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Friedensbewegung erwacht

Nach einem Wochenende des bundesweiten Protests formieren sich auch in der Hauptstadt die Gegner eines Krieges gegen den Irak. Die Allianz reicht von den Kirchen über Attac bis zur PDS

von PHILIPP GESSLER

In Tübingen waren es 3.000, in Rostock 5.000, auch in Köln, Bonn, Hamburg, Heidelberg, Münster und Göttingen trieb es hunderte auf die Straße: Die Friedensbewegung ist wieder da, und in Berlin wird sie am 15. Februar ihren (vorläufigen) Höhepunkt erreichen – die Organisatoren der bundesweiten Kundgebung gegen den drohenden Irakkrieg rechnen mit mehr Demonstranten, als zu den Protesten gegen den Besuch von US-Präsident Bush im Mai vergangenen Jahres kamen. Damals protestierten zehntausende auf den Straßen der Hauptstadt.

Dass es dieses Mal deutlich mehr werden, ist schon deshalb anzunehmen, da am Wochenende selbst die Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg ihre 1,26 Millionen Mitglieder dazu aufrief, an der Großdemonstration am 15. Februar teilzunehmen. Das Kirchenparlament forderte die Bundesregierung in einer mit großer Mehrheit angenommenen Erklärung auf, im UN-Sicherheitsrat einen Krieg im Irak abzulehnen. Außerdem sollten sich Kirchenmitglieder, die im öffentlichen Leben Verantwortung trügen, gegen den Krieg aussprechen.

Schon zu Beginn der Synode hatte Bischof Wolfgang Huber vor einem Krieg im Irak gewarnt. Viele der 23 Millionen Iraker seien schon Opfer von Saddam Husseins Diktatur geworden, sagte er in seiner Predigt. „Aber noch mehr von ihnen würden Opfer eines Krieges, welchem Motiv auch immer er entspringen mag“, betonte das Kirchenoberhaupt. „Und warum nur der Irak, warum nicht Nordkorea? Und wenn der Irak, was geschieht dann mit Israel und Palästina? Gibt es keinen anderen Weg, um einem Diktator das Handwerk zu legen? Und wenn Krieg – wie soll er zu Ende kommen?“

Die katholischen Bischöfe wollen heute in einer gemeinsamen Erklärung vor einem Krieg gegen Bagdad warnen. Der Trierer Bischof Reinhard Marx forderte, die Christen müssten sich „an die Spitze einer neuen Bewegung für den Frieden“ setzen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock, sagte, es müsse wieder Protestaktionen wie beim Golfkrieg vor zwölf Jahren geben. Die Kriegswarnungen von christlicher Seite sind so massiv, dass sich selbst PDS-Vertreter in Berlin erfreut zeigen über die klaren Worte, etwa des Papstes vor einer Woche. „Das macht uns Hoffnung“, erklärte der Vizelandeschef Udo Wolf öffentlich. Auch die Gruppen des Netzwerks „Attac“ wollen ihren Widerstand gegen den drohenden Krieg verstärken, kündigten die Globalisierungskritiker an.

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