hindenburg: Der Greis und die Stadt
Es gibt drängendere Probleme – ein Krieg droht, die Arbeitslosigkeit explodiert, die Stadt ist pleite. Doch wie so oft, wenn Politik nichts oder nur wenig tun kann, um die großen Schwierigkeiten zu überwinden, weicht sie aus. Auf symbolische Politik, auf, und dieses Wort passt hier: Nebenkriegsschauplätze.
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Denn es geht um den General Paul von Hindenburg, den früheren Reichspräsidenten. Der „Held von Tannenberg“ (womit Gott sei Dank kaum noch jemand was anfangen kann), brachte Hitler an die Macht und feierte mit ihm den Beginn der Diktatur am „Tag von Potsdam“ vor 70 Jahren. Dieser unselige Greis bleibt nach dem gestrigen Beschluss ein Ehrenbürger unserer Stadt.
Es gibt viele gute Argumente, ihn von dieser Liste zu streichen. Genauso, wie es Argumente, wenn auch weniger und schlechtere, gibt, dies nicht zu tun. Man muss diese Argumente jedoch auch austauschen – und sich nicht mit einem Kniff der Geschäftsordnung des Parlaments aus der Affäre ziehen, wie es SPD, Union und FDP taten. Nun sind die Abgeordneten keine Historiker, und das Abgeordnetenhaus sollte kein historisches Seminar werden. Aber wenn das Parlament das Thema „Ehrenbürger Hindenburg“ als wichtig betrachtet, muss es sich dieser geschichtspolitischen Debatte stellen.
Ob am Ende einer solchen Diskussion Hindenburg dann noch Ehrenbürger ist, ist fast nicht mehr so wichtig. Denn in diesem Fall ist der Weg das Ziel. Wie beim Holocaust-Mahnmal, bei dem die Debatte für und wider ein Teil des Denkmals geworden ist, kann so aus symbolischer Politik etwas werden: ein Beitrag zum Lernen aus der Geschichte.
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