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Die Rolle des Präsidentensohns

Die Mörder des mosambikanischen Journalisten Carlos Cardoso wurden verurteilt

JOHANNESBURG taz ■ Offiziell ist die Mordsache Carlos Cardoso mit dem Urteilspruch vom Freitag abgeschlossen. Doch die Untersuchungen, wie tief Nyimpine Chissano, Sohn des mosambikanischen Präsidenten, in die Erschießung des prominenten mosambikanischen Journalisten vor zwei Jahren verstrickt ist, den Mord vielleicht sogar direkt in Auftrag gab und das Geld für die Killer besorgte, haben gerade erst begonnen.

Insgesamt fünf Stunden begründete das Gericht in der Hauptstadt Maputo sein Urteil, das die sechs geständigen Täter wie erwartet zu Höchststrafen zwischen 23 und 28 Jahren verurteilt. Und noch während des Richtervortrags begann in Südafrika ein paralleles Verhör, das eng mit dem Fall Cardoso verbunden ist: Der südafrikanischen Polizei war es genau einen Tag zuvor gelungen, den auf der Flucht befindlichen Hauptverdächtigen, Anibal dos Santos Junior, in einem Vorort von Pretoria festzunehmen. Er war im vergangenen September unter mysteriösen Umständen aus dem Gefängnis in Maputo geflohen, mit Hilfe aus Regierungskreisen, wie spekuliert wird. Dos Santos, der in Abwesenheit zu 28 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde, will nun freiwillig nach Mosambik zurückkehren: „Es ist Gottes Wille“, sagte er am Freitag in Pretoria.

Carlos Cardoso hatte sich wegen seiner mutigen Arbeit bei der Aufdeckung von Korruptions- und Skandalgeschichten in Mosambik den Ruf, einer der unabhängigsten und unerbitterlichsten Journalisten des Landes zu sein, erworben. Zurzeit des Mordes recherchierte er einen Korruptionsfall, der eine der größten staatlichen Banken betrifft: Kurz vor deren Privatisierung 1996 waren 14 Millionen US-Dollar verschwunden. Präsidentensohn Nyimpine Chissano ist erst spät im Gerichtsfall beschuldigt und nicht ins Verfahren eingebunden worden. Er soll die Mörder bezahlt haben, lehnt jedoch jegliche Schuld ab.

MARTINA SCHWIKOWSKI

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