: Streit um Ausweitung der Kinderbetreuung
Elternvertreter kritisieren die Konzentration der Hilfen auf Hartz-IV-Empfänger. SPD-Politiker weisen das empört zurück
Die Zentrale Elternvertretung der Kita-Kinder (ZEV) begrüßt die Ziele der Koalition im Bereich frühkindlicher Bildung, hat aber deren Umsetzung heftig kritisiert. Die Regelkindertagesstätten würden durch die am 1.April vom Senat beschlossenen Umstrukturierungen „personell schlechter“ dastehen als heute, heißt es in einer Erklärung des ZEV. Einer der Sprecher der Kita-Eltern ist Achim Boot, dienstlich Mitarbeiter des kommunalen Eigenbetriebes „Kita Bremen“.
Die Forderung der Elternvertreter für den Personalschlüssel: „Keine Einrichtung darf schlechter gestellt sein, als vorher.“ Das kostenlose Mittagessens für Familien, die von Hartz IV leben, finden die Elternvertreter nur „grundsätzlich“ gut, konkret aber „bedenklich“, weil damit viele 4-Stunden-Plätze auf 5-Stunden-Plätze aufgestockt werden müssten. Und das erfordert eben mehr Personal. Solange die Betreuungsangebot unter 3jähriger so weit unter dem Bedarf liegen, sollten zudem die Sozialindikatoren des Stadtteils nicht das einzige Kriterium für die Einrichtung von solchen Plätzen sein.
Karin Garling, die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, hat geradezu empört auf die Kritik des ZEV reagiert. „Die einseitige Kritik der Zentralen Elternvertretung ist für mich nur ganz schwer zu ertragen“, erklärte sie. „Ich frage mich, wessen Interessen hier eigentlich vertreten werden. Die Interessen aller Kinder sind es jedenfalls nicht.“
Garling betont, dass die Ausweitung der Betreuungszeiten von vier auf fünf Stunden (incl. Mittagessen), die durchgehende Ferienbetreuung, die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren und die Erhöhung der Zuwendungen für Elternvereine allen Kindern zugute kämen. „Die Behauptung, dass bei dem beschlossenen Ausbau der Kindertagesbetreuung einige Kinder leer ausgehen, ist unverschämt und reine Stimmungsmache.“ Besonders verärgert zeigt sich Garling über das halbherzige Bekenntnis bzw. Kritik der ZEV zur Einführung eines kostenlosen Mittagessens für die Kinder, deren Eltern aufgrund ihrer finanziellen Situation nur den Mindestbeitrag zahlen. Die Elternvertreter würden „die soziale Realität in unseren Städten“ ignorieren, meint Garling. KAWE
Elternvertretung: www.zev-bremen.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen