrmarkt am Rhein, bis dahin die führende Kunstmesse der alten Westrepublik, schien ihnen nicht länger der passende Platz für die internationale Käuferelite, auf die sie setzten.

Am Vorabend der New Economy stampften sie deshalb mit der Messe Berlin das elitäre Prestigeobjekt art forum aus dem märkischen Sand unterm Funkturm. Das schrumpfte schnell auf Normalmaß, die anmaßende Unterzeile verschwand. Doch wenn die Berliner Messe die art forum nach 15 Ausgaben nun endgültig beerdigt, wie sie am Samstag per Pressemitteilung bekannt gab, hat das auch Symbolkraft.

Schleppende Geschäfte im sammlerarmen Osten

Ganz überraschend kam die Entscheidung nicht. Unter den internationalen Kunstmessen galt das Berliner art forum immer als eine Variante des Dramas "In Schönheit sterben", so schleppend liefen die Geschäfte im sammlerarmen Osten. Doch spätestens seit einige Berliner Galerien mit der art berlin contemporary (abc) – zeitgleich zum art forum – mit kuratierten Themenschauen selbst auf den Plan traten; spätestens seit sie ihr "Gallery Weekend" mit aufwändigen VIP- und Sammlerprogrammen ins Leben riefen, musste das die Messegesellschaft als Kampfansage derjenigen werten, deren Bitten sie einst erhört hatte.

Sie hätte schon sehr viel früher die Segel streichen sollen. Warum viel Geld in eine Nobel-Art-Shopping-Mall investieren, wenn die "Partner" mit dem Spielbein Sondermesse tanzen und ihre Stände am Ende dann doch lieber in Basel, Paris, London oder Chicago aufbauen.

Die Absage wirkt wie ein dramatischer Einschnitt. Die Kunstfreunde können aber gelassen bleiben. Das Aus für das art forum löst nur eine marktstrategisch unhaltbar gewordene Situation. Die Nebenmessen, die es seit einigen Jahren flankieren, können die Lücke locker füllen.

Womöglich ließe sich auch die "Freie Berliner Kunstausstellung" wiederbeleben, die 1995 dem art forum weichen musste. Zu ihr hatte jeder Berliner Künstler freien Zutritt. Und die abc, mit der die Messe bis zuletzt über eine Fusion verhandelte, muss nun beweisen, dass sie Kunstmarkt besser kann.

Das Wichtigste: Das Aus für die Berliner Messe bedeutet kein Aus für die Kunst in Berlin, dem eigentlichen Treibstoff des Kunstmarkts. 1910 schrieb der Kunsthistoriker und Stadtflaneur Karl Scheffler noch sarkastisch, Berlin sei "nur insofern Kunststadt, als es Kunstmarkt und Repräsentationsstadt ist". Mit über 5.000 Künstlern in der Stadt ist es hundert Jahre später genau umgekehrt.

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