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Armut in Berlin„Tafeln passen in die neoliberale Zeit“

20 Jahre und kein Ende: Die Berliner Tafel will sich weiter vergrößern. Politologin Luise Molling erkennt darin ein Armutszeugnis der deutschen Sozialpolitik.

Vor 20 Jahren sahen Politiker das Aufkommen der Tafeln kritisch. Heute zeigen sie sich gerne bei der Armenversorgung. Bild: Dietmar Gust/Berliner Tafel
Martin Rank
Martin Rank
Interview von Martin Rank und Martin Rank

taz: Frau Molling, die Berliner Tafel wird am Freitag 20 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern?

Luise Molling: Nein. Die Tatsache, dass es seit 20 Jahren Tafeln gibt, ist ein Armutszeugnis für die deutsche Sozialpolitik. Ich finde es eher beunruhigend, dass wir uns in einem der reichsten Länder der Erde an solch ein mittelalterliches Almosensystem gewöhnt haben.

Sie engagieren sich im Bündnis „Armgespeist – 20 Jahre Tafeln sind genug“. Das klingt, als wollten Sie die Tafeln abschaffen?

Es geht uns vor allem um eine armutsfreie, bedarfsgerechte und existenzsichernde staatliche Mindestsicherung, die Angebote wie die Tafel langfristig überflüssig machen soll. Mittlerweile erfüllen sie den Zweck, einen deutlich zu niedrigen Regelsatz zu ergänzen. Das Geld, das die Nutzer der Tafeln sparen, verwenden sie, um ein wenig soziokulturell teilhaben zu können. Damit etwas für den Kinobesuch übrig bleibt oder fürs Schwimmbad. So hören wir es in den Interviews mit den Tafelnutzern. Das sollten aber die staatlichen Transferleistungen ermöglichen. So sieht es das Grundgesetz vor.

Nichts deutet darauf hin, dass der Sozialstaat ausgebaut wird. Kann man da nicht froh sein, dass die Tafeln einspringen?

Wir wollen uns nicht damit abfinden, dass der Abbau des Sozialstaats ein Naturgesetz sein soll. Die große organisatorische Leistung der Tafeln trägt leider auch dazu bei, den Abbau sozialer Leistungen zu ermöglichen. So kann sich der Staat zurückziehen. Je stärker sich das professionalisiert und verlässlich wird, desto mehr kann sich die Politik darauf ausruhen.

Bild: privat
Im Interview: Luise Molling

32, ist Mitbegründerin des „Kritischen Aktionsbündnisses 20 Jahre Tafeln“. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Forschungsprojekt „Tafel-Monitor“ der Hochschulen Furtwangen und Esslingen, das die Nutzer- und Helferperspektive auf Tafeln untersucht.

20 Jahre Berliner Tafel

Die Berliner Tafel wurde 1993 als erste in Deutschland ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es bundesweit über 900 Tafeln, die regelmäßig an 1,5 Millionen Menschen meist von Supermärkten und Einzelhändlern gespendete Lebensmittel abgeben. In Berlin nutzen 125.000 Menschen das Angebot. Zum Jubiläum präsentiert heute die Berliner Vorsitzende Sabine Werth eine neue Kampagne zur Mitgliederwerbung. Die Plakataktion steht unter dem Motto „Ich bin dabei!“ und wird von prominenten Mitgliedern des Vereins wie dem Sternekoch Kolja Kleeberg unterstützt. Gerd Häuser, der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel, forderte eine stärkere Armutsbekämpfung und Mindestlöhne von der Bundesregierung. (mr)

Die Berliner Tafel wirbt nun mit einer großen Kampagne neue Mitglieder. Das Wachstum geht also weiter. Wie kommt das?

Es geht heute nicht mehr darum, den Überfluss zu verteilen, sondern auch Almosen zu sammeln und eine immer größere Nachfrage zu befriedigen. Die Berliner Tafel wurde 1993 ursprünglich als kleine Aktion wohltätiger Damen gegründet, die gesammelt haben, was übrig war, um es zu Obdachloseneinrichtungen zu bringen. Nach kurzer Zeit wurde immer weiter expandiert, auch andere Stellen wurden beliefert. Dann wurden die Abgabestellen „Laib und Seele“ gegründet. Heute stehen nicht mehr die im Mittelpunkt, die aus dem sozialen Netz gefallen sind, sondern jene, die eigentlich davon aufgefangen werden sollten.

Wer geht denn alles zur Tafel?

Viele Leute glauben immer noch, dass es einzig um Obdachlose geht. Doch die machen nur noch um die zwei Prozent der Nutzer aus. Heute kommen vor allem alleinerziehende Frauen, die ihren Kindern auch mal Obst und Gemüse anbieten wollen, Rentner, Familien. Ein Viertel der Nutzer sind Kinder. Die Scham ist beim ersten Besuch meistens sehr groß. Aber mit der Zeit tritt eine Gewöhnung ein.

Sie haben auch erforscht, wie sich der Diskurs über die Tafeln in Berlin gewandelt hat. Was kam dabei heraus?

1993 glaubte man, dass außer den Obdachlosen keiner von Armut betroffen ist. Als die Tafel gegründet wurde, sagte die damalige Sozialsenatorin: „Es gibt in Berlin kein hungerndes Kind, die Sozialleistungen sind ausreichend.“ Zehn Jahre später sah das schon ganz anders aus: Die Tafeln galten nun als Vorreiter des gesellschaftlichen Engagements. Inzwischen geben die Politiker zu, dass es ein Armutsproblem gibt, wollen daran aber nichts ändern, sondern sagen: „Wir haben doch die Tafeln.“ Die Grenzen zwischen garantierten Rechten und einer willkürlichen Hilfe auf Almosenbasis verschwimmen immer mehr. Es kommt immer häufiger vor, dass Jobcenter auf die Tafeln verweisen, wenn das Geld nicht reicht. Kommunen zahlen Räumlichkeiten, 1-Euro-Jobber werden eingestellt. Und Politiker übernehmen die Schirmherrschaft. Klaus Wowereit ist ein Ehrenmitglied bei der Berliner Tafel.

Aber warum entstehen immer mehr Tafeln? Deutschlandweit sind es fast tausend. Liegt es nur an der Zunahme der Armut?

Nach der Einführung von Hartz IV gab es eine starke Zunahme. Es liegt aber auch daran, dass das Charity-Prinzip der Tafeln sehr gut in die neoliberale Zeit passt. Der Sozialstaat bedeutet für die Unternehmen letztlich eine Minderung des Profits. Bei den Tafeln ist es umgekehrt: Die Unternehmen können dadurch Entsorgungskosten sparen, die großen Sponsoren polieren ihr Image damit auf und die Politik wird entlastet. Außerdem hat der große Hype der Tausenderjahre um das Ehrenamt dazu beigetragen. Das sind Einflüsse aus den USA – wo man die Armut im lokalen Rahmen privat bekämpfen will. Es gibt tausende Ehrenamtliche, die die Armut lindern wollen, aber kaum jemanden, der sie ursächlich bekämpft. Darum geht es uns mit dem Bündnis.

Verfestigen die Tafeln also ungerechte Strukturen?

Die Armut hat bei den Tafeln ihren Ort gefunden und wird dort gelindert, damit unser aller Gewissen beruhigt ist. An den Ursachen ändert es nichts. Es entsteht eine Parallelgesellschaft, wenn sich nur Armutsbetroffene mit anderen Betroffenen treffen. Das trägt nicht dazu bei, dass sie gesellschaftlich integriert sind.

Aber wie müsste die soziale Absicherung aussehen, damit die Tafeln überflüssig werden?

Wir wollten das relativ allgemein halten, damit das Bündnis eine möglichst breite Unterstützung findet. Es geht uns darum, dass erst einmal unabhängig berechnet wird, was denn so ein soziokulturelles Minimum beinhaltet. Es geht uns auf jeden Fall um eine deutliche Erhöhung der Regelsätze, die dann auch nicht mehr durch Sanktionen eingeschränkt werden dürfen.

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26 Kommentare

 / 
  • LM
    Luise Molling

    @ Anna: Natürlich gibt es auch viele andere Kosten, die durch die Tafelnutzung "gegenfinanziert" werden. Hatte soweit ich weiß auch noch andere Beispiele im Interview genannt (oft wurden z.B. auch Mobilitätskosten, Mietkosten oder Kinderkleidung genannt), die wohl raus gekürzt wurden. Letztlich geht es dabei - und das ist v.a. wichtig - nicht um Luxuskonsumgüter (wie es einige Kommentatoren darstellen, aber auf eine solche Sarrazzin-Argumentation möchte ich gar nicht erst eingehen), sondern um ganz einfache, bescheidene und elementare Dinge, die eben eigentlich mit dem soziokulturellen Existenzminimum abgedeckt sein sollten.

     

    @Mathi/Peter Wolf: Natürlich sollten die Lebensmittel nicht weggeworfen werden, das Problem ist aber, dass auch die Überproduktion/Verschwendung von Lebensmitteln ein Problem ist, dass man ursächlich lösen muss (da gibt es etliche Ansatzpunkte, wie z.B.das Konsumverhalten, die Lockerung der strengen EU-Normen für Gemüse etc.). Die Tafeln ändern an dem Problem eben nichts, sondern verringern ganz im Gegenteil durch die kostenlose und imagefördernde "Entsorgung" der Waren eher noch den Anreiz für die Supermärkte, knapper zu kalkulieren und weniger wegzuwerfen. Es wird natürlich immer ein Rest unverkäufliche Waren geben, die könnte man aber doch auch einfach kostenlos direkt am Supermarkt für jeden zur Mitnahme anbieten - und damit die Beschämung bei Tafeln und die unnötigen Transportwege vermeiden. Volksküchen und andere Einrichtungen, die für alle Bürger gleichermaßen da sind, wären natürlich auch eine Alternative.

     

    @Cyctologie: Ich habe an keiner Stelle behauptet es gäbe ein Recht auf Wohlstand, sondern auf ein soziokulturelles Existenzminimum, das eben nicht nur das physische Überleben, sondern auch gesellschaftliche Teilhabe beinhalten muss. Es geht hier wie oben erwähnt eben nicht um Luxus, nicht um Riesen-Flachbildfernseher und was noch so gerne an Klischees vermittelt wird, sondern eben um ganz basale Grundrechte.

     

    @Hartzer: Die Tatsache dass viele Tafelnutzer von einer großen Hemmschwelle berichten, die es zunächst zu überwinden gilt, von starken Schamgefühlen, einer großen Entwürdigung etc. spricht doch sehr dagegen, dass es hier ausschließlich um Mitnahmeeffekte geht. Natürlich gibt es auch Menschen, die mit dem Regelsatz leben können, allerdings muss man denn eben auf soziokulturelle Teilhabe weitgehend verzichten.

     

    @Mein Name: McKinsey hat glaube ich etwa ein oder zwei Jahre nach der Gründung der Berliner Tafel zwei Mitarbeiter im Rahmen eines pro bono-Projektes für zwei Jahre abgestellt, die ein Handbuch für den Aufbau und eines für den Betrieb einer Tafel erstellt haben und "beratend" tätig waren. Sie haben also durchaus (nicht nur hierzulande) unterstützend gewirkt und natürlich passt das Tafelsystem auch perfekt in das "McKinseysche Denken" von Rationalität und Effizienz, aber dass McKinsey selbst für die Entstehung der Deutschen Tafeln verantwortlich ist halte ich eher für eine Verschwörungstheorie.

  • A
    Anna

    Kino und Schwimmbad wäre schön. Das Geld spart man für orthopädische Einlagen und Schuhe in denen man sich die Füsse nicht verkrüppelt weil das gibt es trotz befreiung bei Medis nicht. Weiterhin für Strom und Telefonrechnung etc.

  • A
    aurorua

    Abfallverwertung im Namen der Nächstenliebe, nicht mehr und nicht weniger.

    Dieses ganze pseudohumanistische System zementiert und fördert lediglich den neoliberal gesteuerten sukzessiven Sozialabbau. Es wäre einfacher die Lebensmitteldealer welche die Produzenten mit ihrer Preisdrückerei an den Rand des Konkurses treiben, derweil sie gleichzeitig dem Endverbraucher ständige Preiserhöhungen zumuten, zu reglementieren. Abfälle die zwei oder drei Tage vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen sollten mit gratis deklariert werden und nicht mit einem Aufkleber 30% billiger.

    Die wirklich noch guten und hochwertigen "Tafelprodukte" schleppen ohnehin die "ehrehamtlichen" Tafelhandlanger nach Hause.

    Wer nicht kifft, nicht raucht und nicht säuft kommt im Übrigen auch mit ALG II zurecht. Verzichtet man ausserdem auf den überteuerten soziokulturellen Müll der allerots viel zu teuer angeboten wird, kann man/frau auch noch sparen.

    Vernünftig wäre jedoch eine maximal dreissig Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich und entsprechenden Mindestlöhnen für alle. Anstelle einer Lohndrücker und Streikbremse via Hartz IV. Es ist nicht einzusehen das Gewinne durch erhöhte Produktivität und Arbeitserleichterung dank Computer, Roboter und technischen Fortschritt immer nur nach oben weitergereicht werden. Alle Arbeitnehmer haben einen Anspruch auf die Segnungen des erwirtschafteten Gewinns. Schliesslich zahlen die Arbeitnehmer via Steuern die Möglichkeit über Schulen, Hochschulen, Transferleistungen für Studenten und vieles mehr, den technischen Fortschritt, aber partizipieren tun Aktionäre, Reiche und Superreiche.

    Diese z.Zt. herschende SAUEREI ist unsozial und undemokratisch. Aber schon im klassischen Athen gab es ja Demokratie nur für jene die sie auch bezahlen (korrumpiern und bestechen) konnten, derweil Sklaverei selbstverständlich war!

  • S
    susa

    Ich hätte nichts gegen _entstigmatisierte_ , im wesentlichen selbstorganisierte "Tafeln" im Sinne von Volxküchen, in denen die Lebensmittel sinnvoll zubereitet und verschenkt werden, die das kapitalistische System sonst weggeschmissen hätte - super Idee. Parallel dazu sollten die gleichen Lebensmittel - ALS RECHTSANSPRUCH! - an alle Menschen nach Hause geliefert werden, die keine Lust oder Kraft dazu haben, die Treffpunkte aufzusuchen. Das wäre unter den gegebenen Rahmenbedingungen ein faires System. Alles andere verschärft nur weiter die soziale Schieflage unserer Gesellschaft.

  • H
    Hannah

    Frau Molling hat auf der ganzen Linie recht.

     

    Die "Tafeln" sind Armenküchen, die entstanden, weil SPD und B90 / DIE GRÜNEN das Armutsgesetz Hartz IV eingeführt haben. Der rot-grüne Hartz-Iv-Satz reichte von Anfang an nicht zum Leben. Er stellt ein fiktives Existenzminimum dar. Seit der rot-grünen verheerenden Sozialabbaupolitik hat sich nichts geändert. Das alles ist ein Skandal. Auch die rot-grüne Agenda 2010, die Leiharbeit, Minijobs prekäre Arbeitsverhältnisse und einen riesigen Niedriglohnsektor etabliert hat viele leute in die Armutsküchen getrieben, die von ihrem Lohn nicht leben können.

     

    Die Politik muss die Ursachen für die zunehmenden Armut und der Armutsküchen abschaffen.

     

    Das heisst: Es muss endlich ein realistischer Hartz-Iv-Satz her. 500 Euro im Monat mindestens. Die Mietzahlungen müssen an die realen Mietkosten und die realen Stromkosten angepasst werden, damit die Leute nicht von ihrem an sich schon zu geringen Hartz-IV-Satz Geld für die Miete anzwacken müssen und dann gar kein Geld mehr fürs Essen haben.

     

    Wir brauchen einen Mindestlohn von 10 Euro und eine existenzsichernde Mindestrente von heute mindestens 1200 Euro. Denn sehr viele alte Menschen müssen in die Armutsküchen gehen, weil ihre Rente nicht reicht. Nach einem Leben mit Niedriglöhnen und Arbeitslosigkeit ist das logisch.

     

    Dass sich Herr Wowereit, der über 2 Milliarden Euro Steuergelder im von der Politik fehlgeplanten BER-Flughafen versenkt hat, fröhlich in der Armenküche fotographieren lässt, ist eine Verhöhnung von Millionen Menschen, die bis heute Opfer der unsozialen rot-grünen Politik sind.

     

    Frau Mollings Forderung ist richtig:

    "armutsfreie, bedarfsgerechte und existenzsichernde staatliche Mindestsicherung, die Angebote wie die Tafel langfristig überflüssig machen soll. Mittlerweile erfüllen sie den Zweck, einen deutlich zu niedrigen Regelsatz zu ergänzen."

  • M
    mir

    Fortschrittliche Medizin oder Entwicklungshilfe sind sich darin einig, dass man die Ursachen eines Übels beseitigen sollte und nicht an den Symptomen herumdoktert.

     

    Deutsche Frauen bekommen heutzutage Tausende von Einladungen, sich ehrenamtlich zu betätigen oder diesen oder jenen 400 € Job anzunehmen.

    Wenn sie dann alt und nicht mehr gewinnbringend zu gebrauchen sind, dürfen sie eine Tafel aufsuchen. Oder vielleicht bei Gehbehinderung finden sie eine Ehrenamtliche, die ihnen das Zeug vorbei bringt.

     

    Das ist nur ein kleines Beispiel. Es gibt Hunderte ähnlicher Art mit anderen Akteuren.

     

    Sind wir in unserem Denken so gefangen, dass wir die Ursachen nicht mehr sehen? Liegt es an der Ernährung, daß wir unseren Kopf nicht mehr gebrauchen?

    Oder sehen wir die Gitterstäbe vor uns schon gar nicht mehr?

    Warum diese Lethargie?

  • S
    sanne177

    kostenloser zugang zu museen, billige theater- und konzertkarten, ein sozialticket, was Berlin immerhin anbietet, das müsste es überall in Deutschland geben. Es wäre ein Anfang.

     

    Es gibt so viele arme Rentner, warum wehren sie sich nicht?

    Frau Molling hat recht.

  • M
    Mathi

    Die andere Seite, nämlich Lebensmittel vor dem sinnlosen Abfalltod zu retten, wird völlig außer acht gelassen. Überproduktion wird es immer geben, auch bei einer noch so angepassten Logistik. Sollen diese Lebensmittel dann einfach weggeschmissen werden? Kritik an der Instrumentalisierung der Tafeln durch den eigentlich nicht mehr vorhandenen Sozialstaat unterstütze ich. Aber die Berliner Tafel zeigt auch, dass eine Weiterentwicklung möglich ist. Ich denke da an die Kinder- und Jugendprojekte, die alle Kinder ansprechen und nicht ziwschen "arm" und "reich" unterscheiden.

  • K
    Kennedy

    Staat, Staat, Staat... Frau Molling sollte sich vielleicht einmal fragen, was sie selbst für Ihren "Staat" (diese anonyme Masse, die man so schön gedanklich ausquetschen kann als Versicherer aller Lebensrisiken) tun kann.

  • WB
    Woilfgang Banse

    Zum obigen Artikel hatte ich am 21.02.2013 einen Kommentar verfasst.Dieser ist jedoch optisch nicht sichtbar.

    Versuch II

    Tafeln sind nicht mehr weg zu denken,was Bedürftige anbetrifft.Sie leisten viel und die Geldbörse eines Bedürftigen wird nicht so geschrumpft.

    Es ist schon ein Skandal dass in einem der reichsten Länder der Welt,wie es die Bundesrepublik-Deutschland ist,es Tafeln gibt.Armut und Bedürftigkeit sollte und müsste es in Deutschland und nicht nur hier nicht geben

  • EL
    Ernst Lehmann

    Herr Sarrazin hatte seinerzeit einen Hartz-IV konformen Essensplan erstellen lassen, der zeigte, dass sich Familien durchaus mit Hartz-IV-Sätzen gut ernähren können. Es gibt darüber hinaus im Netz jede Menge Hartz-IV-Kochbücher, erstellt von Betroffenen,

    die auch eine ausgewogene Ernährung mit wenig Geld zulassen.

    Doch leider sind viele Hartz-IV-Familien bereits damit überfordert, regelmässig bei discountern einzukaufen, auf Angebote und günstige Qualität zu achten, und vor allem jeden Tag frisch zu kochen.

    Es sind dann eben oftmals die teuern Fertiggerichte und Süssigkeiten, die in den Wagen wandern (auch wenn man mal das Thema Alkohol und Tabak ausblendet), eine phoenix-Dokumentation hat dies anschaulich gezeigt.

    Es ist ebenfalls kontraproduktiv, dass die Hartz-IV-Leistungen auf einen Schlag ausgezahlt werden, so ist die Gefahr gross, dass am Anfang mehr ausgegeben wird und am Ende des Monats Geld für Essen fehlt.

    Statt teurer Alibi-Umschulungsmassnahmen und kostenloser Energieberatung wäre es vielleicht besser, eine kostenlose Beratung in persönlicher Haushaltsführung und Hauswirtschaft anzubieten.

  • MN
    Mein Name

    Tschä,

     

    wie sollten die Tafeln denn auch etwas anderes darstellen, als ein neoliberales Instrument zum weiteren Abbau von Bürgerrechten?

     

    Vor allem, wenn man weiß (was im Artikel nicht erwähnt wird, oder hab ich es überlesen?), daß McKinsey ganz entscheidend die Finger in der Entstehung der Tafel drin hat.

     

    2005 war schon in der Telepolis erhellendes über das System "Tafel" zu erfahren:

    "Die im Dunkeln sieht man nicht":

    > http://www.heise.de/tp/artikel/20/20576/1.html

     

    Ansonsten entsteht natürlich die übliche Situation:

    Nicht die imperialen Konzerne und die deren Interessen nützende "Hungerhilfe", welche genetisch verbasteltes Soja nach Afrika schafft werden an den Pranger gestellt, sondern die verantwortungsbewußten Menschen an Ort und Stelle, die den Sondermüll vernichten lassen, anstelle ihn den Hungernden zu reichen...

     

    Und so kann auch ein FDP Hansel sich hinstellen und meinen, es wäre doch unethisch einwandfreie Lebensmittel zu vernichten ( bezogen wieder auf genmanipuliertes Zeug, das an irgendeiner Grenze aus dem Verkehr gezogen wurde, zu lesen vor nem Jahr oder so)

     

    Für die gleichen Ferengis ist es natürlich vollkommen in Ordnung, wenn Lebensmittel vernichtet werden, um in den Läden die Preise hochzuhalten (siehe Containern).

     

    Und so sind natürlich auch die Kritiker der "Tafel" böse, weil sie den Menschen deren Nahrung verweigern wollen, nicht hingegen die unwürdigen Zustände, die gezielt so weit gebracht wurden und mit den Tafel nur untermauert und weiter befördert werden.

  • P
    PeterWolf

    Und die durchaus einwandfreien Lebensmittel kommen dann in den Müll?

  • L
    Lena

    Frau Molling hat auf der ganzen Linie recht.

     

    Die "Tafeln" sind Armenküchen, die entstanden, weil SPD und B90 / DIE GRÜNEN das Armutsgesetz Hartz IV eingeführt haben. Der rot-grüne Hartz-Iv-Satz reichte von Anfang an nicht zum Leben. Er stellt ein fiktives Existenzminimum dar. Seit der rot-grünen verheerenden Sozialabbaupolitik hat sich nichts geändert. Das alles ist ein Skandal. Auch die rot-grüne Agenda 2010, die Leiharbeit, Minijobs prekäre Arbeitsverhältnisse und einen riesigen Niedriglohnsektor etabliert hat viele leute in die Armutsküchen getrieben, die von ihrem Lohn nicht leben können.

     

    Die Politik muss die Ursachen für die zunehmenden Armut und der Armutsküchen abschaffen.

     

    Das heisst: Es muss endlich ein realistischer Hartz-Iv-Satz her. 500 Euro im Monat mindestens. Die Mietzahlungen müssen an die realen Mietkosten und die realen Stromkosten angepasst werden, damit die Leute nicht von ihrem an sich schon zu geringen Hartz-IV-Satz Geld für die Miete anzwacken müssen und dann gar kein Geld mehr fürs Essen haben.

     

    Wir brauchen einen Mindestlohn von 10 Euro und eine existenzsichernde Mindestrente von heute mindestens 1200 Euro. Denn sehr viele alte Menschen müssen in die Armutsküchen gehen, weil ihre Rente nicht reicht. Nach einem Leben mit Niedriglöhnen und Arbeitslosigkeit ist das logisch.

     

    Dass sich Herr Wowereit, der über 2 Milliarden Euro Steuergelder im von der Politik fehlgeplanten BER-Flughafen versenkt hat, fröhlich in der Armenküche fotographieren lässt, ist eine Verhöhnung von Millionen Menschen, die bis heute Opfer der unsozialen rot-grünen Politik sind.

     

    Frau Mollings Forderung ist richtig:

    "armutsfreie, bedarfsgerechte und existenzsichernde staatliche Mindestsicherung, die Angebote wie die Tafel langfristig überflüssig machen soll. Mittlerweile erfüllen sie den Zweck, einen deutlich zu niedrigen Regelsatz zu ergänzen."

  • H
    Hartzer

    Man kann von ALG2 leben. Nicht sehr gut aber einigermaßen. Wer trotzdem zur Tafel geht, tut dies, um sich zusätzliche Dinge leisten zu können.

     

    Auch wenn wir ALG2 um 50 oder 100 Euro anheben würden, gingen die Menschen zu Tafel.

     

    Es gibt etwas (fast) umsonst, da kommen die Menschen nunmal. Bei Freibier ist das nicht anders.

     

    Das ist einvöllig legetimes verhalten, aber kein Grund, sich über den Sozialstaat zu beklagen.

     

    Das ungerechte an ALG2 ist die erniedrigende Bürokratie, der Arbeitszwang, dem sich Schlaue durch dumm stellen locker entziehen können und die 85% Abzüge, wenn man was dazuverdient. Nicht die Höhe.

  • D
    Dhimitry

    "Der Sozialstaat bedeutet für die Unternehmen letztlich eine Minderung des Profits."

     

    Das ist eine sehr verkürzte Sicht der Dinge, die nicht so stehen gelassen werden sollte. Tatsächlich führt der Sozialstaat zu einer Verstetigung von Einkommen im Falle des Eintritts eines Lebensrisikos. Von der Kaufkraft die dadurch erhalten bleibt, profitiert gerade auch die Lebensmittelwirtschaft.

     

    Ich finde die Kritik an den Tafeln darüber hinaus eigenartig. Almosen, auf die keine Ansprüche bestehen, sind als Ergänzung des Sozialstaats nicht problematisch. Es wird sicher niemand auf die Sozialleistungen verzichten, nur weil er oder sie zur Tafel geht.

     

    Die Tafeln schöpfen außerdem ein großes Maß an überschüssigen Lebensmitteln ab, die sonst vernichtet würden. Professionalisiertes Mülltauchen sozusagen.

     

    Als Alternative zur Bekämpfung der Tafeln, würde ich eher eine Entstigmatisierung wünschen. Tafeln als Gemeinschaftseinrichtungen, in denen sich Menschen mit verschiedenen Hintergründen treffen. Eine Professionalisierung der Volxküchenidee.

     

    There is such thing as a free lunch!

  • HR
    Hans Reimann

    Danke Frau Molling.

    Bedingungsloses Grundeinkommen!

    Schluss mit Charity und notloser Bedürftigkeit.

  • V
    verena

    Da die Leiterin der Tafel sich so gut mit der Politik versteht gibt es da bestimmt bald Pferdelasagne.

     

    http://www.bild.de/politik/inland/politiker/pferdefleisch-an-arme-verteilen-29222612.bild.html

  • C
    cyctologie

    alles wahr und alles falsch.

    niemandem geht es durch die tafeln schlechter. es wird weniger weggeschmissen.

    wenn politiker die schirmherrschaft für etwas übernehmen, ist das nicht Nichts.

     

    mag sein, dass die Hartz reformen die notwendigkeit die ressource essen besser zu nutzen begründet haben.

    dann sind sie wahre geselschaftliche evolution.

     

    statt die tafeln abzuschaffen, sollte man sie ausweiten. tafeln für alles: elektrogeräte, schuhe, kleidung.

    fusion mit tauschringen und umsonst läden....

     

    aber es ist so, wie ich es den linken schon immer vorgeworfen habe: wenn es darum geht wirklich auf 20 prozent des eigenen reichtums zu verzichten, dann ist ganz schnell schluss.

    dann kommt plötzlich das gelaber vom grundgesetz.

    nur steht nirgends in unsere tollen grundgesetz etwas von einem recht auf wohlstand.

    dort steht:

    Art. 20 I

    Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

     

    was demokratisch bedeutet, weis so genau niemand. genauso verhält es sich mit dem wort: sozial.

     

    sozial könnte in einer (materiell) zuende etwickelten gesellschaft auch bedeuten, die dinge an sich umzuverteilen, statt geld um dinge zu kaufen.

  • O
    oranier

    Dank Frau Molling eine politisch rationale Reflexion des Themas. Danke!

  • K
    killekille

    die 'tafeln' sind ein menschenunwürdiges system:

     

    99%-zwangsarbeiter, die gezwungen werden, ihre schwarzfahr-schulden zu menschenunwürdigen tagessätzn nach stichuhr abzuarbeiten, bereiten unter der ständigen androhung von knaststrafen den müll - abgelaufene billig-nahrungsmittel - für ihresgleichen auf.

     

    willkommen im zeitalter der arbeitshäuser!

     

    aber immerhin hat die leiterin das deutsche verdienstkreuz für ihr engagement erhalten und sonnt sich im lichte der oberen politichen klassen.

     

    ach, und, die kirchlichen einrichtungen besern sich durchden verkauf der gespendeten nahrungsmittel ihre kassen auf. na klar, herausgabe von essen kostet ja auch geld.

     

    dieses ganze tafel-konzept ist menschenunwürdig!

  • B
    Becker

    Sehr Lustig Herr Wowereit,sie sind nur noch peinlich. Die Armut haben sie mit ihrer Agenda 2010,noch schlimmer gemacht. Und sowas nennt sich Deutscher Sozial Politiker.

  • R
    Rellüm

    Frau Molling hat recht, das ist ein unmöglicher Zustand und steht wohl auch nicht im Armutsbericht der Regierung,

  • IM
    Ingo Müller

    Es ist in meinen Augen überhaup eine Schande, den Begriff "Tafeln" zu verwenden. Die Assoziationen, die dieser Begriff auslöst, entsprechen in keiner Weise den realen Bildern und Schicksalen.

    Es ist Orwellsches "Newspeak" und müsste "Armenspeisung" heißen.

    Mit dem Ausdruck "Tafeln" werden die Ursachen der fortschreitenden Verarmung weiter Teile der Bevölkerung verharmlost und versteckt.

  • N
    Natürlich

    Welch Überraschung: Was ich beim essen spar gebe ich für Konsum aus. Gäbe es keine Tafeln, gingen wohl manche Nutzer seltener in's Kino, hätten einen Fernseher, der ein paar Zoll kleiner und weniger flach ist (oder, OH SCHRECK, gar keinen Fernseher!) etc pp.

     

    Welch ein Armutszeugnis. Allerdings nur für die angeblich wissenschaftlich arbeitende Interviewte hier.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Tafeln sind nicht mehr weg zu denken.Viele Mensceh n die von Sozialtransferleistungen leben müssen sind dankbar,dass es die Tafeln gibt und ihnen ermöglicht dass die Geldbörse etwas geschont wird,was die Abgabe vo Lebensmitteln durch die Tafel betrifft.Nachdenklich stimmt es schon,dass es in einem der reiichsten länder der werlt öffentliche Ausgabestellen gibt um arme Menschen zu unterstützen.