: Alle wollen Baby-Betreuung
Die Bürgerschaft ist sich einig: Mehr Kleinstkinderbetreuung muss schnell her. Strittig ist nur, für wessen Kinder zuerst
Prinzipielle Einigkeit herrschte am Dienstag bei der Bürgerschaftsdebatte zur Betreuung von Kindern im Alter von Null bis Drei Jahren. Den Tenor formulierte der FDP-Abgeordnete Magnus Buhlert: „Das ist gut – davon brauchen wir mehr.“ Doch in welchem Stadtteil dies Vorhaben auf den Weg gebracht werden soll, war Gegenstand einer hitzigen Debatte.
Eine vom Senat in Auftrag gegebene Studie der Universität Bremen hatte ergeben, dass die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kinder in diesem Alter mit zunehmendem Bildungsniveau der Eltern ansteigt. Erwerbslose und bildungsferne Schichten hingegen lassen ihre Kinder nur selten vor dem Kindergartenalter betreuen.
Vor diesem Hintergrund kritisierte die jugendpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Sandra Ahrens, dass derzeit im – eher armen – Huchting Überkapazitäten herrschen, während im – eher wohlhabenden – Borgfeld 113 Kinder auf einer Warteliste stehen. „Im Moment fahren Eltern aus der Neustadt ihre Kinder nach Huchting – das kann es ja wohl nicht sein“, so Ahrens. Die Planung müsse sich am realen Bedarf orientieren.
„Da können sie sich auf den Kopf stellen – das machen wir genau so und nicht anders“, sagte Karin Garling, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in der bremischen Bürgerschaft.
Die Planung sei sinnvoll, um benachteiligte Familien zu ermutigen, ihre Kinder früh in Kinderkrippen und ähnliche Einrichtungen zu bringen.
Derzeit gibt es in Bremen 370 Betreuungsplätze für Kinder unter vier Jahren. Die rot-grüne Koalition hat angekündigt, bis August dieses Jahres die Kapazitäten auf insgesamt 580 Plätze auszubauen. Damit soll eine Versorgungsquote von 10 Prozent erreicht werden. Bis zum Jahr 2014 soll im Rahmen einer bundesweiten Regelung die Versorgungsquote auf 35 erhöht werden. Der Bund hat Bremen für die kommenden sechs Jahre hierfür 16,5 Millionen Euro zugesichert. Christian Jakob
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen