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Der smarte Rechtsextreme

Er erfüllt keines der erwarteten Klischees eines Rechtsextremisten. Kurze gegelte Haare, adrettes Sakko – smart, aber nicht zu modisch möchte Frank Franz erscheinen. In vielen Parteien könnte der 35-jährige Saarländer so aktiv sein. Ist er aber nicht. Seit Jahren engagiert er sich in der NPD. Am Samstag ist er zum neuen Bundesvorsitzenden der ältesten rechtsextremen Partei Deutschlands gewählt worden.

Auf dem Bundesparteitag in Weinheim konnte der dreifache Familienvater sich gegen Peter Marx und Sigrid Schüßler durchsetzen. Der sächsische Landesvorsitzende Holger Szymanski hatte ihn ins Gespräch gebracht. Keine Überraschung: Den „sächsischen Weg“ der „radikalen Seriosität“ möchte Franz, früherer Oberfeldwebel, weiter vorantreiben. In der NPD-Monatszeitung Deutsche Stimme (DS) legte Franz, der Ratsmitglied in seiner Geburtsstadt Völklingen ist, dar, dass die NPD eine „Volkspartei“ werden müsste und keine „ideologische Sekte“. „Wir werden die Bürger nicht mit Facebook-Beiträgen gewinnen, die mit Superlativen und heroischem Pathos gespickt sind.“ Das möchten die „eingefleischten Nationalisten wunderbar lesen“, für den „anpolitisierten Bürger“ jedoch wirke es „wie aus einer anderen Welt“, schrieb er im September 2014.

Im Oktober versicherte er andererseits, keine Grundwerte der Partei aufgeben zu wollen. Er, der als Parteipressesprecher immer freundlich bemüht war, schob dennoch nach, dass die NPD sich „mit größter Gewissenhaftigkeit“ der Frage stellen müsse: „Wer ist deutsch?“ Und er verwies auf den deutschtürkischen Schriftsteller Akif Pirincci, der „dieser Tage auch von uns Nationalisten für seine mutigen Aussagen regelrecht gefeiert wird. Er sieht sich als Deutschen.“

In der Partei dürften diese Überlegungen auf Kritik stoßen. Nach „Apfel I“ nun „Apfel II“, wird auf dem Szeneportal Altermedia despektierlich an dem ehemaligen Bundesvorsitzenden Holger Apfel erinnert, der zuerst von der „radikalen Seriosität“ sprach und dann wegen des Vorwurf des sexuellen Übergriffs auf einen Kameraden sein Amt niederlegen musste. Auf Altermedia heißt es zu Franz aber auch: „Für die Öffentlichkeit ein neues, sympathisches Gesicht.“

ANDREAS SPEIT

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