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Zwischen „slow“ und „bio“

Am Wochenende findet in Bremen die „Slow Fisch“ statt – die erste Messe ihrer Art im ganzen Norden. Doch nicht alles, was dabei bewusstes Genießen verspricht, darf auch als nachhaltig gelten

VON JAN ZIER

Es wird die erste Slow Food-Messe in ganz Norddeutschland sein, und dass sie ausgerechnet nach Bremen kommt, ist nicht selbstverständlich. Auch wenn es am kommenden Wochenende in erster Linie um den Fisch geht. Gerade im calvinistisch geprägten Bremen hat das bewusste Genießen beim Essen wenig Tradition, und die regionale Küche beherbergt wenig kulinarische Schätze, die überhaupt gehoben werden könnten. Vielleicht haben die Messeorganisatoren die „Slow Fisch“ deshalb gleich mit den Messen „Reiselust“ und „Caravan“ zusammen gelegt. Alles in allem erwarten sie 10.000 BesucherInnen. Zur Slow Food Messe in Stuttgart kamen im Frühjahr über 70.000 Menschen.

„Slow Food“ bedeutet dabei nicht, besonders langsam zu essen, sagt Otto Geisel, der Bundesvorsitzende jener gut 20 Jahre alten Bewegung. „Es geht darum, Produkte zu verwenden, die nicht gegen die Natur entstanden sind.“ „Gut, sauber, fair“ lautet das Leitmotto der Messe. Doch da fängt das Problem schon an, gerade beim Fisch. Zum offiziellen Pressetermin etwa gab es gestern Seeteufel – einen Fisch, von dem Greenpeace sagt, seine Bestände würden „nicht nachhaltig“ befischt. Ähnliches gilt auch für den Barsch oder die Makrele, mit der die Organisation selbst die Messe bewirbt. Dabei hat sie sich gerade der Nachhaltigkeit verschrieben. „Normalerweise passt das nicht zusammen“, gibt Gernot Riedl, Slow Food Sprecher in Bremen zu. „Im Grunde dürfte man angesichts der überfischten Meere ja gar keinen Fisch mehr essen.“ Auch wenn Ernährungsphysiologen das Gegenteil propagierten.

Schon jetzt seien 77 Prozent der globalen Bestände bis an ihre Grenzen befischt oder gar überfischt, sagt der World Wide Fund For Nature (WWF) – und bis 2050 könnten die Ozeane ganz leer gefischt sein. Zugleich ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch- und Meeresfrüchten in Deutschland allein in den vergangenen drei Jahren um ein Fünftel gestiegen, auf 16,4 Kilo im Jahr.

Wie viel davon als Öko-Fisch durchgehen kann, ist umstritten. Gemüsehändler Riedl mahnt klare Standards an, wie sie auch im ökologischen Landbau existieren. „Bis jetzt kann beim Fisch jeder machen, was er will.“ Zugleich werde man um die auch von Greenpeace vielfach kritisierten Aquakulturen „auf Dauer nicht herumkommen“. Mittlerweile stammen zwar fast 30 Prozent des hierzulande erhältlichen Fisches aus Fischereien, die das vom WWF anerkannte Zertifikat „Marine Stewardship Council“ (MSC) tragen oder wenigstens beantragt haben. Doch selbst das blaue Siegel wird von ExpertInnen kritisiert. Und immer noch werden für jedes Kilo konventioneller Seezunge mindestens sechs Kilo Fisch als Abfall entsorgt.

Die Messe wird gerade Fragen der Nachhaltigkeit auf mehreren namhaft besetzten Podien diskutieren. „In Bremen sitzt viel Kompetenz in Sachen Fisch“, lobt Riedl. Der meiste Fisch indes wird heutzutage in Frankfurt umgeschlagen. Zugleich arbeiten allein in Bremerhaven gut mehrere tausend Menschen in der Fischindustrie – nicht zuletzt dort, wo traditionelle Tiefkühlkost produziert wird. Fischstäbchen etwa. Umso passender, dass ein Messe-Schwerpunkt die Ernährung an Schulen und Kindergärten ist. Dazu haben sich schon mehr als 600 Kinder angesagt.

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