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„Die Rivalitäten sind passé“

Claudia Lux, Generaldirektorin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, über die mögliche Nutzung des Humboldt-Forums

CLAUDIA LUX, 58, ist Generaldirektorin der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB).

taz: Frau Lux, der Architektenwettbewerb ist entschieden. Sind Sie zufrieden?

Claudia Lux: Ich freue mich auf eine aufregende Hülle für ein aufregendes Projekt. Ob barock oder modern, spielt für mich keine Rolle. Wichtig sind zusammenhängende, gut zu bespielende Flächen mit einer Tunnelverbindung zu unserem Standort in der Breiten Straße. Schließlich rechnen wir mit mehr als 10.000 Besuchern pro Tag.

Auf dem Schlossplatz wollten Sie die auf drei Standorte verteilten Bestände der Bibliothek zusammenführen. Jetzt erhalten Sie statt 50.000 nur 4.000 Quadratmeter. Was lässt sich damit anfangen?

Das Humboldt-Forum kann keinen Standort ersetzen. Aber es bietet uns die Möglichkeit, in der Stadtmitte ein ganz neues Bibliothekskonzept zu erproben. Ein interaktives kulturelles Zentrum für Kinder und Erwachsene.

Eine Kulturbibliothek mit Jugendbereich?

Eher ein Wohnzimmer der Stadt. Ein Aufenthaltsraum für kulturelle Bildung, in dem man sich etwa eine Oper anhören, eine Inszenierung davon ansehen und dann alles über den Komponisten nachlesen kann.

Bei Ihnen läuft also Verdi und nebenan zeigt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz melanesische Einbäume. Was hält das „Fenster des Weltwissens“ im Geiste Humboldts inhaltlich zusammen?

Nehmen Sie das Kinderbuch „Gullivers Reisen“, das zu unserem Bestand gehört. Die darin beschriebenen „Lilliputaner“ haben ihr Vorbild in afrikanischen Pygmäenstämmen. Wie diese leben und wie Kulturen in anderer Welt mit kleinwüchsigen Menschen umgehen, können Kinder anhand der Exponate der Außereuropäischen Sammlungen erfahren. Es gibt viele Ansatzpunkte für gemeinsame Ausstellungen und Veranstaltungen.

Ein inhaltliches Konzept für das Humboldt-Forum ist nicht bekannt, dafür stritten Sie bislang mit Humboldt-Uni und Preußenstiftung um jeden Quadratmeter. Sind Sie sich inzwischen einig?

Seitdem die Aufteilung der Flächen klar ist, sind Rivalitäten passé. Wir arbeiten in intensiven Gesprächen an einem gemeinsamen Konzept, das wir im Herbst 2009 vorstellen wollen, unter anderem in der geplanten Humboldt-Box.

Was erhoffen Sie sich von der Stiftung Humboldt-Forum, deren Gründung letzte Woche beschlossen wurde?

Vor allem die Finanzierung von Präsentationen im Gemeinschaftsbereich, der Agora. Damit wollen wir Publikum anziehen: Berliner, Touristen, Jugendliche, Kulturschaffende. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die man nur mit entsprechender Finanzierung leisten kann. Aber einen Generalintendanten, einen obersten Chef brauchen wir dafür nicht, da sind wir Nutzer uns einig. INTERVIEW: NINA APIN

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