: Sahara elektrisiert Europa
Solarstrom „von Adrar nach Aachen“: Deutsch-algerische Energiekooperation auf neuen Wegen
BERLIN taz ■ Von Algeriens 2,38 Millionen Quadratkilometern sind 80 Prozent Wüste, über der ständig die Sonne scheint. Das könnte theoretisch sämtliche Energieprobleme der Welt lösen: Algeriens Solarenergiekapazität liegt bei 170.000 Terrawattstunden (TWh) pro Jahr – der globale Energieverbrauch betrug 2005 knapp 140.000.
Solarprojekte in Algerien haben daher Hochkonjunktur. „Trec“ (Transmediterrane Erneuerbare Energiekooperation), eine 2003 entstandene Kooperation des Club of Rome mit mehreren Forschungszentren, hat ein Konzept erarbeitet, Solarstrom aus Südalgerien nach Europa zu exportieren – „von Adrar nach Aachen“, wie das Projekt ausführt, das Ende 2007 anlässlich einer Algerienreise von Bundespräsident Horst Köhler vorgestellt wurde. Präsentiert wurde es vom Konsortium „New Energy Algeria“ (Neal), das die staatlichen algerischen Energiegiganten „Sonatrach“ und „Sonelgaz“ mit dem privaten Partner Sim (Semouleries Industrielles de la Mitidja) 2002 gründeten.
Das Kabel soll über Sardinien und die Alpen nach Deutschland führen und zwei Milliarden Euro kosten. Teurer, mit bis zu 18 Milliarden, wären die Solarkraftwerke – viel Geld. „Wichtig ist, dass in der Politik etwas ruckt“, sagt dazu Gerhard Knies von „Trec“. Dass die deutsche Firma MAN, die sich für die Umsetzung interessiert, Merkel bei der Algerienreise begleitete, und dass die kürzlich gegründete Mittelmeerunion die Förderung von Solarenergie vorsieht, „ist ein Ruck“, hofft er: „Plötzlich heißt es in Nordafrika: Aha, Europa zieht jetzt ernsthaft in Erwägung, von uns Strom zu kaufen.“
Knies hofft, dass nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wird. Das Konsortium Neal baut schon. In Hassi R’Mel in Südalgerien entsteht die nach Angaben des Informationsbriefes „African Energy“ größte Solaranlage der Welt, mit einer Fläche von 180.000 Quadratmetern und einer Kapazität von 25 Megawatt, die Gasturbinen mit einer Kapazität von 130 Megawatt antreiben sollen. Drei noch größere Projekte sind in Planung. D.J.
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