steffen grimberg: Die Teufel im Detail
Johannes B. Kerner und Reinhold Beckmann reichen sich die Hände. Aber kann der angeblich „gute Zweck“ die Mittel heiligen?
Es war vor einer Woche, als sich der eben abgesägte Chef der Bundesagentur für Arbeit, Florian Gerster, als Opfer einer sinistren Kampagne sah. Böse Frau Engelen-Kefer (DGB), blöder BA-Verwaltungsrat und vor allem: böse Medien. Sie, die Opposition und die BA-Mitarbeiter hätten auf Gersters Sturz hingearbeitet.
Das mit der Medienkampagne war natürlich Unsinn. Hatte Herr Gerster bei so viel kommunikationsmächtiger Beratung – Sie wissen schon: WMP, Roland Berger, usw. – gar nicht nötig.
Außerdem kann das Verhältnis zu den Medien nicht so schlimm sein, wenn so illustre Herren wie die hier abgebildeten endlich was tun gegen die böse Arbeitslosigkeit. Das ist doch mal eine Medienkampagne! Gemeinsam engagieren sich Johannes B. Kerner und Reinhold ohne Zwischeninitial Beckmann. Und überwinden dabei sogar noch die Scheu ihrer jeweiligen Haussender voreinander. So einig sind sich ZDF und ARD sonst ja nicht mal in der Gebührenfrage.
Obwohl auch hier der Teufel wie immer im Detail steckt. Wenn Sie sich das Bild, das uns derzeit bundesweit in Plakatwandformat begegnet, mal etwas genauer betrachten, fällt Ihnen was auf? Nein, nicht dass die beiden die Mikrofone so halten, als würden sie gerade zu Flughafen-Sicherheitskräften umgeschult, die einem immer mit diesen Aufspürgeräten für Weapons of Mass Destruction vor der Knopfleiste rumfuchteln.
Es ist viel Besorgnis erregender: Sie sehen hier schon die ersten Ergebnisse der großen Sparquote 2004, mit der ARD und ZDF die Gebührenerhöhung auf radikale 99 Cent senken wollen. Beckmann interviewt ab sofort immer montags in der ARD Herrn Kerner. Und von Dienstag bis Freitag kommt der Reinhold dann zum Johannes B. ins ZDF. Und die Fußball-Bundesliga läuft dann natürlich schon längst wieder – auf Sat.1.
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