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Vor der WahlMinister Oppermann in Oldenburg

Auf Wiedersehen, meine Freunde

„Lasst uns auf dem Teppich bleiben. Wir haben in Niedersachsen gerade einen Kredit über drei Milliarden Euro aufgenommen. Der Finanzminister ist froh über jeden Tag später, an dem er die Zuschüsse für die Kultur auszahlt.“ Das sagt der Noch-Minister für Wissenschaft und Kultur Thomas Oppermann (SPD) bei einem Treffen mit der Oldenburger „Kulturszene“ und fügt hinzu: „Wir wollen ja ehrlich sein – auch vor der Wahl.“

Es sind die letzten Wahlkampfstunden, und der junge Minister absolviert eine der leichteren Veranstaltungen. Immerhin gibt es auch in Oldenburg über 100.000 Wahlberechtigte, die am Sonntag ihr Kreuzchen setzen sollen. Also hört sich Oppermann zusammen mit Landtags-Kandidat Wolfgang Wulf bei Kaffee, Schoko-Donuts und Blaubeer-Muffins die Sorgen und Streicheleinheiten der Kulturschaffenden an.

„Wie weit sind die Fördermittel sicher?“ – fragt ein Teilnehmer – “falls sie da auch weiterhin ihre Hand im Spiel haben.“ Oppermann ist natürlich sicher, dass er bei der Geldvergabe auch in der nächsten Amtsperiode mitmischen wird. Was allerdings die Beträge angeht sagt er: „Ich kann ihnen nur die Sicherheit geben, die ich habe. Ich muss aber auch jedes Jahr fragen wie hoch mein Budget ist.“ Er wisse wenigstens, dass er ein Budget habe, kam es aus dem Kulturkreis zurück.

„Geben Sie der Kultur eine Chance diese schwere Zeit zu überstehen.“, bittet Oppermann mit sorgevollem Blick. Sein Beitrag dazu: Er will die Tarifstrukturen für Theaterangestellte „beweglicher“ machen und helfen die „EU-Töpfe anzuzapfen“. Außerdem rät er im Bereich Personal und Verwaltung einzusparen. „Wir brauchen Wachstum und Beschäftigung, um die Steuereinnahmen zu erhöhen“, dann könne auch die Kultur bezahlt werden, schlägt er vor und glaubt, Minister Clement werde das richten. Was die Konzeptionsförderung betrifft zeigte er sich optimistisch, man wolle zunächst Bilanz ziehen und dann entscheiden ob das Förderprogramm weiterläuft. „Wir fördern nicht mit der Gießkanne, wir fördern Qualität“, betont Thomas Oppermann. In Oldenburger Kultur Einrichtungen sei dadurch eine enorme Qualität entstanden.

Besorgt zeigte sich die Kulturszene über die große Konkurrenz etwa durch die Bremer Van Gogh Austellung oder die Nackten in Emden, durch Zusammenarbeit versprechen sie sich mehr Geld für die Region. Den Vorschlag, Großprojekte länderübergreifend zu organisieren, will der Minister unterstützen.

Als sei es ein Abschied, bedankten sich die Kulturschaffenden bei den Politikern „für die Initiative und das Engagement“. „Ich habe die Konkurrenz im Haus gehabt – ich hoffe wir können weiter zusammenarbeiten.“

Oppermann vertröstete seine Gäste, sie sollten durch „Krisenmanagement“ noch drei Jahre durchhalten, dann seien die schweren Zeiten vorbei. Woher er die Gewissheit nehme? Das sei der „ungebrochene Optimismus eines Menschen, der an die politische Gestaltbarkeit glaubt“.

Laura Ewert

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